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Tour

Walensee Nordufer

Erste schneefreie Frühjahrswanderung an der Riviera der Ostschweiz

Klingt erst mal wie ein harmloser Frühjahrsspaziergang am See, trifft aber für die Wanderung von Walenstadt nach Weesen sicherlich nicht zu. Ein wenig Kondition kann nicht schaden, es kommen immerhin 1.100 hm und 22 km zusammen.
Da ist man schon einige Stunden unterwegs und läuft als Solowanderer Gefahr, dass einem in der langen Zeit die Themen für Selbstgespräche ausgehen.

Deshalb freute ich mich sehr über die Begleitung einer Wanderfreundin. Wenn es die Puste erlaubte, kam so manch erfreulicher Dialog zustande.


Wir starteten um 7 Uhr ab Konstanz Richtung Weesen. Dort angekommen fuhren wir durch bis zum Ortsteil Fli und hielten Ausschau nach einem Parkplatz in der Nähe der Bushaltestelle. Direkt daneben wurden wir an der Fly-Garage fündig. Ich fragte vorsichtshalber noch einen Mechaniker, ob es in Ordnung ginge. Nach dem ok hatten wir grade genügend Zeit, die Wanderschuhe anzuziehen, dann kam auch schon das Postauto. Dieses brachte uns nach Ziegelbrücke, wo wir in den Zug nach Walenstadt umstiegen.

Start um 10 Uhr in Walenstadt, zuerst hin zum See und ein Stück am Ufer entlang. Schon bald ging es dann aber steil auf einer Forststraße nach oben durch viel Wald, dabei durften über 400 Höhenmeter aufgestiegen werden, ehe es über einen etwas ruppigen Pfad wieder abwärts ging.
Beim Abstieg Richtung Au, der auf einem Waldpfad mit viel Laub, Wurzeln und einigen Steinen verlief, war ein schneller Schritt nicht ratsam und bedurfte doch etwas Aufmerksamkeit. Später wurde es wieder angenehmer, der Weg nach Quinten zog sich aber noch mal in die Länge.

Die Gegend am Walensee-Nordufer rund um das malerische Quinten, wird wegen der begünstigten, sonnenexponierten Lage unter den Steilwänden der Churfirsten und dem damit verbundenen, milden Klima, auch als die „Riviera der Ostschweiz“ bezeichnet.

In Quinten ist der Frühling schon eingekehrt mit Osterglocken, Traubenhyazinthen, Forsythien, Mandelbäumchen und Magnolien. Wir überlegten kurz, ob es heute bei einer Gennusswanderung bleiben und wir nach kulinarischer Pause mit dem Schiff nach Murg übersetzen sollten, verwarfen den Plan aber bald zugunsten eines weiteren, kräftezehrenden Aufstiegs.
Nicht den „Grüezi-Weg“, sondern den weiss-rot-weiss markierten Weg Richtung Bidem nahmen wir unter die Füße.
Da wussten wir noch nicht, dass dieser Weg einige Überraschungen für uns bereithalten und sich die zweite Hälfte der Tour zu einem Hindernislauf entwickeln sollte…
Stramm ging es bergauf an der steilen Südflanke vom Leistchamm, bis wir dann die erste Hürde in Form eines alten, breiten Lawinenkegels meistern mussten. Mit einiger Vorsicht ging die Querung aber problemlos.
Weitere Hindernisse folgten. Bäume, die sich einfach auf den Weg gelegt hatten und nicht zur Seite rücken wollten. Durch monströse Altlaubansammlungen musste man den schmalen Pfad mit jedem Schritt vorsichtig ertasten. Schliesslich folgte ein weiterer Lawinenkegel, den wir aber relativ einfach umgehen konnten.
Endlich am höchsten Punkt „Bidem“ auf 933 m angekommen, waren wir froh und erleichtert über den gut gemeisterten Aufstieg – von nun an ging es bergab. Es wartete „nur“ noch ein längerer Abstieg auf uns, wobei die Stöcke im oberen, steileren Teil gute Dienste leisteten. Über Seerenwald, am beeindruckenden Seerenbachfall vorbei, bis wir bei der schönen Kapelle Betlis die asphaltierte Strasse erreichten.
Von dort zog sich der Weg über Betlis zäh wie Kaugummi zurück nach Weesen-Fli. Müde und glücklich kamen wir nach über 8 Stunden Wanderzeit, aber noch bei Tageslicht, wieder am Auto an. Dank reger Unterhaltung verlief die Rückfahrt sekundenschlaflos und wie im Flug.


Die landschaftlichen Eindrücke waren wieder mal klasse. Durch das noch fehlende Blattwerk an den Bäumen hatte man fast über die gesamte Weglänge den Walensee und die gegenüberliegenden Gipfel im Blick, von denen insbesondere der Mürtschenstock hervorstach.

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