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Chilkoot Trail

Nachdem wir in den vorigen Jahren den Südwesten Kanadas eroberten, rief uns im Sommer 2007 der hohe Norden. Fernweh und Abenteuerlust führten uns zum legendären Chilkoot Trail. Von Whitehorse im Yukon nach Skagway/Alaska ging es mit dem Zug, dann 53 km zu Fuss über den Chilkoot Pass und von dort mit dem Wasserflugzeug zurück nach Whitehorse. Weiter mit mit dem Mietwagen auf dem Klondike Highway über Keno nach Dawson City. Der Top Of The World Highway führte uns nach Tok/Alaska und der Alaska Highway schliesslich wieder zurück nach Whitehorse.
Dies ist kein chronologisch durchgängiger Reisebericht, ich habe nur ein paar markante Geschichten aufgeschrieben. Viel Spass beim Lesen!

Etwas Geschichte vorab

Gold am Klondike!
Diese Schlagzeile lockte im Winter 1897 Tausende aus ganz Amerika in die Wildnis des hohen Nordens von Knada. Ein beispielloser Goldrausch hatte begonnen. Scharen strömten innerhalb weniger Wochen an die Westküste, um von San Francisco, Seattle oder Vancouver nach der an der Inside Passage gelegenen Hafenstadt Skagway zu schippern. Von dort mussten die Goldhungrigen zu Fuss den Chilkoot Pass überqueren, dann Boote zimmern, die sie vom Lake Bennett über ein zusammenhängendes Fluss- und Seen-System zum Yukon-River bringen sollten, um nach weiteren 800 km in Dawson City zu landen.
Der 1.067 m hohe und 45° steile Chilkoot Pass, der von den der Athapaska- und Na-Dené-Indianern als Handelsroute benutzt wurde („Chilkoot“ ist eine Abwandlung von „Chilkat“, dem Namen einer Gruppe der Tlingit), war der einzige gletscherfreie Weg von Skagway nach Bennett und erwies sich damit als Pforte ins Goldparadies.
Doch der Weg zum Reichtum war mit allerlei Gefahren, Mühsal und Scheitern gepflastert.
Mitten im Winter begann die Odysse ins gelobte Land, denn die Seen und Flüsse im Yukon mussten rechtzeitig zum Brechen des Eises erreicht werden, um in den wenigen, eisfreien Monate im Sommer nach Dawson zu kommen.
An der kanadischen Grenze auf Höhe des Passes mussten die Goldsucher Ausrüstung und Proviant für ein Jahr vorweisen können, um passieren zu dürfen, in Summe belief sich das Gewicht der erforderlichen Ausrüstung auf 1 Tonne. In durchschnittlich 30 Etappen wurden die Güter dann über den Pass transportiert, so musste für die 53 km von Dyea nach Bennett eine 3000 km lange Wegstrecke zurückgelegt werden, wer dies schaffte, brauchte 3 Monate dafür.
Eine Geschichte erzählt, dass ein besonders geschäftstüchtiger Bursche 1.500 Stufen aus dem Eis schlagen liess – die berüchtigten „Golden Stairs“ – um dann von den Stampeders Wegezoll zu erheben. Er wurde damit reich und konnte sich die mühselige Goldschürferei ersparen.
Für viele endete das Goldfieber aber in einem Drama, bevor sie den Pass erklommem hatten.
Von den 100.000 Goldsuchern erreichte nur knapp die Hälfte den Klondike.

100 Jahre später…

Genau 110 Jahre später, im Sommer 2007, folgten wir den Spuren der Goldsucher. Wir sind aber nicht mit dem Schiff nach Skagway gefahren, sondern mit Condor von Frankfurt nach Whitehorse geflogen und von dort hat uns die White-Pass-Railroad durch Bilderbuch-Landschaften mit atemberaubenden Ausblicken nach Skagway gebracht.
Deishu, ein indianisches Wort der Tlingit, bedeutet soviel wie Beginn oder Ende eines Weges. Skagway ist immer das Ende einer Reise und der Anfang von einer anderen gewesen. Whitepass Railroads und Klondike Highways Mile Zero sind beide in Skagway. Das Mile Zero B&B in Skagway wurde sinnigerweise auch unsere letzte Bleibe vor dem Trail. Eine angemessen hübsche, fand ich.


Unser Gepäck war im Verhältnis federleicht – gerade mal 22 kg hatte jeder von uns zu schleppen, die aber an den Golden Stairs schnell zu einer gefühlten Tonne wurden.
In 5 Tagen wanderten wir durch immer wechselnde Vegetation und sich ständig veränderndes Klima. Wir starteten auf Meereshöhe bei sommerlichen Temperaturen, Sumpf und herrlich grüner Regenwald wurden abgelöst von Tundra mit urzeitlich anmutenden, mannsgrossen Steinquadern. Nach dem steilen Passanstieg in dichtem Nebel und in eisiger Kälte erwarteten uns über der Baumgrenze eliche Geröll- und Schneefelder und dahinter eine karg-schöne, hochalpine Landschaft mit viel Weitblick.
Der Trail führt durch ein spektakuläres, 53 km langes Museum, die „Chilkoot Trail National Historic Site“, überall findet man Überreste und Artefakte aus der goldberauschten Zeit. Verrostete Schaufeln und Pfannen, löchrige Ofenwracks, Herde, Knochen und sogar Dampfmaschinen säumen den Weg. Zelten ist zum Schutz der fragilen Natur nur auf ausgewiesenen Plätzen gestattet. Diese Camps besitzen illustre Namen wie Canyon City, Sheep Camp, Happy Camp und Lindeman’s City.
In der verlassenen Goldgräberstadt Bennett war für uns der Trail zu Ende. Ein grossartiges Abenteuer lag hinter uns und ein ganz besonderes Erlebnis vor uns: wir liessen uns am Lake Bennett vom Wasserflugzeug aus der Wildnis nach Whitehorse fliegen!

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