Kategorien

Alpenüberquerung E5 2.Teil

August 2006

Dieses Jahr im August haben wir den Regen abbestellt und wagten einen neuen, erfolgreichen Anlauf.

Autorin / copyright by Sabine

Sonntag 13.8.2006
von Zams nach Wenns

Den 12.August 2006 schenken wir uns von vornherein: es regnet, wie schon seit dem 1.8. eigentlich ziemlich regelmäßig. Na gut, denken, in den sieben Wochen Hitzewelle vom Juni/Juli hätten wir auf die Tour auch keine Lust gehabt.

Am 13. um 8.00 holt Claudia mich ab, weiter geht’s zur Hilde.

Nach kurzer Zeit sitzen wir in Claudias (Eltern) Auto und fahren durch den strömenden Regen.
Der Plan ist, erst mal im Ötztal einen Tag in der Therme abzuhängen, da die Wetterprognose für Montag leicht verbessert ist.
In Landeck jedoch sieht das Wetter gar nicht schlecht aus, es ist wärmer, es regnet nicht mehr, die Sonne scheint. Glücklich beschließen wir doch den sofortigen Start.
Noch ein paar Klamotten imprägnieren, dann geht’s los.

Die Sicht im Venetgebiet ist leider nicht ganz makellos, aber auf alle Fälle besser als im vorigen Jahr. Kalt ist es, wir holen bald die Mützen und Handschuhe heraus.
Nach zwei Stunden fängt es sogar noch zu schneien an. Na toll.
Das Gipfelbuch auf dem Venet, in das wir im vorigen Jahr geschrieben haben „Claudia, wo bist Du” ist leider schon ausgetauscht, sonst hätten wir’s fortschreiben können.
In der wunderbar urigen Galflunalmhütte machen wir Rast, wir wissen ja vom Vorjahr, daß es hier himmlische Käse- und Leberknödel gibt.

Dann hinunter nach Wenns. Zwischendurch regnet es ein bisschen, aber das lässt uns kalt.
In Wenns nehmen wir der Bequemlichkeit halber gleich im Landhaus Gasser Quartier. Dann die große Enttäuschung: Die „Rutsche” hat Sonntags Ruhetag! Der türkische Wirt in der „Post” empfängt uns mit krampfigen Sprüchen: „Wollen Sie gut essen? Dann müssen Sie woanders hingehen”. Das hätten wir mal ernst nehmen sollen. Leider lassen wir uns Salat-Kebab einreden, schmeckt dann auch bescheiden. Alsbald trollen wir uns in die Betten.

Montag 14.8.2006
um Wenns und Lengenfeld

Hilde ist früh aufgestanden mit den Worten „ich fahr heim, mir ist so elend”.
Vorerst lässt sie sich vom Heimfahren noch abhalten und schleppt sich unter unseren aufmunternden Worten sowie hilfreichen Ratschlägen ins Frühstückszimmer. Ach wären wir doch gestern abend wirklich zum „Gut Essen” in eine andere Kneipe weitergezogen!
Vom Frühstückstisch aus können wir den Regenwasserstrahl vor der Veranda gut sehen.
Die Wirtin versichert uns, dass der Wetterbericht für den ganzen Tag Regen vorhersagt.
Also beschließen wir spontan einen Tag in der Therme im Ötztal. Mit dem Bus müssen wir nun zuerst ins Tal, das Töff aus Zams holen.
Alles im grünen Bereich…bis auf…ja, der Badeanzug, der ist jetzt wohl in Sabines Rucksack in Zams geblieben.
Also erbarmt sich Claudia und fährt einen Schlenker nochmals über Wenns. Aber dann geht es wirklich ab zur Therme. Während wir unterwegs sind, bessert sich das Wetter.
Das Parkhaus ist leider schon voll. Wir parken am Ortseingang. Im Foyer der Therme eine Schlange. Hilde entscheidet sich spontan für eine Wanderung im Ötztal. Claudia und ich jedoch nehmen die Wartezeit in Kauf und werden dann mit einigen schönen Stunden in dieser herrlichen Therme belohnt. Wir probieren natürlich alles aus: Wasserfall, Sprudelbecken mit Blick auf die Berggipfel, Sauna mit großen Schwimmbecken und vielen verschiedenen Saunen, Eishöhle…Dann gibt es ein kolossales Gewitter. Arme Hilde, hoffentlich steht sie jetzt nicht irgendwo im Regen!
Als wir am Abend zurückfahren, regnet es sich wieder ein.
Heute hat die „Rutsche” keinen Ruhetag mehr, also verbringen wir den Abend am gleichen Tisch wie im Vorjahr bei Wein/Bier/Bruschetta. Auch der witzige Kneiper vom vorigen Jahr ist da. Hilde probiert es mit fester Nahrung, siehe da, es scheint zu gehen.

Dienstag 15.8.2006
von Wenns zum Rifflsee

Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster zeigt: es regnet heute NICHT und es sind sogar kleine blaue Flecken am Himmel zu sehen.
Der Plan ist, das Auto wieder nach Imst zu bringen (die Busverbindung im Pitztal ist sehr sparsam) und dann mit dem Wanderbus nach Mittelberg zu fahren.
Nachdem wir fast eine Stunde bis zur Abfahrt dieses Busses rumgelungert haben, ruft Claudia zum -zigsten Mal auf der Braunschweiger Hütte an und endlich geht dort jemand ans Telefon. Allerdings bekommt sie zu hören, dass wir auf keinen Fall aufsteigen können weil die Hütte schon zu 140% belegt ist. Ganz Österreich ist an diesem Feiertag (Maria Himmelfahrt!) bei schönstem Sonnenwetter in den Bergen.
Noch 5 Minuten bis zur Abfahrt des Busses. Mir rutscht raus „ich fahr’ heim – Schnauze voll”. Wir gucken uns nur noch entgeistert bis fassungslos an, beschließen dann aber doch fix, den Bus zu nehmen und erst in Mittelberg weiterzusehen.
Der Bus wird krachvoll, denn die geführten Gruppen, die am Samstag in Oberstdorf starteten, sind nun auch im Pitztal angekommen.
In Mittelberg hängen wir eine Weile rum, und beschließen dann, zur Riffelseehütte aufzusteigen.
Außerdem wollen wir uns für den nächsten Tag auf der Braunschweiger Hütte anmelden. Das übernimmt Hilde. Als der Herbergsvater auch für den Folgetag keine Übernachtung zusagen will, schnauzt Hilde ins Telefon „Hören Sie! Wir sind hier auf dem E5 unterwegs! Und wir MÜSSEN weiter! WIR BRAUCHEN! MORGEN! QUARTIER! AUF! EURER HÜTTE!”. Diese schnörkellose Ansage wird am anderen Ende offenbar sofort verstanden und unsere Übernachtungsreservierung wird notiert. Wie gut, daß Hilde das erledigt hat, ich hätte mich bestimmt abwimmeln lassen.
Als wir auf der Riffelseehütte ankommen, hat es auch dort keinen Platz mehr.
Claudia erinnert sich, was sie am Morgen gelernt hat und sagt: „Das geht aber nicht! Mit meinem Knie/Bein/Hüfte KANN ich nicht weiter!” Und schon fällt dem Wirt ein, dass er doch noch ein 2-Bett-Kämmerchen frei hat und dorthinein eine Matratze legen kann.
So naschen wir erst mal vom wunderbaren Kuchen und machen dann wir einen schönen Spaziergang um den See und freuen uns über die gute Sicht.
Beim Abendessen vergleichen wir verfügbaren Tage mit der vor uns liegenden Wegstrecke und stellen etwas überrascht fest, dass der Weg zu lang oder die Zeit zu kurz ist. (Klar, wir sind ja einen Tag später los, waren einen Tag baden und sitzen nun auf einer Hütte abseits der E5-Strecke). Ein bisschen ratlos beschließen wir, erst mal alles laufen zu lassen und uns jeweils auf den Hütten Rat zu holen. Da wir die Schwierigkeiten der Strecke nicht kennen, können wir nicht allzu viel Routenplanung betreiben.
Das Essen jedenfalls ist voll lecker, die besten Bratkartoffeln der Welt.
Zufrieden, satt und zuversichtlich fallen wir in unsere Kojen, schlafen allerdings trotz guter Bedingungen recht schlecht. Sauerstoffmangel?

Mittwoch 16.8.2006
Vom Rifflsee zur Braunschweiger Hütte

Wir frühstücken zeitig (Frühstücksbuffet!) und fahren mit der Seilbahn ins Tal. Hilde braucht noch eine neue Sonnenbrille, wir holen uns Auskunft im Bergführerbüro, dann geht es endlich zurück auf den E5.
An der Materialseilbahn wollen wir das Angebot, die Rucksäcke transportieren zu lassen, nutzen. Aber wer weiß denn, wie so ein Kurbeltelefon zu bedienen ist? Aha, einfach kurbeln, Hörer abnehmen und warten, bis jemand an den Apparat kommt. „Ja, stellt die Rucksäcke einfach in der Station ab, wir laden sie dann ein” lautet die Anweisung. Dann geht es erleichtert mit nur noch einem Rucksack für uns drei bergauf. Etwa 3 Stunden, und schon sind wir da, auf 2750m Höhe. Wir können die Gletscher rundherum gut betrachten, allerdings kann man nur staunen, wie alles für den Wintersport verbaut wird. Den ganzen Tag war ein Hubschrauber unterwegs, um Teile für einen neuen Skilift zu transportieren. Auch über uns wird mit einem Bagger an einer Bergstation gearbeitet.
Nach dem Kaffee machen Hilde und ich uns nochmal auf, die Gletscher aus der Nähe zu besehen. Bei einem Päuschen neben dem Gletscher hören wir es hinter-über uns rumpeln. Da fallen mir wieder die vielen Meldungen über Bergrutsche und erschlagene Bergwanderer in diesem Sommer ein. Beinahe wäre unsere Tour an meiner Panik gescheitert. Aber bis jetzt sah alles ganz vertrauenswürdig aus.
Den Abend verbringen wir in der Hütte bei wieder leckerem Abendbrot, mit netten Bergfreunden an unserem Tisch und bedient von sehr freundlichen Hüttenwirten.
In unserem Vierbettzimmer hat noch ein Einzelwanderer Platz gefunden. In der Nacht quälen uns die quietschenden Betten, so daß wir nicht besonders gut schlafen.

Donnerstag 17.8.2006
Von der Braunschweiger Hütte nach Vent – von Vent zum Martin-Busch-Haus

Nach dem Frühstück machen wir uns bei schönem Wetter und guter Sicht zügig an den weiteren Aufstieg zum Pitztaler Jöchel.
Wo wir die heutige Tour beenden, wollen wir der Situation überlassen.
Auf dem Jöchel liegt Schnee und ein starker Wind bläst uns fast vom Grat. Die Aussicht ist toll, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Umgebung beeindruckend.
Zwischen den verschiedenen geführten Gruppen steigen wir weiter auf. Manchmal wird der Weg etwas schmal, aber mit Hilfe der Ketten im Fels geht es gut.
Auf der anderen Seite hinunter im Schnee zum Rettenbachgletscher. Ein ziemlich hässliches Skizirkusareal, das jetzt im Sommer erst recht scheußlich aussieht. Wir haben keine Ahnung, wann der Bus durch den Tunnel fährt. Als er endlich kommt, lässt er uns wegen Überfüllung einfach stehen.
Zusammen mit unseren Tischnachbarn aus der Braunschweiger Hütte können wir für 7€ pro Nase einen Kleinbus chartern (im Restaurant fragen). Tja, hätten wir das gleich gewusst, hätten wir da nicht eine Stunde rumlungern müssen.
Nach 10 Minuten Fahrt durch den Tunnel werden wir am Tiefenbachferner ausgeladen.
Nun wandern wir weiter auf dem Höhenweg Richtung Vent im Ötztal. Die Gegend ist steinig und karg. Nach 3-4 Stunden sehen wir Vent. Und wie im vorigen Jahr beim Abstieg nach Zams dauert es noch ziemlich lange, bis wir dann endlich unten sind.
Jetzt steht die Entscheidung an: hier übernachten oder noch 2 Stunden weiter auf die Martin-Busch-Hütte? Ich überlasse Claudia und Hilde die Entscheidung, weil ich wohl die geringsten orthopädischen Sorgen habe (eigentlich erstaunlicherweise gar keine. Hätte ich nicht gedacht, nach meinen Rückenproblemen im ganzen vergangenen Jahr. Danke, Mr. Afshari in der Fürstenbergstrasse!!!).
Die beiden informieren sich also kurz im Hotel über den Gepäcktransport zur Hütte und entscheiden dann: Weitergehen!
Aber vorher machen wir eine ausgiebige Pause auf der Hotelterrasse.
Der Wind ist ziemlich kalt, aber die Sonne scheint.
Ein kleiner Einkauf, ein Besuch im Tourismusbüro, dann machen wir uns auf die letzte Tagesetappe. Der Weg ist bequem zu laufen mit nur sanfter Steigung. Karges Gelände. Vorbei an einer Schäferhütte mit Campingbett. Ach, wären wir nur schon oben! Wir trotten so vor uns hin, ich kriege auch noch Nasenbluten, aber Indianer kennen ja keinen Schmerz und selbstverständlich auch keine Müdigkeit.

Wie der Wanderführer es beschrieben hat: hinter einer Biegung steht plötzlich die Hütte vor uns. Als Bergschnecke laufe ich meist am Ende unserer Karawane und erkenne das Erreichen des Ziels daran, dass sich Claudia und Hilde plötzlich glücklich grinsend umwenden.
In der Hütte werden wir ziemlich barsch empfangen. Ist mir ein bisschen peinlich, schließlich ist es die Hütte der BERLINER Alpensektion. Sollte das etwa die Mentalität der Heimatsektion…..???? Nee, nee, das ist völlig ausgeschlossen.
Noch bevor wir das Lager beziehen, entern wir die Dusche im Keller. Alles ziemlich keimig. Aber gut, wir sind ja hier nicht im Hilton.
Die Knödelsuppe für Claudia und mich belegt mit Abstand Platz eins auf der Liste der je gehaben schlechten Abendessen. Kreissäge für den Knödel wäre gut. Die Unterstützung der Wirte durch weiteren Verzehr klemmen wir uns und verziehen uns ins Lager.
Die Nacht wird gar nicht so schlimm wie befürchtet, keine Randalierer, keine Kampftrinker, keine Schnarcher, ich schlafe prima zwischen den fremden Menschen.

Freitag 18.8.2006
Vom Martin-Busch-Haus zur Similaunhütte – nach Vernagt

Na super, draußen ist alles grau, und während wir frühstücken, fängt es zu regnen an. Claudia hatte schon am Vortag angekündigt, bei schlechtem Wetter zurück nach Vent zu gehen.
Ich aber will auf jeden Fall weiter, schließlich will ich nicht im nächsten Jahr einen dritten Anlauf nehmen müssen! Hilde ist auch für Weitergehen, dann meint Claudia „na gut, jetzt haben wir zusammen angefangen, dann machen wir auch zusammen fertig!”
Beim Frühstück bekommen wir noch einen Anfall, weil für jede Tasse Kaffee extra zu berappen ist, und nicht wenig! Der Hüttenwirt glänzt mit pampigen Sprüchen.
Also bloß raus hier. Wir packen die Regensachen aus. So haben wir sie wenigstens nicht umsonst spazieren getragen.
Auf geht’s durch karge Landschaft Richtung Similaun Hütte.
Der Weg ist gut, auch am Gletscher kommen wir problemlos vorbei, nach 2-3 Stunden sind wir an der Hütte. Es ist eiskalt, wir müssen zuknöpfen bis zur Nase, die warmen Mützen sind ja ohnehin seit dem ersten Tag in Gebrauch.
Die Similaun Hütte empfängt uns mit wohliger Wärme und freundlicher Atmosphäre. (Also Wanderer, Martin-Busch-Hütte links am Wegesrand liegen lassen und unbedingt aufsteigen bis zur Similaun.)
Zu unserer Begeisterung gibt es Donauwellen und ober-leckeren Cappuccino.
Aber unser Zeitplan sagt uns, wir müssen weiter ins Tal hinab.
Zunächst geht es sehr steil bergab, was Claudias kaputter Hüfte Mühe macht. Wir laufen in dichten Wolken. Die Steinformationen sind schroff und bizarr. Nach ca. einer Stunde wird es dann sanfter und wir wandern gemütlich noch zwei Stunden am Bach entlang ins Tal zum Vernagt-Stausee. Als der in unser Blickfeld kommt, sind wir erst mal baff: ein Türkis, wie man es nur selten bei einem See sieht. Claudia und mich erinnert es sofort an den Öschinensee im Berner Oberland. Die Wolken reißen nun auf, die Sonne scheint. Die Zivilisation hat uns wieder. Es hat bestimmt 30°C, wir pellen uns erst mal aus den Klamotten.
Den Bus ins Tal haben wir grade verpasst, wir hängen eine Weile unentschlossen rum und suchen Quartier. Leider gibt es hier nun keine Schilder „Zimmer frei”. Aber in einer Pension finden wir doch noch ein Appartement, und da wir keinen richtigen Plan haben, schlagen wir zu. Den Rest des Abends verbringen wir auf der Hotelterrasse bei ziemlich leckeren Südtiroler Nudelgerichten, Bier und Wein.
Alt werden wir nicht, denn wir sind ziemlich ko und fallen wir beizeiten in die Betten.

Samstag 19.8.2006
letzter Tag – zurück nach Konstanz

Leckeres Frühstück (das Wort lecker kommt ziemlich oft in diesem Bericht vor, oder?) im Hotel. Für mich zunächst aber ein Desaster, denn auf dem Tisch steht ein Körbchen mit Vinschgauern, und die stecken, das weiß ich genau, voller Kümmel.
Zum Glück aber habe ich liebe Stammtischschwestern, die bereitwillig ihre weißen Brötchen mit mir gegen die Kümmelbrötchen tauschen.
Gegen 8.45 nehmen wir den Bus ins Tal. Das gibt noch eine schöne Besichtigungsfahrt durchs Schnalstal.
Wir erreichen auch pünktlich die Bahn in Naturns, nur leider gibt es da noch ein Hindernis: der Automat nimmt nur 10€-Scheine, wir haben aber alle drei nur 20er. Nach kurzem Versuch geben wir auf, denn der Zug kommt schon.
Im Zug gibt es einen weiteren Automaten. Die Menüführung ist ziemlich unklar, wenn man den Fahrschein endlich hat, muss man ihn auch noch stempeln, das funktioniert auch nicht so einfach. Hilde und ich lachen schlapp über die diversen Versuche der mitreisenden User, einen Fahrschein zu bekommen. Ein einheimischer Fahrgast ist unentwegt beschäftigt, die hilfesuchenden Touristen beim Fahrscheinerwerb und der Entwertung zu coachen. Grins.
Ansonsten ist die Bahn aber sehr hübsch, sie ist wohl erst vor kurzem wieder in Betrieb genommen worden und die Bahnhöfe sind liebevoll renoviert.
Unterdessen wird uns allerdings auch klar, dass wir unseren Bus nach Nauders nicht schaffen werden. Und als wir in Mals ankommen, wird uns noch klarer, daß der nächste Bus den Anschluss in Nauders nicht schaffen wird. Ich würde jetzt gern vor Wut mal gegen eine Werbetonne treten (Kliensmann!).
Erst unternehmen wir einen Versuch zu trampen. Aber es ist Samstag, halb Deutschland ist mit Kind, Hund, Sack und Pack auf der Heimreise. Und da stehen wir dann mit unseren drei Rucksäcken an der Strasse.
Nach einer halben Stunde ist uns klar, daß dieser Versuch zum Scheitern verurteilt ist und wir trotten zurück zum Bahnhof, um ein Taxi zu ordern.
Zum Glück kommt das nach 15 Minuten. Unterwegs stelle ich fest, daß sich die Strecke seit dem Winter mindestens verdoppelt haben muss. War ich doch der festen Überzeugung, daß es von Mals nach Nauders nur ein Katzensprung ist.
So sind wir mit 30 € noch ganz gut bedient, und froh, als uns der Chauffeur in Nauders am Schloss absetzt.
Noch eine kleine Runde durch den Supermarkt, dann weiter zur Bushaltestelle. Und was kommt uns dort entgegen`? Ein Bus von Landeck nach Meran! Ich breche fast zusammen. Oma hat’s ja immer gesagt, aber keine Internet-Recherche hat diesen Bus ausgespuckt. (Der Fehler liegt möglicherweise darin, daß dies ein Schweizer Bus ist, der auch noch über Scouls (CH) fährt. Diese Variante hatte ich einfach nicht auf dem Schirm.)
Die letzen Kilometer gehen dann reibungslos, gegen 15.00 stehen wir vor dem Auto in Imst. Na gut, in zurückliegenden Zeit wär’ man auch locker nach Teneriffa gekommen, wir haben immer hin ca. 100 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt.
Ende gut – alles gut. Gegen 18.00 kommen wir ein bisschen erschöpft aber sehr glücklich in Konstanz an.