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5. Pelly Farm

Kuhglockengeläut weckte mich frühmorgens. Moment mal, Kuhglocken? Ich muss mich verhört haben, Kühe gibt’s auf den Almen aber nicht auf einer Sandbank im Yukon. Da war es wieder – und es kam näher. Vorsichtig öffnete ich den Reissverschluss des Zeltes und lugte durch einen Spalt hinaus. Keine Kühe, sondern zwei wunderschöne Pferde, eines davon mit Glocke ausgestattet, nahmen gemächlich aber neugierig Kurs auf unser Lager. Warum zum Teufel liefen hier Pferde rum und woher kamen die? Später erfuhren wir, dass sich nicht weit vom Ufer entfernt eine Farm befindet und dort vermutlich auch der Stall der Tiere.
Erfreut über diesen überraschenden Besuch, krabbelten wir gleich aus den Schlafsäcken und liessen mit den üblichen Aktivitäten den Tag beginnen. Dieser zeigte sich gleich von seiner besten Seite, die Sonne strahlte mit uns um die Wette und der Himmel präsentierte sich vielversprechend blau und wolkenarm und so beschlossen wir, erst mal auf der Insel zu bleiben – mit Kaffee und Buch bewaffnet faulenzten wir uns durch die Sonnenstunden. Am späten Nachmittag, als sich immer dickere Wolken vor die Sonne schoben und ihr die wärmende Kraft raubten, wurde es ungemütlich – die ersten Tropfen fielen und wir rüsteten die Boote zur Weiterfahrt.
Unser nächstes Ziel war Fort Selkirk, direkt an der Mündung des Pelly in den Yukon gelegen und nur ca. 20 km entfernt.
Auf dem Fluss fing es dann bald kräftig an zu regnen, die Temperatur sank und wir mussten ordentlich ins Paddel greifen, um warm zu bleiben.
Dicker Rauch, der aus dem Schornstein des Cooking Shelter quoll, liess unsere Herzen höher schlagen, als wir tropfend und frierend das Steilufer bei Fort Selkirk erklommen hatten, Ein Paddler-Päärchen aus Alaska und eines aus England sowie zwei Motorbootfahrer aus Whitehorse waren vor uns da und hatten für mollige Wärme in der Hütte gesorgt. Schnell packten wir unsere Kochutensilien aus den Kajaks und bruzzelten und klönten zusammen bis es Nacht wurde. Nachdem die anderen sich in ihre Zelte verkrochen hatten, hing unser Zelt immer noch zum Trocknen über der Leine. Kurzerhand breiteten wir unsere Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden der Hütte aus, warfen noch ein paar Scheite ins Feuer und schliefen zufrieden ein, in der Hoffnung, es möge kein Extrem-Frühaufsteher unter den anderen sein.

Fort Selkirk >