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Kathmandu 2014

Tag 1 – Vive la France!

Nachts. Es schüttet wie aus Kübeln. Ich laufe aus dem Hotel, brauche noch Wasser, zum Zähneputzen. Das hatte ich beinahe vergessen, das mit dem Wasser.

Man kommt hier an, fühlt sich wie angekommen und wird doch jedesmal wieder ins Chaos zurückgeworfen.
Verlaufe mich in den unzähligen Gassen Thamels. Ein Mann, den ich im Flughafen Istanbul schon mal gesehen hatte, steht im Cape mitten im Regen. Ich frage ihn, ob er zufällig wüsste, wo das Karma ist. Er ist Franzose und weiss es nicht. Aber sein Freund, auf den er wartet, der wüsste es.

Der Freund kommt, wir ziehen zu dritt los und suchen das Karma. Wir verlaufen uns zu dritt, es ist jedoch lustiger als alleine.

Schliesslich finden wir das Karma, wir verabreden uns zum Frühstück auf nächsten Morgen.

Der nächste Morgen ist noch lustiger als der Abend davor.
Die Sonne scheint wieder und das Chaos lichtet sich allmählich.
Auf Defrenglisch unterhalten wir uns über Zazen, über Soziologisches und Medizinisches, über Göttliches und Menschliches, über Nepal und unsere Pläne.
Da weiss ich noch nicht, dass meine Pläne nur bedingt Gemeinsamkeiten haben mit der darauffolgendenden Realität.

Charles ist Zahnarzt und zum siebten mal in Nepal. Er behandelt kostenfrei die Zähne mittelloser, nepalesischer Dorfbewohner. Jean-Marc ist Soziologe, passionierter Raucher und liebt die Regellosigkeit. Er begleitet Charles das erste mal auf seiner Mission.

Charles raucht am Abend die erste Zigarette seines Lebens in Sam’s Bar.
Ich mag die Beiden. Sehr. Und ich mag Sam’s Bar.
Das Trekking geht erst übermorgen los, da kann man noch eine Runde abtauchen.

Tag 2 – The burden of money

Geschäfte mussten abgwickelt werden. Ich brauchte ein Spezialpermit, ich brauchte dafür mehr Rupees wie geplant, ich brauchte auch viele Rupees für den Trek, für meine Jungs, für die Pashmina-Dealerin und den Cargo-Man.

Letztendlich belastete ich mich schwer mit dicken Bündeln von nepalesischen Banknoten. Vorher hatte das Geld noch sauber in ein normales Portemonnaie gepasst, nun brauchte ich eine kleine Tragetasche dafür.

Monica, meine Pashmina-Dealerin, nahm mir schon mal einen kleinen Stapel ab, Puru, der Cargo-Man folgte ihrem Beispiel. Sichtlich erleichtert trug ich den verbliebenen Stapel weiter zu meinen Jungs, die mir einen nicht zu verachtenden Anteil als Anzahlung für ihre tragenden und führenden Rollen abknöpften.

Mit dem restlichen Bündel hoffte ich die nächsten 21-25 Tage (umgerechnet 20 € am Tag) überleben zu können.

Tag 3 – Ernüchterung

Der Blizzard im Annapurnagebiet kam schnell, aber nicht unangemeldet. Schreckensmeldungen verbreiten sich in Nepal langsam. manchmal zu langsam.

Über Facebook erhielt ich die erste Warnung. Nach einigen Klicks durchs Intenet wurde mir langsam das ganze Ausmass des Desasters bewusst. Lawinen, Schneemassen, Tote, Verletzte, von der Aussenwelt Abgeschnittene und all das genau in den Regionen, wo wir hinwollten. Thorong La, Nar Phu, Tilicho.

Sprachlosigkeit und Ratlosigkeit machte sich breit.

Dann: die Haare! Manchmal sind sie nützlich. Oft sind sie ein leidiges Kapitel. Und manchmal verlangen sie nach Pflege.
Leider kann man die Haare nicht auf Vorrat waschen. Wenn eine mehrwöchige Trekkingtour mit wenig Aussicht auf warme Duschen ansteht, hat man bisweilen das Bedürfnis danach.

So wusch ich mein Haupthaar ein letztes mal intensiv, in der Hoffnung, die Auswirkungen mögen lange nachwirken. Warmes Wasser gabs im <a href=“http://www.karmatravellershome.com/“>Karma</a> genug, nur der Strom war wieder mal abgestellt. Also keine Föhnwelle, stattdessen Solartrocknen auf der Terrasse mit Buch.

Die Putzfrau schlich eine ganze Weile um mich herum, bevor sie sich zu fragen traute.
„Are you allone?“
Yes
„No husband?“
No
„Are you married?“
No
„Very good!
Yes
„Married not good!“
Yes
„I don’t like to be married but don’t tell it anybody“
No

Am Nachmittag besuchte mich Andreas aus dem Trekkingforum.
Andreas beeindruckte mich nachhaltig mit seinen Geschichten aus seinem Trekkingleben.
Wir hatten geplant, ein Permit fürs Dolpo zu teilen. Doch  dazu kam es nicht, weil auch er angesichts der unklaren Verhältnisse erst mal abwarten wollte.

Am Abend beschloss ich mit meinem Team, am nächsten Tag wie geplant nach Besi Sahar zu fahren und von dort nordwärts die Annapurnaroute zu beginnen.