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Kathmandu 2012

Ich beschliesse, einen Zug früher nach Frankfurt zu nehmen, damit ich endlich dem inneren Zwang entkomme, mein Gepäck nochmal komplett umzukrempeln, um Überflüssiges auszusortieren oder Fehlendes zu ergänzen. Die Waage zeigt wohlgesonnene 22,5 kg Koffer, das Taxi ist bestellt. Die Katzen vermisse ich jetzt schon, aber auch das geht vorüber.

Endlich. Das Kofferschubsen hat ein Ende. Raus aus einem rappelvollen ICE und rein in den Flughafen. Vor mir auf der Rolltreppe rollt Talak (was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiss) nach oben. „Do you fly to Kathmandu?“ frag ich „yes, I work as a Guide there, and you?“…“fly to Kathmandu, too, with Quatar Airline, I’ll go for trekking“… „that’s great, I fly with Quatar, too! I’ve to find my friends now – see you!“

Da ich so früh dran bin, reicht die Zeit für ein ordentliches Abendessen, bei Käfer, ne Riesenportion Currywurst mit Pommes und Salat. Inzwischen ist Gudrun eingetroffen, wir trinken nach freudiger Begrüssung  noch ein Bier und schon sitzen wir im Flieger nach Doha. Alles läuft planmässig, bei der Zwischenlandung erwartet uns ein blutroter Wüstensonnenaufgang und ungewohnte Anblicke auf Massen von kaftan-und burkaumhüllte Menschen.

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Um 18 Uhr landen wir endlich in Kathmandu. Am Gepäckband treffe ich Talak wieder. Er verrät mir, dass er mit seiner Frau die Trifthütte im Berner Oberland betreibt und steckt mir eine Visitenkarte zu. Ein schöner Tourentipp fürs nächste Jahr.
Nach einem etwas chaotischen Einreisezeremoniell, bei dem grüne und weisse Zettel ausgefüllt werden müssen, und man dann nach einer undurchschaubaren Matrix in eine der 3 Warteschlangen einsortiert wird um dann zu erfahren, dass wir nur den grünen Zettel gebraucht hätten, können wir endlich unser Gepäck schultern und den Flughafen verlassen. Draussen ist es inzwischen dunkel, zum Glück steht da schon der Shuttle vom Tibetian Guesthouse.

Über staubige, schlaglöcherige Strassen bahnt sich der Fahrer hupend einen Weg durch anarchistischen Verkehr nach Thamel. Wir beziehen unser Zimmer, dann treffen wir uns mit Dina in der Hotellobby. Da sitzen noch Sahra und Markus, Weltreisende auf Zeit. Sie wollen auch das Langtangtrekking machen und kommen aus KONSTANZ ! Was für eine Überraschung! Sehr nett, wir verstehen uns gleich prächtig, obwohl die Beiden unsere Kinder sein könnten (oder gerade deshalb??) In der Runde sitzt auch ein Michael aus Hamburg, den Gudrun namentlich über das Schulprojekt kennt. Er will eigentlich zum Everest Base Camp, findet aber unsere Truppe lustig und plant am Ende des Abends kurzfristig  um.

Wir verabreden uns mit Michael für den Tag darauf zum Frühstück.

Noch etwas zerknautscht treffen wir am nächsten Morgen um 8 auf einen quitschmunteren Michael. Sein Sprechmodus ist auf loop gestellt. Während des Frühstücks dürfen wir an seinen grossartigen, vergangenen und durchaus lustigen Reiseabenteuern teilhaben – input und output sind perfekt synchronisiert, es fällt nichts raus und bleibt nichts stecken – faszinierend. Die Befürchtung, auf unserem Trekking ähnlicher Redelust ausgesetzt zu sein, schwindet jedoch beim Anblick Michaels stattlicher Figur…der wird die Puste am Berg brauchen!

Tibetian Guest House

Dann, Geschiebe durch Thamel, dem quirligen (Touristen-) Zentrum von Kathmandu. Wir brauchen noch eine Wanderkarte und Ansichtskarten. „need a guide?“…“need a taxi?“…“want a carpet?“…“need a hotel?“…“wanna smoke?“ Ok, DAS noch am ehesten, aber die Luft ist eh schon dick genug. Die grösste Herausforderung sind die Löcher in den Strassen, die sich alle paar Meter unvermittelt vor einem auftun. Und dann die Autos, die jeden freien Zentimeter Strassenbreite nutzen. Der Linksverkehr macht sich in dem Chaos kaum bemerbar. Man hat entweder die Wahl, überfahren zu werden oder in ein Loch fallen, doch nach kurzer Anpassungsphase erweitert sich glücklicherweise das Gesichtsfeld und man entwickelt Schlaglochsensoren an den Füssen.

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Nachmittags treffen wir die anderen wieder und Dina stellt uns unseren Guide Gyan vor. Wir besprechen die Details der Tour und machen uns dann ans Packen der Rucksäcke. Die Packsäcke für den Porter sollten maximal 30 kg beide zusammen wiegen. Ganz schön viel, finde ich, aber es kommt auch ordentlich Zeug zusammen für die 14 Tage.

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