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Mehrtagestour

Vogesen

Tag 1 – Odilienberg

Die Vogesen. Für mich bis dato ein weisser Fleck auf der Landkarte.
Der geschätzte Bergkenner A. rief und ich folgte.
Wir machten uns morgens nach währschaftem Frühstück mit viel Kaffee!!! auf ins Elsass. Ferienstimmung kam auf, hab ich doch früher mit den Kindern regelmässig in Frankreich meinen Urlaub verbracht.
Fuhren über Freiburg und Colmar hinauf auf den Odilienberg. Neuland erwartete mich. Vom Odilienkloster folgten wir dem mystisch anmutenden Heidenmauerweg, den wir mit vielen, freundlichen Wanderern teilten.
Die Umstellung von „Grüezi“ und „Servus“ auf „Bonjour“ klappte auf Anhieb.


Zurück am gutbesuchten Kloster machten wir Kaffeepause, genossen die Aussicht und liessen uns von den altehrwürdigen Mauern verzaubern.
Anschliessend suchten und fanden wir unser Base Camp, den Camping Les Amis dela Nature.
Mein Zelt befand sich unglücklicherweise anstatt im Auto noch zuhause unterm Bett. Wtf. Doch schon am Eingang zum Campingplatz lachte uns ein grosses Wohnfass an, es war frei und kurzentschlossen quartierten wir uns dort ein. So kamen wir unerwartet zu Kühlschrank und Bett.
Merveilleuse!

Der Odilienberg erhebt sich in den Vogesen auf eine Höhe von 763m über der Oberrheinebene. Sein natürliches, bis zu 20 Metern hohes Felsplateau wurde vor Jahrtausenden mit der sogenannten „Heidenmauer“ befestigt, einer mehr als 10 km langen steinernen Schutzmauer, deren eindrucksvolle zyklopischen Reste bis heute zu sehen sind. Innerhalb dieser Mauer befindet sich auch das heutige Odilienkloster, in dem die Schutzpatronin des Elsass, die heilige Odilia, verehrt wird.

Eine geheimnisvolle Mauer, die Rätsel aufgibt

Die Heidenmauer wird oft als das bedeutendste frühgeschichtliche Denkmal Mitteleuropas bezeichnet. Sie umschließt auf einer Länge von etwa 10 km das gesamte Hochplateau des Odilienbergs.
Das Alter der Mauer stellt die Archäologen immer noch vor Rätsel.

Was man weiß ist, dass sie ursprünglich eine Höhe von vier bis fünf Metern und eine Dicke von 1,80 m gehabt haben muss. Man schätzt, dass etwa 2000 Menschen ungefähr fünf Jahre gebraucht haben, um sie zu errichten. Die einzelnen Blöcke wurden mit schwalbenschwanzförmigen Holzzapfen, die in gleichartige Kerben im Stein eingelegt waren zusammengehalten. Von den Römern und später den Franken wurde sie in späterer Zeit mehrfach restauriert.

Tag 2 – Le Hohneck

Am Parkplatz im Col de la Schlucht (1139m) überquerten wir die Passstraße, stiegen am bewaldeten Hang an zu dem nach Osten steil fallenden Vogesenkamm. Wir passierten einen Aussichtsfels und stiegen durch lichten Bergwald und über teilweise heidebewachsene Viehweiden an. Oberhalb der Martinswand, einer bei Kletterern beliebten Felswand, führt der Weg an die Kante eines felsigen Kars und zum Col de Falimont. Auf dem Grund des Kars liegt die kleine Ferme Auberge Frankenthal neben einem verlandenden Karsee.
Nun begann der Aufstieg zum Gipfelplateau von Le Hohneck (1363m), einer der höchsten Erhebungen der Vogesen. Der herrliche Rundblick reichte von den bewaldeten Bergzügen und dem Lac de Longemer im Osten über den Donon im Norden, über die elsässische Ebene und den Petit Ballon bis zum Grand Ballon im Südosten.
Hinter dem Hotel-Restaurant nahmen wir den direkten Weg über den sanft geneigten Nordwesthang zum Kastelberg.
Bequem ging es hangabwärts, wir durchquerten ein kleines Waldgebiet und passierten am Rand eines weiteren Kars mit dem Lac d’Altenweiher die Ferme Auberge Chaume du Firstmiss und ein Übernachtungshaus des Club Vosgiens.
Wenig später stiegen wir zu Le Rainkopf (1305m) hoch. Hier hatten wir unser Tagesziel erreicht.
Zurück folgten wir dem Neuen Kastelbergweg an der Krete entlang, hinunter in den Wormspel-Sattel (1280m), aus dem wir auf den von felsigen Steilhängen eingerahmten Lac de Schiessrothried hinunterblicken konnten.
Von dort ging es auf dem Aufstiegsweg zurück zum Col De La Schlucht.

Den wunderschönen Wandertag liessen wir am Fass mit Weib, Wein und ohne Gesang, dafür mit leckerem Grillgut ausklingen.

Tag 3 – Stauffen

Am letzten Tag unserer Vogesenwanderung wollten wir eigentlich zum Grand Ballon wandern. Da für diesen Tag grosse Hitze vorhergesagt wurde und der Weg am Grand Ballon überwiegend schattenfrei verläuft, disponierten wir kurzfristig um und liessen die Münze entscheiden.
Die Münze empfahl uns den schattigen Weg hinauf zum Stauffen.
In Soultzbach-les-Bain perkten wir in der Nähe der Kirche. Wir folgten dem Chemin du Bildstöckle über Bildstöckle und Col Marbach zum Gipfel des Stauffen.
Trotz schattenspendendem Wald, schwitzten wir ordentlich im Aufstieg.
Am bewaldeten Gipfel versperrten leider viele Bäume die Aussicht.
Da wir eine Rundtour geplant hatten, suchten wir am Refuge du Stauffenmatt einen mit blauem Punkt markierten Weg .
Den blauen Punkt fanden wir nicht, aber der Weg war zu erahnen.
Von nun an irrten wir mehr oder weniger durch den Wald, die blauen Punkte suchend und wieder verlierend.
Viermal endete der hoffnungsvoll begonnenene Weg im Dickicht, so kamen am Ende etliche Höhen- und Kilometer zusammen.
Zurück in Soultzbach-les-Bain wurden wir schier von der Hitze erschlagen.
Dennoch liessen wir es uns nicht nehmen, nach Eguisheim zu fahren und dort im Weingut Hebinger in den kühlen Winzerkeller hinabzusteigen und einige Fläschchen Elsässer Wein zu kaufen.
Ein grosses Angebot an Rotwein und Münsterkäse fanden wir dann noch im Supermarche in Colmar, bevor wir endgültig die Rückreise antraten.

Wir sind uns einig: ein bisschen anders war es dann doch, ursprünglicher und wilder als im Schwarzwald. Auch wegen des wunderbar zarten Urlaubsgefühls, das sich ganz heimlich breitmachte.