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Tour

Unterer Murgsee

Spontan

Manchmal rücken die Berge in weite Ferne. Manchmal muss man erst andere Berge abarbeiten und den Kopf frei bekommen, bis man sich wieder auf die Freude des Hinauf-Gehens einlassen kann.
Um so grösser der Genuss.

Der Bergfreund rief, und ich folgte. Obwohl ich nach einem Anruf auf der Murgseehütte nicht unbedingt zuversichtlich war, dass wir die ganze Runde gehen könnten. 80 cm Schnee hätten sie noch da oben.
Eigentlich war ich mit dem weißen Zeug fertig, doch umkehren geht immer.

Wir fuhren das Bergsträsschen hinauf bis Merlen, zahlten an der zentralen Parkuhr den Obulus von 10 CHF und marschierten los. Wir wanderten nicht wie empfohlen rechterhand Richtung Gspon, um den steilen Abstieg zu vermeiden, sondern links rum Richtung Guflen und unterer Murgsee. Die Idee dahinter: falls das Murgseefurggel nicht machbar wäre, kämen wir auf jeden Fall zum Berggasthaus am oberen See, könnten dort einkehren und dann auf gleichem Weg zurück.

Grünpelzige Hinkelsteine, üppiges Grün, tosende Wasserfälle, märchenhafter Wald und vergnügt plätschernde Bächlein – die wildromantische Glarner Bergwelt ist ne Wucht!
Auf ca. 1.600 m querten wir erste Schneefelder. Drei junge Leute, die vor uns losgelaufen waren, kamen uns wieder entgegen. Erst als wir uns schon voneinander entfernt hatten, kam es uns komisch vor.
Der weiche Schnee auf den Wegen wurde immer höher, war aber gut ausgetreten und gut zu meistern.
Am Unteren Murgsee, kurz vor dem Wasserfall, wartete dann eine sacksteile Querung auf uns, knapp ein Fuß breit. Mit höchster Konzentration stapften wir noch eine Weile, dann war Schluss. Ein Rutscher in dem weichen, nicht tragfähigen Untergrund hätte uns direkt in den ca. 100 Meter weiter unten befindlichen See befördert.
Wir machten kehrt.

Die Region um den Unteren Murgsee liegt in einem Naturschutzgebiet mit uraltem Arvenbestand und jede Holznutzung ist verboten, um das Waldreservat zu schützen.
Auf einem geschliffenen Stein, umgeben von alten Arven und pfeifenden Murmeltieren, ließen wir uns nieder und stärkten uns für den Rückzug.

Eine kleine Wandergruppe zog an uns vorüber, kam aber nach kurzer Zeit wieder zurück. Auch sie fanden die Querung zu gefährlich. Kurz vor unserem Aufbruch rannte von oben ein junger Mann mit Hund an uns vorbei. Er lief die ganze Runde. ,,Ziemlich streng war es“, und weg war er.

Schön war’s trotzdem und bleibt als Sommerziel.