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Tour

Pischahorn spezial (2.980 m)

So langsam gehen mir die Bergziele aus, vielleicht sollte ich das Tauchen lernen oder eine Arche bauen. Bei den Wassermassen, die in letzter Zeit immer wieder mal vom Himmel fallen, wäre das eine durchaus zukunftsträchtige Alternative.
Bevor ich anfing, mich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen, fand sich doch noch ein versteinertes Objekt der Begierde. In grauer Vorzeit, als ich noch häufig mit Gruppen unterwegs war und oft nicht wusste, wo ich eigentlich rumlaufe, weil dies ja der Führer wusste, verschlug es uns mal nach Verborgen Pischa. Dort gab es eine stillgelegt Liftstation und viele Steine. Mehr gab mein Gedächtnis nicht mehr preis. Der Wanderführer wusste aber mehr. Hinter verborgen Pischa gibts auch ein Pischahorn, mit fast 3.000 m ein lohnenswertes Ziel am Flüelapass im Prättigau. Das Hüreli und Seehorn westlich, sowie die Wagenlücke zu den Jöriseen südlich im Anschluss ans Pischahorn wurden von mir schon bestiegen, somit wäre die Kette dann geschlossen.

Ein ganz normaler Montagmorgen. Der morgendliche Blick in den Kühlschrank trieb mir die Tränen in die Augen. Also, schnell beim Lieblingsbäcker ein Schinkensandwich und ein Gipfeli geschnappt.
Mein lieber Schwan, da war was los auf der Strasse! Gesammelte Schulklassen querten die Fahrbahn in einem nicht enden wollenden Tross, Traktoren und LKWs zuckelten vor uns her, frühsportliche Radfahrer bemühten sich um Tempo, alle paar Kilometer Baustellen mit und ohne Ampeln. Es fehlten eigentlich nur noch Hannibals Kriegselefanten. Egal, wir waren ja nicht auf der Flucht.
Am Flüelapass wurde es dann ruhiger – bei Tschuggen war unser Auto das einzige auf dem geräumigen Parkplatz.
Ein ordentlicher Hatscher führte uns zur Bergstation Pischa, wir gewannen erfreulicherweise aber erst mal rasch an Höhe und die Aussicht, vor allem nach Süden, wurde mit jedem Meter in die Höhe besser.
Flüela Schwarzhorn, Flüela Wisshorn, Rätschenhorn, Weissfluh, Piz Linard und Piz Kesch, alle tauchten sie langsam auf. Bis Pischa begegneten wir keinem Menschen, dafür begrüssten uns zahlreiche Munggen und ein paar Kühe.
Die Frage, auf welchem Weg wir zum Gipfel steigen, liessen wir die Münze entscheiden. Wir gingen über Verborgen Pischa und den Nordwestgrat. Den kürzeren Weg über den Südwestgrat wollten wir auf dem Rückweg nehmen. Erst in moderatem Auf- und Ab, dann steiler werdend führte uns der Weg zum Grat hinauf.
Das Wetter war nicht stabil, es waberten immer wieder Gewitter übern Flüelapass. Oben auf dem Grat befand sich eine militärische Anlage mit einer einladenden, windgeschützten Bank. Bis zum Gipfel waren es noch 200 hm, 900 hm hatten wir schon zurückgelegt. Vesperpause war angesagt. Als die Sonne dann die Wolken zerriss, mussten wir diesem höchst erfreulichen Ereignis unbedingt auf der Bank huldigen und es wurde uns dabei schlagartig klar: kein Mensch braucht 2 Gipfel an einem Tag, ein Gipfeli morgens reicht vollkommen.
Der Mut zur Kontemplation zahlte sich aus. Herrlich wie die Berge ringsum sich anschwiegen, von tief unten war nur ab und zu leises Kuhglockengeläut zu hören. Hier hielten wir es lange aus. Irgendwann mahnte uns aber die tieferwandernde Sonne es ihr gleich zu tun. Wir wählten zur Abwechslung den Weg am Pischasee entlang, der uns nach einigen Kraxeleien wieder auf den Hauptweg brachte.
Während die Passstrasse unten schon teilweise im Schatten lag, kamen wir auf dem ganzen Rückweg in den Genuss der milden Spätnachmittagssonne.
Kurz vor dem Parkplatz kamen uns dann noch zwei Mountainbiker entgegen.
Sie waren die ersten Menschen, die wir seit 8 Stunden trafen.

Und der Gipfel bleibt als Ziel!