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Tour

Im Nenzinger Himmel (1.370 m)

Den Himmel auf Erden zu finden. Das war unsere Mission. Nicht mehr und nicht weniger.
Den Himmel auf Erden  gibts aber nicht für umme. Es braucht dafür mindestens stundenlanges Abwägen von eventuellen Schneegrenzen, Matschpassagen und Leistungsgrenzen des geschwächten Körpers im Vorfeld, dann eine halbdurchzechte Nacht, einen Tag Pause von der Ostergrippe und knapp 30 km Fussmarsch, wovon ein Drittel durch die halbschattige Schlucht führt. Für die nicht vorhergesehene Schattenpassage setzt man sich unter Umständen noch einem freundlich zurückhaltenden Anschiß des Wanderpartners aus. Schliesslich war ja sonniger Sonntag, da hat man auf sonnigen Pfaden zu wandeln.
Um es gleich vorwegzunehmen: nichts dergleichen hielt uns davon ab, unsere Mission erfolgreich zu erfüllen.
Oberhalb von Nenzing parkten wir das Fahrzeug, umgingen die Strassensperre und machten uns auf den Weg durch den vorerst schattigen Abschnitt des wildromantischen Gamperdonatals.
Der Weg führt an imposanten Felswänden entlang und bietet immer wieder einen herrlichen Ausblick in die Schlucht und auf die gegenüberliegende Talseite. Die Meng fließt hier beinahe 150 m senkrecht unterhalb der Straße.
Ich war entzückt, aber gleichzeitig plagten mich Zweifel  Hatte ich nicht meinem geschätzten, sonnenhungrigen  Wanderfreund eine nach Süden ausgerichtete, lichtstarke Tour versprochen? Ich rechnete mit dem Schlimmsten und dachte an reumütige Umkehr. Aber dann!
Nach der Schlucht traten wir aus dem Schatten ins Licht. Zur Freude der Tourenplanerin blieb der Anschiß aus! Schritt für Schritt kamen wir dem Himmel näher, wanderten hinein in eine überwältigende Naturkulisse unter dem gewaltigen Massiv des Panüeler Kopfs.
Neben uns plätscherte vergnügt die Meng talabwärts, vor uns die noch verlassenen Hütten der Gamperdonaalpe und rechts über uns grüsste der aus dem Winterschlaf erwachende Naafkopf. Und just am Ende des Tals war dann auch die Schneegrenze. Punktlandung!
Wir waren angekommen, im Nenzinger Himmel.

Der Rückweg war – wie immer – länger als der Hinweg. Ein ungeschriebenes Naturgesetz. Da der Wanderfreund sich – wie immer – bereitwillig als geduldiger Zuhörer meiner haarstäubenden Geschichten anbot, gestaltete sich der Hatscher kurzweilig.

Auf dem Rückweg mussten wir noch meinen Gelüsten auf Eis Rechnung tragen. In Frastanz fanden wir einen geeigneten Biergarten, wo uns eine gesellige Runde mit der Versicherung „wir beissen nicht“ an ihren Tisch einlud.
Aus dem Eis wurde Hopfenkaltschale mit Pizza.
Vergnügt plaudernd und den leiblichen Genüssen frönend liessen wir diesen himmlischen Tag ausklingen.