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Tour

Hohe Kugel (1.645 m)

„You don’t always need a plan. Sometimes you just need to breathe, trust, let go and see what happens.“

Am letzten Tag des Jahres übte ich mich noch mal ausgiebig in der edlen Kunst der Bergbetrachtung. Was dann letztendlich 40 m unter dem höchsten Punkt zu einem Gipfelus Interruptus führte.
Schon der Start am Morgen war aufgrund der vielen möglichen Ziele – sowohl in der Schweiz als auch in Österreich – und der gleichzeitig wettertechnisch einschränkenden Optionen nicht einfach.
Bergfreunde warnten vor starkem Wind, Schneeverfrachtungen, Triebschnee, Lawinengefahr und sonstigem Teufelszeug.
Neben einigen Hügeln im Alspstein war unter Anderem auch die Hohe Kugel im Bregenzer Wald ein Favorit. Sie gilt als ziemlich lawinensicher  und bietet einen dem Jahresende würdigen Weitblick.
Letztendlich entschieden aber niedere Beweggründe über das Ziel: mein Auto hatte Durst und dieser Durst lässt sich in Österreich besonders preiswert stillen.
Vom Sportplatz in Fraxern sollte es losgehen. Ich nahm wohl in Fraxern den falschen Abzweig und fuhr ein Strässlein entlang, welches zwar zu einem Parkplatz mit Wanderwegweisern führt, aberaber nicht zu einem Sportplatz. Da ich keine Lust hatte, noch einmal umzudrehen, beschloss ich, meine Wanderung hier zu starten.  Mein GPS zeigte mir nach dem Einschalten eine Höhe von 800m, der Sportplatz sollte sich auf 1.000m befinden. 200 untrainierte Höhenmeter mehr, das brachte meinen Zeitplan ins Wanken…
Nach ein paar Metern auf einem gut begehbaren Weg sah ich dann nur noch Wegweiser auf der anderen Tobelseite, die wohl den Weg Richtung First wiesen. Dort wollte ich aber nicht hin.
Zeit, die Schneeschuhe anzuziehen und von da an ging ich spurlos, meinem Instinkt vertrauend, querfeldein, kletterte durch steile Bergwaldflanken, immer in der Hoffnung,  den rechten Weg zu finden. Nachdem ich zweimal auf einen schiefen Pfad geriet, der in einer Sackgasse über dem Abgrund endete, stand ich irgendwann auf einem breiten Weg, wo ich auch wieder auf Menschen traf. Das war auch zufälligerweise der Weg, welcher vom Sportplatz zum Kugelgipfel führt.
Überwältigt genoss ich die grandiose Aussicht auf den Alpstein auf der einen und den Bodensee auf der anderen Seite und lichtete verzückt ab, was sich mir in die Linse stellte. Der Schnee war griffig, aber durch die vielen Endjahreswanderer ziemlich zerklüftet. Dementsprechend mühsam gestaltete sich der Gipfelaufschwung mit den Schneeschuhen – Grödeln wären hier die bessere Wahl gewesen. Die Umkehrzeit hatte ich auf 14:30 Uhr angesetzt, um nach meiner Einschätzung das Auto noch vor Anbruch der Dunkelheit zu finden. Um 14:45 Uhr drehte ich 40 Meter unterhalb des Gipfels um und machte mich an den Abstieg. Ein Blick auf meinen GPS-Tracker weiter unten sagte mir, dass er die Route, bedingt durch die Kessellage, nicht von Anfang an aufgezeichnet hatte, sondern mit vielen Ungenauigkeiten viel weiter oben. Wieder folgte ich meinem Instinkt und landete wieder in einer Sackgasse, an einer Berghütte mit ein paar vergnügt feiernden Menschen.
Diese bestätigten zum Glück meine Vermutung, dass sich ca. 200 Höhenmeter weiter unten das Srässlein befinde, auf dem ich mein Auto zu finden hoffte. Ich stieg in Fallinie die Wiesen hinab und sah es schon von Weitem direkt unter mir! Als ich mich ans Steuer setzte, versank zeitgleich die Sonne endgültig hinter den Berggipfeln.