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Tour

Hochalp (1.529 m)

Wir begrüßen „Sabine“ auf der Hochalp!

Der Wetterbericht kündete von einer schweren Stürmin. Sabine sollte sogar Orkanstärke erreichen, in unserer Region allerdings erst in der Nacht von Sonntag auf Montag.
Am frostigen Sonntagmorgen machte ich mich vor der Arbeit bemützt und eingemummt auf die allmorgendliche Runde über den Bismarckturm. Er präsentierte sich, wie so oft die letzten Tage, weichgezeichnet im Nebel.
Wie ich diese mystische, vernebelte und raugereifte Stimmung liebe!

Der Nebel löste sich bald auf. Während ich die Senioren-Menüs über den Bodanrück verteilte, strahlte schon die Sonne vom blauen Himmel.

Spontan beschloss ich, die Ruhe vor dem Sturm zu nutzen und nach der Arbeit eine kleine Spritztour auf die Hochalp zu machen.
Welch ein Glück – Sofia wollte mich genauso spontan begleiten. 1 Stunde später schon bogen wir nach Urnäsch in die Bergstrasse Richtung Hochalp ab.

Früher hießen die Orkantiefs ja Kyrill oder Xynthia. Da wusste man: Jetzt wird’s richtig ungemütlich. Aber Sabine?
Zwei Freundinnen und eine Bekannte heissen Sabine.
Das Schlimmste, was man einer Sabine zutraut, ist, dass sie eine lactosefreie Schwarzwälder Kirschtorte aus dem Thermomix zu Bernds 50. Geburtstag mitbringt.

Nun, wir waren neugierig und wollten auf jeden Fall die neue, wilde Sabine kennenlernen und gebührend begrüssen.
Über den Bruggerenwald stiegen wir bei noch schönstem Sonnenschein ohne Schneeschuhe auf griffigem Schnee zum Ostgipfel auf. Es standen zwar ein paar Autos am Parkplatz, aber los war hier oben zu unserer Freude trotzdem nicht viel. Ein Paar kam uns entgegen, ein junger Mann überholte uns.
Bei der Hochalp angekommen, trafen wir den jungen Mann wieder, sonst weit und breit niemand. Die Alpwirtschaft hatte geschlossen. Nicht weiter tragisch, wir hatten etwas Proviant dabei.
Während wir unser Vesper verspeisten, klärte uns der Wanderkollege über den Todesfall des Betreibers der Alp im letzten Herbst auf. Weitere Recherchen meinesreits ergaben, dass er in seiner Todesanzeige Spenden für Nepal erbeten hatte.
Gott hab ihn selig, den Hans Fuchs-Amman.

Wir alberten rum und erfreuten uns an der schönen Aussicht auf Säntis, Churfirsten, Stockberg, Speer und die Glarner Bergkollegen. Allmählich verschanzte sich die Sonne hinter von Westen aufziehenden Wolken und kleidete den Himmel in einen bronzenen Schleier. Sabine kündigte sich vorsichtig an. Wind kam auf. Der kühlte die zuvor wohltemperierte Luft gleich um einige Grade ab und brachte uns zum frösteln.
Im Rucksack schlummerte noch ein Fläschchen Eierlikör, den mir eine Kundin immer sonntags zusteckt.
Wir prosteten Sabine zu, zogen die Schneeschuhe an und machten uns flugs an den Abstieg.

Was für ein vergnüglicher Nachmittag!

Sabine verfolgte uns natürlich in gebührendem Abstand. Pünktlich wie vorhergesagt, ab 3 Uhr früh, ritt sie mit den Windpferden um die Wette und rüttelte an meinen Fenstern…