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Tour

Fänere (1.506 m)

Lockdown, pulvrig

Der Winter ließ es sich nicht nehmen und präsentierte sich zum kalendarischen Frühlingsbeginn und Tag des Glücks noch mal von seiner schönsten Seite. Knackige Kälte, etwas Schneefall, etwas Sonne und feinsten, vielerorts unverspurten Powder!
Danke für dieses großartige Finale Winter, so hammas gern. Warst ein Guter! Jetzt darfst gehen.


Weil meine laufsüchtigen Beine um ein paar zusätzliche Kilometer bettelten, eroberte ich das Gipfele dieses mal von Steinegg übers Eggli. Die geplante Route sollte dann vom Fänere südwärts über den Grat zum Resspass führen, von dort runter nach Brülisau und am Brüelbach entlang zurück nach Weissbad.
Ok. So der Plan. Da wusste ich noch nicht, wie gut die geschätzte Frau Holle es in den vergangenen Tagen mit uns Winterfreaks gemeint hatte.

Zu Beginn der Tour latschte ich mal wieder voll ins Whiteout. Aber darin war ich ja schon von der Kamor-Sause erprobt.
Feinen Schnee gab es bereits ganz unten, so konnte ich schon bald meine Schneeschuhe montieren. Unberührter, frischer Schnee ist ein Träumchen. Das Vorwärtskommen auf der flauschigen Unterlage kann aber schnell zum Alpträumchen werden, denn die die verwöhnten Beinchen wurden schon lange nicht mehr als Pistenraupen eingesetzt und lahmten bald.
Je näher ich dem Gipfelglück kam, desto mehr von dem geilen, weißen Zeug lag rum. Da ahnte ich schon, dass die tapferen Beinchen in der geplanten Zeit mit der großen Runde überfordert sein würden. Schneeschaufeln braucht halt einfach seine Zeit.

Ist es mir in farbigen Zeiten ganz recht, unterwegs keine oder wenige Menschen zu treffen, beunruhigte es mich heute eher. Normalerweise ist man am Fänerespitz nie alleine. Schon gar nicht am Wochenende. Was war da los?
Habe ich etwa eine neue Corona-Regel verpasst? Gilt jetzt statt 1,5 Meter 1,5 Kilometer Abstand? Ist der Schnee oder gar der ganze Berg verseucht und Risikogebiet? Das Kopfkino öffnete seine Pforten und bat um Einlass…
Nach 2 Stunden durchbrach der erste Mensch, ein sportlich überholender Tourengeher, den Nebel unterhalb des Gipfels. Beinahe wäre ich vor Schreck vor ihm auf die Knie gegangen. Kurz darauf lüftete sich der Schleier und gab für einen Augenblick das Gipfelkreuz frei. Waren da nicht noch 2 Nasen neben dem Kreuz zu sehen? Völlig untypisch steigerte sich meine Vorfreude, dort oben auf weiteres, menschliches Leben zu stoßen.
Und dann kam ich oben an, arschkalt wars und wir waren 6 und ich freute mich und fror trotz der 6 Lagen, aß aber brav mein Vesper und trank dazu Matetee.
Aber die Holle, die Holle machte den Vorhang endgültig auf und ging schlafen.
Endlich Weitsicht, Farbe und etwas wohltuende Wärme.

Der Abstieg war dann wonniges Vergnügen.
Suchte meine eigenen Wege. Lief wie auf Wolken. Pflügte durch herrlichen, jungfräulichen Schnee. Und freute mich an Licht und Schatten der nie langweilig werdenden Alpstein-Szenerie.