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Tour

Ein bisschen Stelli, ein bisschen Pizalun

Lockdown, kreuzlos

Den wunderschöner Ostersonntag mit viel Sonne und Optimismus wollte ich nochmal für eine Tour in den Schnee nutzen. Die österliche Familienzusammenführung fand schon an den vorangegangenen Tagen statt. Einem unbeschwerten Bergtag stand nichts im Wege.

Den Rucksack packte ich gewissenhaft am Abend und ging dann früh zu Bett. Die Tour sollte mich auf bisher unbekanntem Weg auf den Stelli führen, ein gutmütiger Skitourengipfel im Calandagebiet. Eine einfache Tour, aber mit 17 km und knapp 1000 hm je nach Verhältnissen ein Zeitfresser. Die Winterausrüstung – auch die Winterbergstiefel – hatte ich zwischenzeitlich schon im Keller verstaut.
Morgens. Auf dem Weg zur Tiefgarage machte ich einen Abstecher im Keller und packte das Zeug wie üblich in die XXL-Ikeatasche. Fuhr auf der Rheintalautobahn Richtung Bad Ragaz. Trotz des schönen Wetters war nur wenig Verkehr. Hinter St.Margarethen musste ich den Kaffee wegbringen und prüfte danach intuitiv die Ausrüstung. Traute meinen Augen nicht. Der rechte Bergstiefel hatte wohl auf Schnee keinen Bock mehr und blieb im Keller. Dafür hatte sich ein anderer, nicht bergtauglicher Winterstiefel in die Tasche geschmuggelt…
Diese Tatsache entlockte meiner Kehle erst mal drei tiefe Seufzer, dann ein „scheiße“ und schließlich „du blöde Kuh“. Mit zwei unterschiedlichen Schuhen wäre ich losgelatscht, aber ein Mix aus Straßenprofil und Bergprofil, dieses Experiment war mir zu orthopädisch.
Andere Tour oder zurück auf los? Ich entschied mich für zurück auf los.
Der rechte, widerspenstige Stiefel verkrümelte sich gleich reumütig in der Tüte. Erneut zuckelte ich am See entlang. Zwischenzeitlich hatten auch die Langschläfer den Weg auf die Straße gefunden.
Mit 2 Stunden Verspätung, es war schon fast Mittag, startete ich die Tour bei St. Margarethenberg.
An der wunderbar gelegenen Alp Marola aß ich mein Pausenbrot, legte mich auf die Bank und machte ein ausgiebiges Nickerchen. Bisher traf ich keine Menschenseele. Nach ca. 1 Stunde weckten mich Geräusche und Atem an meinem Gesicht schreckte mich auf. Ein Hund! Dachte wohl „Was macht die denn da? Hat sie noch eine Wurst für mich übriggelassen?“ Die Besitzer hatten es sich ein paar Meter weiter auf einem Stein gemütlich gemacht.
Der Blick auf die Uhr sagte mir, es sei Zeit zur Umkehr.
Schneller als gedacht war ich wieder am Fürggli, wo der Weg zum Pizalun abzweigt. Ein weiterer Blick auf die Uhr sagte mir, dieses Gipfelchen sei noch zu schaffen.
Sulz, Eis, Harsch, Matsch – es war alles dabei. Am schlimmsten waren die Matschpassagen, an den Sonnenhängen, wo der Schnee schon weg war. Rutschbahnen, die ich dank der eingepackten Spikes meisterte.
Ein paar Meter unterhalb des Gipfels wartete dann aber noch ein grosses, aufgesulztes Schneefeld.
Da ich den Ausblick vom Gipfel schon kenne und die Herumrutscherei so richtig satt hatte, drehte ich einfach um und machte mich vom Acker.
Hach. Schön wars trotzdem. Und der Stelli bleibt als Ziel.