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Musikuss Ungereimtes

Aldo Lagrutta II

„Die Tiefe seines Spieles kann seiner Geisteshaltung zugeschrieben werden, der Art, in der Lagrutta an das Leben herangeht. Durch lebenslange Beschäftigung mit intuitiven Wissenschaften kam er zu der Erkenntnis, dass die Kunst ein Mittel sein kann, das zur endgültigen Wahrheit führen kann, jedoch an sich nicht das Ziel ist. Vor Kurzem behauptete er in einem Interview: „Meine Erfahrung ist diese, dass mein Spielen dann am besten war, wenn ich von der Musik so absorbiert wurde – und mein Publikum desgleichen – dass ich gleichsam nicht mehr von dem Ereignis getrennt war und am Ende des Konzertes bin ich fast überrascht, dass es zu Ende ist. Ich glaube, wenn sich unsere innere Welt durch Stille erweitert, dann erscheint die wahre Botschaft der Musik ungehindert von den Beschränkungen des kleinen Ich.“

Dem kann ich fast nichts hinzufügen – völlig absorbiert, das trifft’s – Aldo Lagrutta sprach kein Wort, er liess sein Instrument sprechen, seine Finger auf den Saiten spielen und tanzen. Er wirkte entrückt, wie ein Medium im Dienste der Musik. Bis zur ersten Zugabe – ich erschrak fast – als er unprätentiös das nächste Stück ansagte, welches übersetzt soviel wie „Absolutly Nothing“ bedeutete…das war alles. Obwohl Lagrutta’s Stimme von angenehmem Klang war, wäre jedes weitere Wort zuviel gewesen, sein Spiel drückte soviel mehr aus als jedes gesprochene Wort.
Ich hatte mindestens sechs Ohren zu wenig für dieses Konzert, aber zwei Ohren zuviel für die schrillen Handy-Klingeltöne, die sich mitten ins schöne Asturias mischten. Himmel und Hölle gleichzeitig. Wenn es sowas wie Sünde gibt, dann war dies mindestens eine Todsünde.
Appollon’s Strafe wird sie ereilen.

„Vom ersten Akkord an haben wir das Gefühl, dass wir es mit einem Interpreten zu tun haben, der Perfektion erlangt hat. Es wird deutlich, dass die Gitarre und Maestro Lagrutta eine Einheit sind.“ (El Universal, Caracas)

Im Grunde genommen ist es unbeschreiblich, man muss Aldo’s Gitarrenspiel hören. Dieses Konzert war das Schönste, was mir in letzter Zeit zu Ohren kam.

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Aldo Lagrutta

„Was steht denn auf dem Plan für heute abend?“
„Ich weiss noch nicht, der Plan heisst: kein Plan. Wir könnten Hildes Wanderkarten schnappen und durch den See laufen.“
„Welchen See?“
„Na, irgendeinen da draussen, die Kneipen haben wir ja alle durch.“
„Dann wäre die nächste Frage: welche Farbe für die Gummistiefel?“
„Hast Du vielleicht nen langärmligen Schirm?“
„Nee, aber ne wasserdichte Unterhose.“
„Gut, dann geh ich schon mal Schwimmreifen besorgen…“

Ich weiss nicht, was meine lustigen, temporären Kollegen aus Berlin für den heutigen Abend sonst noch empfehlen – ich empfehle: Unterdiedeckemitteekatzeundbuchodertvkuschelstunde.
Nicht besonders aufregend, aber trocken und warm.
Wenn’s draussen auch wieder trocken und warm ist, nächsten Sonntag nämlich, empfehle ich folgendes klassische Gitarren-Konzert:

Aldo Lagrutta
Sonntag 3. Juni 19:00 Uhr
Kulturzentrum am Münster – Wolkensteinsaal
Programm: „Espana“ spanische Gitarrenmusik aus drei Jahrhunderten

Karten erhältlich im Klavierhaus Faust und in der Südkurier-Geschäftsstelle
16,-Euro

Aldo Lagrutta, Sohn eines italienischen Geschäftsmannes, entdeckte mit 15 Jahren das Spiel auf der klassischen Gitarre. Er war so fasziniert von dem Instrument, dass er sich völlig dem Studium der Gitarre widmete und dieses, normalerweise neunjährige Studium am Konservatorium, in drei Jahren absolvieren konnte.
Im Alter von nur 17 Jahren wurde er jüngster Professor am National Conservatorium für Musik in Caracas, Venezuela.
Nach 15-jähriger Lehrtätigkeit in Südamerika und den USA widmet sich Aldo Lagrutta nun nur noch seinen Konzerten und verbringt seine Zeit in Venezuela, den USA und Europa. Seitdem er als “Acharya” ordiniert wurde (der, der durch eigenes Beispiel lehrt) unterstützt er andere, ihre innere Welt zu erweitern durch die Stille der Meditation. Es ist auf Grund dieser Lebensart und der Widmung seiner Kunst, dass er sein Instrument so “beherrscht, wie nur wenige Meister”.

Freunde der klassischen Gitarre sollten sich dieses Konzert nicht entgehen lassen!

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Bet Williams

Der heisse Tipp vom Blog-Nachbar trieb mich heute abend zu
Bet Williams ins K9.
Es war wirklich ein ausergewöhnliches Konzert, klein aber fein, im nicht überfüllten Saal der ehemaligen Paulskirche.
Von folkig bis rockig, mal sanft, mal laut und beeindruckend virtuos, begleitet von Bass, Piano und Schlagzeug, spielte Bet Williams auf der verstärkten Akkustikgitarre und sang dazu mit ihrer über 4 Oktaven umfassenden, fantastischen Stimme. Ausserdem ist die Frau mit einen feinen Sinn für Humor und unaufdringlichem Charme ausgestattet, was Bet ausgeordentlich sympathisch machte.
Zur letzten Zugabe brachte sie ihren „little man“ mit auf die Bühne, Söhnchen durfte auf den Knien des Drummers mitrocken und hatte offensichtliche Freude daran.
Es hat einfach grossen Spass gemacht, Bet Williams und ihre Band live zu erleben, die dürfen ruhig öfter’s nach Konstanz kommen!
Fazit: tolle Musik – klasse Band – schöner Abend.

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Vom Jazz ins Bett

Nach diesem tollen Bergtag dachte ich nicht, dass es noch besser kommen könnte, aber es kam.
Nach ausgiebiger Duschaktion und genüsslich eingeworfenem Steak, machten wir uns mit dezent schwächelnden Gliedern auf den Weg zur Musik. Die Befürchtung, dort umzufallen, erwies sich als unbegründet. Menschenmassen, gemischt von ganz jung bis ziemlich alt, zogen friedlich und gut gelaunt durch die Strassen und Gassen, begleitet von Klängen unterschiedlichster Couleur aus den vielen Kneipen. In der lauen Frühsommernacht tummelten sich munter schnackende Grüppchen in den Strassencafes, der Mond zeichnete darüber eine wunderbar scharfe Sichel an den nachtblauen Himmel. Die ideale Basis für ein Event wie Jazz-Downtown, bei dem man gerne äusserlich trocken und unbeschwert, auch kleidungstechnisch, von Lokal zu Lokal zieht.
Unser erstes Anlaufziel war das ExxTra mit Schwester Gaby.
Ich freute mich riesig, Gaby wieder dabei zu sehen! Seit meiner Geburtstagsfete und Gaby’s anschliessendem, krankheitsbedingtem Ausscheiden im letzten Jahr, habe ich sie nicht mehr zusammen erlebt. Das Publikum und die Band zeigte sich am Anfang noch etwas zurückhaltend, aber was ich zu hören bekam, war gut wie selten zuvor. Anders, ernsthafter und intensiver – nicht nur Gaby mit ihrer neuen Kurzhaarfrisur, die ihr übrigens ausgezeichnet steht – aber durchweg positiv.
Nächste Station war Skin n’Bone im Shamrock, auch die spielten Blues vom Feinsten. Inklusive gab’s noch einen Sitzplatz an der Theke und das heissersehnte Guinness. Und ganz nebenbei wechselte in der Spielpause der Solarlader den Besitzer.
Mit meiner neuen Errungenschaft im Plastebeutel zogen wir weiter zur Stehkuh, in der, wie jedes Jahr, Black Cat Bone ihr Debut gaben. Gut wie immer, obwohl ich die stimmgewaltige Bluesröhre Tanja Telschow vermisste. Und voll wie immer – schön, dass mir mein Kollege einen Barhocker in Guinnessreichweite freimachte.
Die letzte Runde trieb uns dann auf dem Weg zum Parkplatz nochmal zur Schwester, welche inzwischen zur Hochform aufgelaufen war. Ausgelassen und tanzfreudig forderte das Publikum am Schluss 4 Zugaben ein – ein Ende mit Sahnehäubchen.
Sicherlich gab es noch viel andere hörenswerte Musik, z.B. das Konstanzer Gitarrentrio. Dies spielte aber leider etwas abseits unserer Rennstrecke, und soviel Energie gaben die berglahmen Beine einfach nicht mehr her. Ausserdem bin ich nicht die eingefleischte Jazz-Liebhaberin, Blues-Rock ist meine Heimat und deshalb passte das Programm.

Es war einfach ein schöner Abend mit netten Menschen, toller Musik und super Wetter – dem Zehnjährigen von Jazz-Downtown durchaus angemessen und für den Hospiz-Verein sicherlich ein erfreulicher Erfolg.

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Juliette And The Licks

Gestern war ich das erste mal im Rohstofflager in Zürich. Dieses entpuppte sich als feine Konzert-Location mit klasse Atmosphäre. Besonders gut gefiel mir unser luftiger Standort während des Konzertes oben auf der Gallerie. Das war fast wie auf dem Berg – erhaben, gute Fernsicht, im Vergleich zu unten wenig Menschen. Nur die Luft war aromatischer. In den Bergen riecht das Gras irgendwie anders.
Aber dann kam sie. Und dann blieb mir die Luft ganz weg. Rockröhre und Energiebündel Juliette Lewis mit ihren Licks brachte in wenigen Minuten das ausverkaufte Lager zum kochen. Wie ein Irrwisch, mit vollem Körpereinsatz und pathetischen Rockposen fetzte das zierliche Mädel über die Bühne – das weibliche Iggy Pop Pendant. Die anfängliche Skepsis wegen der unausgewogenen Abmischung des Sounds konnte dem Tempo auf der Bühne nicht mehr standhalten und ich hab’s nur noch genossen.
Rohstoff Rock, pur und unverdünnt war das – den fantastischen Livequalitäten der Licks zu verdanken. Einfach ein geiles Konzert.

It was only Rock’n Roll but I liked it.