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Tour

Albertinesteig

Lockdown, gesellig

Nach einem geselligen Beisammensein mit den Kindern traf ich mich auf der Rückfahrt mit dem Wanderfreund zu einer geselligen Wanderung am Bohlinger Friedhof. Eine Rundwanderung am Schiener Berg, den Albertine-Steig wollten wir heute unter die Füsse nehmen.
Der Weg verläuft im Grenzgebiet zur Schweiz und teilweise in der Schweiz.


Bereits im Jahr 1971 wurde hier durch einen Staatsvertrag die Grüne Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz für Wanderer geöffnet. Daran war maßgeblich der Schwarzwaldverein beteiligt. Davor regelte der Grenzberichtigungsvertrag von 1830 zwischen der Schweiz und Baden den genauen Verlauf der Landesgrenze zwischen dem Kanton Schaffhausen und dem Großherzogtum Baden. Daher tragen auffallend viele Grenzsteine die Jahreszahl 1839, in dem sie gesetzt wurden.  Auf Schweizer Seite steht „CS“ für den damaligen „Canton Schaffhausen“, „GB“ für das Großherzogtum Baden. Wie unübersichtlich der Grenzverlauf in diesem Zipfel auch heute noch ist bezeugen allein schon die zahlreichen Grenzsteine. Eine weitere Besonderheit dieser Zickzackgrenze ist, dass hier Deutschland südlich der Schweiz liegt.

Der Albertine – Steig soll an die Geschichte des Schienerberg-Original Albertine Schuhmacher erinnern. Albertine Schuhmacher wurde 1893 geboren und wanderte mit ihrem Verlobten in den frühen 1920er Jahren nach Amerika aus. Die Liebschaft zerbrach und Albertine kam mit Hilfe ihres Bruders wieder zurück in die Heimat. Ab diesem Zeitpunkt verbrachte Albertine ein völlig zurückgezogenes Dasein auf dem Brandhof. Einmal im Monat machte sie sich auf den Weg nach Bohlingen, um dort Lebensmittel einzukaufen. Zeitzeugen berichten, dass sie schwarz gekleidet, in gebückter Haltung und einem Sack auf dem Rücken zum Hintereingang des Lebensmittelgeschäfts eingelassen wurde. Bis Mitte der 80er Jahre schaffte es die 90-jährige Frau den Schienerberg hinunter und hinauf zu wandern. Manchmal konnte sie bei Besitzern der Nachbarhöfe auch auf dem Traktor mitfahren. Von der Liebe enttäuscht entwickelte sie sich zu einer Einsiedlerin, die trotz ihrer schwierigen Umstände am Leben nicht verzweifelt ist. Albertine wurde 93 Jahre alt.

Gleich zu Beginn war schon etwas Kondition gefordert, denn es geht gut einen Kilometer steil bergauf. Danach wanderten teilweise durch Schweizer Gebiet über die Hochfläche, wo sich schöne Ausblicke auf die Wiesentäler öffneten. Die Begrüßung wechselte von „Hallo“ zu „Grüezi“ und als wir am Hofgut Oberwald ankamen, lockte uns die geöffnete Terrasse zu einer Kaffeepause. Vermutlich hätten wir sonst gar nicht gemerkt, dass wir uns auf Schweizer Territorium bewegen.
Danach tauchten wir bald wieder in den Wald, wo uns der Weg zur Chroobachhütte und zum Herrentisch führte.
Hier, an der Nordgrenze zu Deutschland, hat man eine großartige Aussicht auf die Vulkanberge des Hegau und auf die Stadt Singen.

Zurück auf dem Querweg Schwarzwald-Jura-Bodensee wanderten wir direkt an der Geländekante auf dem schmalen Firstweg mit je einem Bein in Deutschland und in der Schweiz. Auf zwei Kilometern trafen wir auf weitere 45 Grenzsteine und zahlreiche Mountainbiker.

Die geringe Fotoausbeute ist den vielfältigen Gesprächsthemen und dem hohen Gesprächsbedarf geschuldet – die Wanderung war da fast schon nebensächlich. Eine Quatschwanderung eben…