Kategorien
Musikuss Ungereimtes

Lez Zeppelin

Lez Zeppelin, in der Presse als stärkste Frauenrockband der Geschichte gelobt, spielten am Freitag Abend im Tuttlinger Rittergarten.
Auf dem Weg dorthin scheuchte uns das Navi in abenteuerlicher Weise 3 mal durch das „Zentrum“ von Tuttlingen, bis wir dann zielgenau einen offiziellen Parkplatz direkt vor dem Rittergarten ergatterten. Die Lokalität ist urig-rustikal; eine Kneipe mit zugehörigem kleinen Saal und Bühne.
Der Laden füllte sich rasch und war zu Beginn des Konzerts rappelvoll.

Als die New Yorker Mädels, die vor kurzem ihre erste Europatournee starteten, um ca. 21 Uhr die Gitarre aufheulen liessen und die Drummerin losnagelte, gab es kein Durchkommen mehr.
Sarah, die Stimme, Helen an den Drums, Jimmy Page alias Steph und Bassistin Lisa entführten das Publikum mit einer gigantischen Show für ca. 2 Stunden zu einer Zeitreise in die Good Old Seventies.
Dem am Anfang neugierig-witzelnden, aus allen Altersklassen und von Glatze bis Mähne zusammengesetzten Publikum, heizten die Damen mit ihrem mächtigen Sound voller Enthusiasmus schnell die Skepsis aus den Köpfen und pure Begeisterung in die Gesichter und Beine.
Drummerin Helen forderte meinen höchsten Respekt, überzeugte mit ihren Soloeinlagen und legte los, als wolle sie die Apokalypse herbeitrommeln; Gitarristin Steph improvisierte mit psychedelischen Riffs wie einst ihr Vorbild Jimmy Page.
Wie ärgerte ich mich, als ich zur Kamera greifen wollte, und stattdessen nur zwei frischgeladene Akkus in meinem Handtaschenchaos fand.
Zum Glück liess sich ein netter Mensch, der hinter mir eifrig am Ablichten war, davon überzeugen, dass meine Frage nach seiner Mailadresse und ein paar Pics kein origineller Anbaggerversuch war, und so kam ich dann noch zu meinen erhofften, nachträglich verschlimmbesserten Konzertbildern. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Eugen und Jutta aus Schonach, die gleich am nächsten Tag die Fotos durchs Netz jagten.
Die All-Girls Led Zeppelin Tributband oder „Chicks with Picks“, wie das amerikanische Popmagazin „Spin“ die Band taufte, spielten nah am Original, verliehen den Vorlagen jedoch ihre spezielle, eigene weibliche Note, weit entfernt vom Karaokeeffekt, mit einem „geschlechtsverkehrten Rücksturz in die Rockgeschichte„, so in der „Zeit“ rezensiert.
Auf „Stairways to Heaven“ oder „Whole Lotta Love“ wartete das Publikum vergebens, die Mädels verzichteten kess auf diese Musts, was dem Konzert aber definitiv keinen Abbruch verlieh und durch frenetischen Beifall bestätigt wurde.
Fast taub, ohne Durchblick und mit Tränen in den Augen verliessen wir die Bude nach Ende beinahe fluchtartig, brauchte ich doch selbst fast den ganzen Abend nicht zu rauchen; die Abgase der zahlreichen qualmenden Fans versorgten mich im Überfluss mit dem nötigen Stoff.
Dies war jedoch nur ein klitzekleiner Wermutstropfen dieses tollen Abends, der mit einer ordentlichen Nase voll Frischluft schnell wieder ausgeglichen war.
Keep on rockin‘ Mädels, mehr davon, das war klasse!