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Ungereimtes

Dollhouse

Nachmittags in der Stadt.
Gefährliche Szenen spielen sich da ab.
Springt mir doch dieser Schuh heute
unvermittelt und ohne Vorwarnung erst
mitten ins Auge und dann an den Fuss.
Dann der Zweite. Meine Füsse wehrten sich nicht.
Mein Portemonnaie auch nicht.
Und es kam noch schlimmer, beide blieben dran.
Und das Geld war weg.

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Ungereimtes

Elderly Evening

War das wieder ein Abend heute!
Elternabend der… *nachrechen*…40ste?
Vielleicht auch der 45ste.
Ist eigentlich egal, Pflichtfach für Muttern, basta.
Sie ist es immer noch, eine schlimme Klasse.
Sie sind es immer noch, schlimme Teenies.
Sie sind es immer noch, schlimme Eltern.
Ähm. mich ausgenommen, weil, ich nicht schlimm, sondern schlimmer.
Und, weil ich nicht Eltern, sondern HildeMum.
Aber, jetzt kommts: sie sind es nicht mehr, schlimme Lehrer!
Der erste Elternabend in meiner langjährigen Karriere als
Abendsschulbankdrückerin, an dem ich mir wünschte,
mal wieder tagsüber die harten Stühlchen warmdrücken zu dürfen.
Im Ernst, was ich da zu sehen und hören bekam,
war äusserst attraktiv. Teilweise zumindest, wenn man von den weinerlichen
Monologen über die Sozialpotenzschwächen und den Testosteronüberschuss
der 95% männlichen Klassenherrschaft absieht.
Neue Lehrer lehren gut, in diesem Fall scheint das zuzutreffen.
Wenn die so knackig unterrichten, wie sie aussehen, kann die Klasse
hoffnungsfroh Richtung Abitur blicken.

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Nach einer anstrengenden, tollen Seminarwoche, den Kopf noch voller Paragraphen, nachhaltig gesättigt von Claudias wunderbaren Speckknödeln und in freudiger Erwartung auf einen erholsamen Sonntag, sitz ich nichtsahnend mit der Zeitung und nem Kaffee auf meiner Terasse.
Düdeldü, bimmelt das Telefon. Wer wagt es wohl, mein allsonntägliches Ritual zu stören?
Die Stimme meines Vaters, live aus der Klinik. Er stammelt was von „Bude abgefackelt des nächtens und Rauchvergiftung und Polizei und Feuerwehr und überhaupt und sowieso kommt er jetzt zu mir. Morgenstund hat manchmal auch Russ im Mund…
Manche Aufgaben kann man sich nicht aussuchen, die knallen wie Meteoren in den Semmelkorb und hinterlassen einen emotionalen Krater.
Am Ende dieses denkwürdigen Tages festigt sich bei mir die Erkenntnis, dass abgefackelte, verrusste, mit Scherben übersäte Küchen zu entrümpeln nicht unbedingt in die Top-Ten-Liste meiner sonntäglichen Aktivitäten aufgenommen wird.
Da sprach eine Stimme tief aus meinem Inneren: es hätte noch schlimmer kommen können und morgen kommt ERA und – thank God it’s Monday!

Wer spinnt sonst noch vor meiner Tür? Der Opa, der ist jetzt Straftäter. „Fahrlässige Brandstiftung“ nennt es das Gesetz.

§ 306d
Fahrlässige Brandstiftung

(1) Wer in den Fällen des § 306 Abs. 1 oder des § 306a Abs. 1 fahrlässig handelt oder in den Fällen des § 306a Abs. 2 die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.(2) Wer in den Fällen des § 306a Abs. 2 fahrlässig handelt und die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Nun muss ich morgen mit zum Verhör. Das Verfahren wird eingestellt, wegen Geringfügigkeit, das ist schon klar, aber der Formalismus geht seinen Gang. Es lebe die Bürokratie!
Da wird Mann 88 Jahre alt, vergisst, alt und tattrig, die Platte unterm Topf auszuschalten, und schon steht Justitia im Haus.
Nun wird er mir im hohen Alter fast noch sympathisch!

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Trauer um Wu Runjin

„Ein großer Meister ist für immer von uns gegangen.
Sein Unterricht war streng und heiter zugleich.
Seine Lebensfreude hat uns immer angesteckt.
Seine Löwentanz-Trommelkunst hat uns begeistert.
Seine Leidenschaft gehörte dem Tee, dem Sport, dem Tanzen, dem Spielen.
Sein Gegner, den er mit Humor bezwang, war die deutsche Sprache.“

Das schreibt Martin auf der Homepage der Wushu-Akademie in seinem Nachruf über Wu Runjin.

Als ich heute morgen beim Durchblättern des Südkurier die Todesanzeige von Wu Runjin sah, stockte mir für Sekunden der Atem.
Unfassbar, dass dieser humorvolle, agile und lebenslustige Mensch nicht mehr unter uns ist.
Er starb an den folgen einer unheilbaren Krankheit, viel zu früh, knapp vor seinem 54. Geburtstag.

Vor 18 Jahren begann ich mit dem Kung Fu Training, Runjin und seine Schwester Mei Ling lehrten mich in den darauffolgenden 5 Jahren die Kunst des Faust-, Schwert-, Säbel- und Stockkampfs. Als das Trainingspensum neben Familie und Job zu intensiv wurde, gab ich den schönen Sport auf, den meine Kinder dann an Mutter’s statt weiter ausübten. Die Verbindung ist auch nach deren Ausscheiden nie abgebrochen.
In den Anfängen, als Runjin aus der Schweiz nach Konstanz zügelte, transportierten wir mit meinem alten VW-Bus seinen Hausstand über die Grenze und befeierten anschliessend sein neues Domizil im Paradies.
Nicht nur sein Stockkampftraining, auch Runjin’s Kampf im Training mit der deutschen Sprache aus dem er oft als humorvoller Sieger hervorging, bleibt unvergesslich; z.B. sein legendäres „Damen oben“, was er regelmässig während des Traings der Faustformen befahl und uns zum Lachen brachte. Wir Damen streckten dann diszipliniert trotzdem den Daumen hoch anstatt uns auf die Herren zu werfen.
Runjin und seine Familie haben viele Jahre unseres Lebens bereichert, wertvoll und unvergesslich gemacht.
Wir hatten immer viel Spass, beim chinesisch Kochen, beim Feiern, auf Trainingslagern und bei diversen Aufführungen. Die Menschen, der Sport, die familiäre Atmosphäre – das war einfach eine unglaublich tolle Zeit.

Es ist schon eigenartig, wie das plötzliche körperliche Entschwinden eines Menschen aus dieser Welt schmerzt und bewusst macht, wieviel er einem bedeutete, wieviele Erinnerungen man mit ihm verbindet auch wenn man ihn lange nicht mehr gesehen hat.

Ich bin sehr traurig.