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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Patti Smith X-Tra

Verschnupft, verblast, verkniet, verzahnt, verplant, verpeilt – die vergangene Woche könnte man ohne Skrupel in die Tonne kippen. Doch dann kam Doc Leonhard, Retter der Laune und Kniegelenke. Der wandelte – vorerst verbal – auf wundersame Weise mein irreparabel geglaubtes, arthrotisches Kniegelenk flugs in ein reparables, nur Meniskalzerschlissenes. Die zu erwartende Krückenlaufzeit reduziert sich somit auf ein Minimum – wenn schon Sch…, dann wenigstens mit Schwung. Kurz nach meinem Ausflug in die Schwarzwaldklinik folgte der Gang auf den Liegestuhl. Dieses mal nicht auf den vom OBI, sondern auf den in der Zahnarztpraxis. Beim Anblick der vielen, winzig-präzisen Foltergerätschaften klappte mir vor Ehrfurcht der Unterkiefer auf’s Brustbein und stumm in mich hineinleidend, verharrte ich in diesem Zustand für die folgenden zwei Stunden. Auch die schöne, klassische Musikuntermalung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies ein Ort des Grauens ist. Und nichts gibt’s umsonst. Wer richtig gequält sein will, soll wenigstens auch ordentlich dafür bezahlen, stolze 700 Euro kostete mich der Wahn mit dem Zahn.
Nachdem meine schief hängende Gesichtshälfte wieder in die Ursprungsposition zurückgeschnellt war, konnte ich mich endlich dem Highlight der Woche widmen, welches dafür sorgte, dass diese doch nicht restlos im Sondermüll verschwand.
Patti Smith live – Jahrzehnte hab ich auf dieses Ereignis hingearbeitet. Der vorangegangene Tag bot zwar nicht die Basis für maximal ungetrübtes Konzertglück, doch inzwischen konnte ich die Zähne wieder zusammenbeissen und im X-Tra fand sich sogar noch ein Sitzplatz auf einem Barhocker. Hoch über dem Geschehen, zwar in gebührender Distanz zur Bühne und hinter Glas, aber gut belüftet und mit bester Sicht und gutem Sound.
Faszinierend, mit welcher Präsenz und Energie die 60jährige Rocklady ihr Repertoire präsentierte, welches sich aus zum Teil eigenwillig interpretierten Coverversionen von Klassikern der Rockgeschichte und grossen Songs aus ihrem 30jährigen Schaffen zusammensetzte. Bis auf einen kleinen Zwischenfall, bei dem eine Meute von Fotografen ihr allzu dicht auf den Pelz rücken wollte und sie das wütend mit „Get your fucking cameras off my face!“ kommentierte, rockte Patti gut gelaunt zwei Stunden ohne Pause und liess sich am Ende noch zwei Zugaben entlocken.
Ein tolles Konzert, ohne Frage, auch wenn mir der Blickkontakt mit Patti versagt blieb und der Abend etwas zerknautscht war…

P.S. völlig zusammenhangslos, aber spassig: unter 58.100 Einträgen bei Google zu: „ein bisschen Haue gern“ ist Spinnennetz auf Rang 3. Sollte mir das etwa zu denken geben???

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Tito und die Taranteln

Keine Vampire gabs – obwohl ich mir da bei Tito nicht ganz sicher bin – und wir kamen lebendig wieder raus, aus dem Salzhaus in Winterthur gestern Nacht. Salzhaus ist halt doch nicht Titty Twister.
Mein Musikhunger wurde wieder mal angemessen gestillt, mit einer Mischung aus sattem, schnörkellosem Tex-Mex-Rock und Blues.
Es floss kein Blut, dafür Schweiss, und der reichlich. Tito und seine Taranteln heizten ganz schön ein und boten einen begeisternden, mitreissenden Liveauftritt. Die Bude war proppenvoll, nur beim letzten Stück, als Tito etliche Mädels und Jungs aus dem Publikum auf die Bühne abzog, wurd’s etwas luftiger. Es ist fast schon gesetzmässig, dass sich die durch körperliche Grösse eh schon Bevorteilten auch noch ganz vorne an der Bühne aufbauen. Die Folge davon sind meine mit Kopfsalat angereicherten Bilder. Was soll’s, gute Bilder und Musiksalat wäre schlimmer.


Vielleicht sollte man langsam auch für solche Konzerte über eine Seniorenermässigung mit exclusivem Sitzplatz in der ersten Reihe nachdenken, waren wir doch wieder mal die Quoten-Alten und sorgten durch unsere Anwesenheit für einen ausgewogenen Altersdurchschnitt.
Es war zwar laut, aber kein Krach – beim anschliessenden Smalltalk fragte ich nur ca. nach jedem fünften Satz „hä?“ und nicht wie sonst üblich dreimal hintereinander.
Jedenfalls hat’s mächtig Spass gemacht, mit dem gut gelaunten Energiebündel Tito Larriva und seiner coolen Band abzurocken.

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Aldo Lagrutta II

„Die Tiefe seines Spieles kann seiner Geisteshaltung zugeschrieben werden, der Art, in der Lagrutta an das Leben herangeht. Durch lebenslange Beschäftigung mit intuitiven Wissenschaften kam er zu der Erkenntnis, dass die Kunst ein Mittel sein kann, das zur endgültigen Wahrheit führen kann, jedoch an sich nicht das Ziel ist. Vor Kurzem behauptete er in einem Interview: „Meine Erfahrung ist diese, dass mein Spielen dann am besten war, wenn ich von der Musik so absorbiert wurde – und mein Publikum desgleichen – dass ich gleichsam nicht mehr von dem Ereignis getrennt war und am Ende des Konzertes bin ich fast überrascht, dass es zu Ende ist. Ich glaube, wenn sich unsere innere Welt durch Stille erweitert, dann erscheint die wahre Botschaft der Musik ungehindert von den Beschränkungen des kleinen Ich.“

Dem kann ich fast nichts hinzufügen – völlig absorbiert, das trifft’s – Aldo Lagrutta sprach kein Wort, er liess sein Instrument sprechen, seine Finger auf den Saiten spielen und tanzen. Er wirkte entrückt, wie ein Medium im Dienste der Musik. Bis zur ersten Zugabe – ich erschrak fast – als er unprätentiös das nächste Stück ansagte, welches übersetzt soviel wie „Absolutly Nothing“ bedeutete…das war alles. Obwohl Lagrutta’s Stimme von angenehmem Klang war, wäre jedes weitere Wort zuviel gewesen, sein Spiel drückte soviel mehr aus als jedes gesprochene Wort.
Ich hatte mindestens sechs Ohren zu wenig für dieses Konzert, aber zwei Ohren zuviel für die schrillen Handy-Klingeltöne, die sich mitten ins schöne Asturias mischten. Himmel und Hölle gleichzeitig. Wenn es sowas wie Sünde gibt, dann war dies mindestens eine Todsünde.
Appollon’s Strafe wird sie ereilen.

„Vom ersten Akkord an haben wir das Gefühl, dass wir es mit einem Interpreten zu tun haben, der Perfektion erlangt hat. Es wird deutlich, dass die Gitarre und Maestro Lagrutta eine Einheit sind.“ (El Universal, Caracas)

Im Grunde genommen ist es unbeschreiblich, man muss Aldo’s Gitarrenspiel hören. Dieses Konzert war das Schönste, was mir in letzter Zeit zu Ohren kam.

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Aldo Lagrutta

„Was steht denn auf dem Plan für heute abend?“
„Ich weiss noch nicht, der Plan heisst: kein Plan. Wir könnten Hildes Wanderkarten schnappen und durch den See laufen.“
„Welchen See?“
„Na, irgendeinen da draussen, die Kneipen haben wir ja alle durch.“
„Dann wäre die nächste Frage: welche Farbe für die Gummistiefel?“
„Hast Du vielleicht nen langärmligen Schirm?“
„Nee, aber ne wasserdichte Unterhose.“
„Gut, dann geh ich schon mal Schwimmreifen besorgen…“

Ich weiss nicht, was meine lustigen, temporären Kollegen aus Berlin für den heutigen Abend sonst noch empfehlen – ich empfehle: Unterdiedeckemitteekatzeundbuchodertvkuschelstunde.
Nicht besonders aufregend, aber trocken und warm.
Wenn’s draussen auch wieder trocken und warm ist, nächsten Sonntag nämlich, empfehle ich folgendes klassische Gitarren-Konzert:

Aldo Lagrutta
Sonntag 3. Juni 19:00 Uhr
Kulturzentrum am Münster – Wolkensteinsaal
Programm: „Espana“ spanische Gitarrenmusik aus drei Jahrhunderten

Karten erhältlich im Klavierhaus Faust und in der Südkurier-Geschäftsstelle
16,-Euro

Aldo Lagrutta, Sohn eines italienischen Geschäftsmannes, entdeckte mit 15 Jahren das Spiel auf der klassischen Gitarre. Er war so fasziniert von dem Instrument, dass er sich völlig dem Studium der Gitarre widmete und dieses, normalerweise neunjährige Studium am Konservatorium, in drei Jahren absolvieren konnte.
Im Alter von nur 17 Jahren wurde er jüngster Professor am National Conservatorium für Musik in Caracas, Venezuela.
Nach 15-jähriger Lehrtätigkeit in Südamerika und den USA widmet sich Aldo Lagrutta nun nur noch seinen Konzerten und verbringt seine Zeit in Venezuela, den USA und Europa. Seitdem er als “Acharya” ordiniert wurde (der, der durch eigenes Beispiel lehrt) unterstützt er andere, ihre innere Welt zu erweitern durch die Stille der Meditation. Es ist auf Grund dieser Lebensart und der Widmung seiner Kunst, dass er sein Instrument so “beherrscht, wie nur wenige Meister”.

Freunde der klassischen Gitarre sollten sich dieses Konzert nicht entgehen lassen!

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Bet Williams

Der heisse Tipp vom Blog-Nachbar trieb mich heute abend zu
Bet Williams ins K9.
Es war wirklich ein ausergewöhnliches Konzert, klein aber fein, im nicht überfüllten Saal der ehemaligen Paulskirche.
Von folkig bis rockig, mal sanft, mal laut und beeindruckend virtuos, begleitet von Bass, Piano und Schlagzeug, spielte Bet Williams auf der verstärkten Akkustikgitarre und sang dazu mit ihrer über 4 Oktaven umfassenden, fantastischen Stimme. Ausserdem ist die Frau mit einen feinen Sinn für Humor und unaufdringlichem Charme ausgestattet, was Bet ausgeordentlich sympathisch machte.
Zur letzten Zugabe brachte sie ihren „little man“ mit auf die Bühne, Söhnchen durfte auf den Knien des Drummers mitrocken und hatte offensichtliche Freude daran.
Es hat einfach grossen Spass gemacht, Bet Williams und ihre Band live zu erleben, die dürfen ruhig öfter’s nach Konstanz kommen!
Fazit: tolle Musik – klasse Band – schöner Abend.