Kalt, kälter, frostig
„Der 843 m hohe Hausberg von Engen besteht aus Hegau-Basalt und ist am besten vom Engener Ortsteil Anselfingen aus zu besteigen. Der anfangs asphaltierte Weg (Almenweg) führt durch einen Mischwald relativ steil nach oben. Die Anstrengung lohnt sich: schon an der Vorburg bietet sich ein guter Ausblick auf die Aachniederung. Auf dem letzten Stück bis zum Gipfel sind noch vor dem Burgtor auf der rechten Seite des Weges Aufschlüsse von Hegau-Basalt, die eine teilweise säulige Absonderung zeigen. Vom Gipfel aus bietet sich eine sehr gute Rundsicht auf den Hegau, die bei klarem Wetter bis an den Bodensee und die dahinter liegenden Alpen reicht. Am Osthang des Hohenhewen kam es 1816 und 1817 zu zwei Bergrutschen. Die Abrisskante ist auch heute noch vor allem im Winter gut erkennbar. Die Massenverlagerungen haben ihren Ursprung in der intensiven Überprägung der Landschaft durch den Rheingletscher. Nach dem Abklingen des Permafrostes führten die Klüfte und Risse im Gestein der Bergflanke in Verbindung mit jahreszeitlich bedingter Frostsprengung zu einer allmählichen Destabilisierung des Hangs, die schließlich in den Bergrutschen gipfelte.“
Obwohl Weihnachten gestern und das Peistozän vor ca. 11.700 Jahren endete, beschert uns Väterchen Frost einen wunderbar frostigen Wandertag. Zwar schwebt dauerhaft ein grauer Deckel über uns, doch statt nach oben, schauen wir lieber in die Ferne. Dort verwöhnt uns ein rotgolden hinterlegtes Bergpanopama, wie es schöner nicht sein könnte. Zauberhaft!
Vom Aldi-Parkplatz in Engen steigen wir erst dem Höwen aufs Dach, danach geht es weiter zum Napoleonseck.
„Im Jahre 1800 kam es am Napolenseck im Napoleonischen Krieg zu einer Schlacht zwischen Franzosen und Österreichern. Die Österreicher hatten sich vom Bisberg bis ins Tal unten in Watterdingen aufgestellt. Die Franzosen nahmen die Schlachtordnung parallel vom Start des Premiumwanderwegs auf. Die Schlacht weitete sich bis auf die Gemarkung Engen aus. Die Franzosen errangen hier einen wichtigen Sieg gegen die Österreicher. Daher ist der Name der Stadt Engen im Arc de Triomphe in Paris verewigt.“
Nicht allein der Gedanke an die unerbittliche Schlacht erzeugt Gänsehaut und lässt uns frösteln. Das Peistozän mit dem Rheingletscher scheint zurück, sein eisiger Atem weht zu uns herüber, die kaltblütigen Klauen haben uns fest im Griff und lassen eine eiskalte Hilde zurück.
Selbst der noch warme Tee scheitert mit seiner Mission.
Nach hastig verzehrtem Vesper geben wir uns in der Schlacht mit dem Frost endgültig geschlagen und treten den Rückzug an. In grosser Runde laufen wir zum Ausgangsort in Engen zurück.
Die Kälte dagegen hat sich mittlerweile ins Körperinnere zurückgezogen und dort verbarrikadiert. Selbst im warmen Zuhause will das innere Zittern nicht weichen und rüttelt an der Behaglichkeit. Erst als ich mit härteren Bandagen kämpfe und Glühwein als Brandbeschleuniger einsetze, schmilzt das Eis und macht einer wohlig-warmen Müdigkeit platz.