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Tour

Kamor (1.751 m)

Lockdown, aussichtslos

Die Wetterköchinnen versprachen schon lange, einen richtig wonnigen Frauentag zusammenzubrauen. Es sollte ein wonniger Bergfrauentag werden. Voller Vorfreude kroch ich deshalb schon früh aus den Federn. Der Blick durchs Fenster überzeugte zwar noch nicht, aber das Geschwurbel am Himmel würde sich – wie so oft – bis zu meiner Ankunft am Berg schon zurückziehen. Glaubte ich.

Glauben ist nicht Wissen. Bei Ankunft am Berg sah es entgegen meines Glaubens eher trostlos aus. Wahrscheinlich gab es zwischen den Wettergöttinnen und den Wetterköchinnen unüberbrückbare Differenzen, die Ladies konnten sich nicht auf eine Farbe einigen. Mal grau, mal blau, unten grün und oben weiß.
Ich sag’s ja. Koch allein und bleib dabei, viele Köchinnen verderben den Brei.
Immerhin waren da überhaupt noch Farben. Unbeirrt stieg ich nach oben, denn den Weg kenne ich zum Glück inzwischen fast so gut, wie den vom Schlafzimmer auf’s Klo.
Allerdings gingen unterwegs den Göttinnen zusehends die Farben aus und auch die Formen verloren sich. Dagegen nahm die Höhe der Schneeunterlage immer mehr zu. Kurz vor der Gipfelin wusste ich zwar noch, dass ich kein Männlein, sondern ein Weiblein bin. Aber wo war Oben und Unten, wo war Norden und Süden geblieben? Alles wurde vom Grau verschluckt. Bis auf die Stangen, sie waren mein einziger Halt.
Schritt für Schritt gruselte ich mich zur Gipfelin hoch. Wenigstens war ich den frischen Temperaturen angemessen vielschichtig eingepackt.
Ganz oben kam dann etwas Bewegung in die Wetterküche, immerhin sah ich eine Gipfelkreuzin. Danach machte ich sofort eine Spitzkehre abwärts, ging doch ziemlich viel Zeit auf der Suche nach Farben und Formen verloren. Aber dann. Je tiefer ich abstieg, desto farbiger wurde es.
Nach dem Kreuz mit der Gipfelin erhörten die Wettergöttinnen endlich mein Flehen nach Sonne, sie knallte mir für den restlichen Weg voll ins Gesicht. Ich entledigte mich der nun überflüssig gewordenen Schichten, Schneeketten und Handschuhe und baute als Opfergabe voller Freude auf einen Pfahl eine Schnee-Transe.