Der Floh im Ohr…
…hat das Coronajahr überlebt und wurde endlich befreit!
Zeitgleich mit der Lockerung der Einreise- und Quarantäneregeln in Italien erhielt ich die 2. Impfung, die lange Zitterpartie hatte endlich ein Ende und der Vorfreude auf die lange geplante Tour stand nichts mehr im Weg.
Bei der Feinplanung wurde es kurzzeitig nochmal spannend. Die angepeilte Unterkunft nach der ersten Tagesetappe, das Refugio Riella, war nicht zu erreichen und auf Buchungsanfrage per email kam keine Rückmeldung. Erst eine Anfrage beim Club Alpino Italiano (CAI) brachte Klarheit.
Die Hütten am Lariano-Dreieck waren alle noch zu oder nahmen keine Übernachtungsgäste auf. Diese Nachricht brachte mich kurz ins Schleudern. Die ungefähr 40 km und 2.000 Höhenmeter der geplanten Tour an einem Stück laufen? Obwohl ich Schindertouren liebe, kennt meine Leidensfähigkeit Grenzen, offenbarte sich bei diesem Pensum doch eine zu erwartende Diskrepanz zwischen Genuss und Schinderei.
Zum Glück fand sich dann nach intensiver Recherche eine buchbare Unterkunft in Caglio. Zwar müssten wir vom Weg 300 hm und knapp 4 km absteigen, doch das schien mir gut machbar. Nachdem mir ein Zimmer in der Residenza Santa Valeria in Caglio für den gewünschten Termin bestätigt wurde, konnte ich die Unterkünfte in Brunate und Bellagio buchen.
,,Wann geht es endlich los ?“ Jetzt. Gleich. Am Montag. Startschuss! Der geschätzte Wanderbuddy konnte das Hufgescharre einstellen, bevor er sich damit selbst eine Grube grub.
Montag früh. Nach dem Motto: ,,Ich hab den Plan, du fährst“. Erst zum Test Drive-In am Döbele. Trotz zweifacher Impfung war ein aktueller Test für die Einreise vorgeschrieben. Nach 4-stündiger, entspannter Fahrt, erreichten wir Chiasso. An der Grenze lachten die Grenzer und wollten – nix! Weder Test- noch Einreiseformular. Wir steuerten Tavernola an, dort sollte es nach meiner Recherche hinter dem Fährhafen einen grossen, kostenfreien Parkplatz geben. Nach kurzer Irrfahrt war dieser gefunden und wenige Minuten später lösten wir das Fähre-Ticket.
8 Minuten Wellenritt brachten uns zur Anlegestelle in Como. Obwohl die Talstation der Standseilbahn nach Brunate nur wenige Minuten zu Fuß entfernt war, latschten wir erstmal in die Irre. Eine freundliche Einheimische erwies sich als ortskundige Rettung. Sie ging voran und brachte uns auf den rechten Weg.
Tickets gekauft, in die Bahn gehüpft und zack! stiegen wir 500 m höher in Brunate wieder aus. Vor dem weiteren Aufstieg nach San Maurizio zum Baita Carla gönnten wir uns erst mal ein erfrischendes Kaltgetränk. Nach weiteren 300 hm auf gepflastertem Weg erreichten wir in ca. 1 Stunde das Baita Carla. Francesco, der Betreiber empfing uns herzlich, wir waren die einzigen Übernachtungsgäste.
Stupido! Wieder einmal ärgere ich mich über meine Faulheit. Hätte ich rechtzeitig mein poco italiano aufgefrischt, hätten wir mehr über Berlusconis Villenleben in Cernobbio, über das auslaufende Kündigungsverbot und über die Tiere, die nachts manchmal die Hütte besuchen, erfahren. Mit Händen und Füßen gings aber auch.
Abends dann Ravioli in köstlicher Sauce mit Blick auf den See und die Dörfer tief unter uns bei angenehmen Temperaturen. Das Leben ist schön! Francesco hätschelte derweil seine Aprilia. Nachtgewitter kündigten sich an, da wollte das gute Teil in den hagelgeschützten Stall.
Wie angekündigt streifte dann später ein Gewittersturm den wohligen Tiefschlaf. Schönschaurig wars unterm schützenden Dach.