„Das Gehen ist die Aneignung von Raum und Zeit, das Fahren und Fliegen eine Flucht daraus“
Vielleicht ist das so. Jedenfalls eigne ich mir demnächst erst mal sehr viel Raum und Zeit an. Bei der nächsten Nepalreise werde ich dann wieder daraus fliehen, um mir kurz danach Raum und Zeit wieder anzueignen.
Ach, ist das kompliziert!
Gibt es das Abenteuer vor der Haustür? Ohne Flug um die halbe Welt in exotische Sehnsuchtsorte? Ein abenteuerliches Leben in unserer durchgetakteten, sauber geregelten Welt? Das Abenteuer, welches eher auf das Stück abzielt und weniger auf die Kulisse, vor dem es gespielt wird?
Diesen Fragen möchte ich nun nachgehen. Einmal längs durch Deutschland mit Zelt und Rucksack. Nicht die schönsten Ecken Deutschlands besuchen, von denen ich schon einige kenne, nicht die spektakulärsten Wege gehen, sondern einen Querschnitt von allem, auch den Reiz der langweiligen Landstriche entdecken. Da ich Angst habe, etwas zu verpassen, wenn ich zu schnell reise, verwarf ich nach vielfältigen Gedankenspielen die anfängliche Planung der Tour mit dem Fahrrad, zugunsten der ursprünglichsten Fortbewegungsart, dem Gehen.
Ein Outdoortrip in Deutschland unterscheidet sich in einigen Punkten von Wildnistouren in Kanada oder Trekkings in Nepal.
Deutschland ist vergleichsweise dicht besiedelt, während man in Kanada oder auch in Nepal manchmal über weite Strecken keine Zivilisation antrifft.
In Kanada kann und darf man fast überall bedenkenlos das Zelt aufstellen, in Nepal gibt es ausserdem auf den meisten Treks preiswerte Lodges und Homestays. Dagegen ist es in Deutschland nicht erlaubt, einfach irgendwo in der Landschaft zu lagern und bei einer mehrmonatigen Tour würde das abendliche Einquartieren auf Campingplätzen oder Pensionen das verfügbare Budget ziemlich belasten.
Um Antworten auf die offenen Fragen zu erhalten, befragte ich natürlich Mr.Google und der erzählte mir etwas von Christine Thürmer, einer outdoorerfahrenen, weitgewanderten Frau. Zufälligerweise hielt sie letzte Woche einen Vortrag in Radolfzell.
Ein Volltreffer! Christine ist nicht nur sehr erfahren, sie beherrscht auch die Kunst des Vortrags. Informativ, ehrlich, witzig und kurzweilig erzählte sie von den wichtigen Dingen des Wanderlebens.
Wasser bekommt man immer auf Friedhöfen und öffentlich zugängliche Steckdosen gibt es in den meisten Kirchen. Überraschende Antworten auf einfach klingende Fragen. Wäre ich vielleicht irgendwann auch von selbst draufgekommen, doch mit solchen Informationen im Gepäck läuft es sich leichter.
Die Antwort auf eine meiner dringendsten Fragen – dem Umgang mit Zecken – erhielt ich dann allerdings von meinem Sitznachbar, einem Förster.
Keine Ahnung, was dieser Reise folgt. Ein Dauerabonnement beim Orthopäden? Vielleicht pflanze ich in den Wanderschuhen Kresse oder fange an zu stricken? Oder ich laufe gleich nach Nepal weiter?
Mein Wunsch ist es, die Wanderschaft fortzusetzen. Wohin auch immer.
Wikipedias sagt Abenteuerliches:
Als Abenteuer wird eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis bezeichnet, das sich stark vom Alltag unterscheidet. Es geht um das Verlassen des gewohnten Umfeldes und des sozialen Netzwerkes, um etwas Wagnishaltiges zu unternehmen, das interessant, faszinierend oder auch gefährlich zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist.
Reale Abenteuer erfordern Eigeninitiative, Frustrationstoleranz, Angstbeherrschung, Mut und vor allem die Bereitschaft zur Akzeptanz eines etwaigen Scheiterns und dessen Folgen. Sie sind somit unmittelbare Erlebnisse im Lebensgeschehen. Das real erlebte Abenteuer kann von hohem persönlichkeitsbildenden Wert sein.