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Mehrtagestour Tour

Zerfreilasee (1.862 m)

1. Übernachtungstour in diesem Jahr!

Die Friseurin hört auf, der Zahnarzt taugt nix mehr und jetzt macht auch noch die Werkstatt dicht, es ist ein Jammer. Nachdem mir die Nachfolgewerkstatt endlich die Sommerreifen montiert hatte, packte ich schnurstracks den Rucksack, Gaskocher, Kaffee und ein paar Lebensmittel ein und los gings. Fürs Engadin ist es noch zu früh, so suche ich mir ein Ziel in der Surselva, ins Val Lumnezia soll es gehen.
Nachmittags fahre ich los nach Ilanz, wo hinter der Badi ein schöner Parkplatz auf mich wartet, und das sogar kostenfrei.

Ich schaue nochmal auf die Karte und entscheide mich spontan um für die Tour von Vals zum Zerfreilasee. Packe noch meinen Rucksack, da ich mir am nächsten Morgen eine Postbusfahrt gönnen möchte (Muttertag! 🙂 ) und deshalb früh starten will und schlafe danach wie eine Bärin.
Nach dem Morgenkaffee fahre ich nach Ilanz Bahnhof, parkiere dort und steige in den ersten Bus nach Vals. Ich bin die einzige Fahrgästin, was den Genuss der Fahrt ins schöne Tal aber nicht schmälert.
Von Vals geht es erst steil zum Höhenweg hinauf, am Fuß des bizarr gezackten Breitengrats und des Dachbergs entlang, durch eine Moorlandschaft und über Alpweiden, auf der gegenüberliegenden Talseite begleiten mich die Gipfel von Guraletschhorn und Amperfreilahorn.  
In Frunt befindet sich zuvorderst auf einer Felswand die im Jahre 1754 erbaute Kapelle St. Anna. Von hier lässt sich der Zerfreila-Stausee überblicken. Zuhinterst über dem See thront das 2821 Meter hohe Zerfreilahorn, das „Bündner Matterhorn“.
Wo heute ein smaragdgrüner See zwischen den Bergen sich lang macht, duckte sich vor 50 Jahren das Dorf Zerfreila in das pittoreske Tal. Mit dem Bau der Staumauer 1956 verschwand ein Stück Walser Kultur, geblieben ist die großartige Bergkulisse in der Adula-Gruppe.
Steil abwärts gehe ich zur Staumauer – dem Stausee fehlt wie vielen anderen auch Wasser -laufe auf die andere Seite, von wo der Rundweg nach Vals zurückführt. Da ich keine Lust verspüre, durch den schattigen Wald zu laufen und mich der Hinweg so begeisterte, beschließe ich, dort auch wieder zurück zu wandern. Den jungen Mann, der mich vor einiger Zeit überholt hatte, treffe ich bei der Staumauer wieder und auch er geht den selben Weg aus selbigen Gründen zurück.
Das letzte Wegstück hinunter nach Vals ist ein Kampf, habe ich doch 18 km und 1100 Höhenmeter in den Beinen – das Längste, was ich seit 9 Monaten gemacht hab. Aber das Glück und der Nachhall dieser herrlichen Wanderung verleihen mir Flügel. Unbedingt will ich den Bus 17:35 Uhr erreichen, für den nächsten müsste ich knapp 2 Stunden warten.

Kurz nach 18 Uhr bin ich wieder in Ilanz, fahre gleich weiter nach Flims, von wo ich am nächsten Tag noch einen Ausflug zum Cresta- und Caumasee geplant habe. Am ruhigen Parkplatz Punt la Reisga falle ich bald nach dem Abendbrot in einen tiefen Schlaf und wache erst auf, als die Werktätigen der nahen Metallbaufirma mit ihren Autos anrücken.
Nach Kaffee und kleinem Frühstück mache auch ich mich auf den Weg, erst an Flims Waldhaus vorbei zur Perle von Flims, dem malerisch gelegenen Caumasee.
Der Caumasee wird von unterirdischen Quellen gespeist, die seine Farbe je nach Lichteinfall von Türkis bis Smaragdgrün schimmern lassen. Sein Wasserstand schwankt saisonal und ist direkt mit dem unterirdischen Wassersystem der Flimser Bergwelt verbunden – ein einzigartiges Naturphänomen.
Von dort wandere ich weiter zur Aussichtsplattform „Il Spir“ und blicke von oben in die spektakuläre Rheinschlucht, wo ich schon öfters durchgewandert bin.
Auf schönem Weg geht es weiter zum Crestasee, wo ich mir ein Eis gönne, bevor sich die Runde am Parkplatz wieder schließt.

Satt von zwei wunderschönen Tagen in herrlicher Bergwelt fahre ich nach Hause zurück.