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Tour

Weißtannenhöhe (1.190 m)

Lockdown, weiß

Rückblick.
Das Weiß fiel vom Himmel, als ob es kein morgen gäbe. Unerbittlich türmte es sich auf den Strassen auf. Der morgendliche Gang zum Briefkasten blieb erfolglos. Der Kasten war leer, die Zeitung mitsamt dem Austräger vermutlich unter den Schneemassen begraben.


Ich hab ja schon viel gesehen. Aber als ich vor die Haustüre trat, flössten mir diese Schneeberge mitten in Konstanz Angst ein. Hätte ich einen freien Tag vor mir gehabt, wäre ich aus dem freudigen Staunen nicht herausgekommen. Aber leider hat die Medaille zwei Seiten. Heute war die Medaille auf der anderen Seite gelandet. Die hungrigen Mäuler der Senioren warteten und mir war klar: du hast heute das große Los gezogen. DA MUSST DU JETZT DURCH.
Züge fuhren nicht, Müllabfuhr war lahmgelegt, Buslinien wurden eingestellt, Strassen waren wegen Schneebruchs oder liegengebliebener Fahrzeuge gesperrt. Aber meals on wheels waren am Start.
Blieb drei mal stecken, hab mich drei mal wieder rausgeschaukelt. Fühlte ich mich zwischen mannshohen Schneewällen wie im Schützengraben. Menschen mit Langlaufskiern, Hunden, Schlitten, Kindern und Senioren mit Stöcken. Alle liefen sie vertrauensvoll auf der Strasse, ohne sich der Gefahr meines langen Bremswegs bewusst zu sein. Mein nervlicher Zustand schwankte zwischen it is as it is und Zusammenbruch.
Alle Kunden waren beliefert, das Wasser stand in meinen Stiefeln und die Nerven lagen blank, als ich nach 5 Stunden wohlerhalten den Schlüssel ablieferte.

Heute landete die Medaille wieder richtig und so schaffte ich es auch auf die Sonnenseite.
Erst gab es in Breitnau Parkprobleme. Der große Parkplatz hinter der Schule war noch nicht freigeräumt, die anderen Plätze schon belegt. Wir stellten uns oberhalb der Kirche an die rechte Straßenseite, wo schon ein anderer Wagen stand. Das passte aber einem Anwohner nicht. Er meinte, die Schneeräumer müssten hier die Lasten abladen und wir müssten weg. Nach einem fruchtbaren Wortwechsel bot er uns schließlich einen privaten Parkplatz vor seinem Haus an. Geht doch!
So konnten wir reifenlos, aber mit Krallen an den Füssen genüsslich durch die zauberhafte, sonnenverwöhnte Winterlandschaft des Hochschwarzwalds pflügen.