Der achtzehnte und letzte Tag unseres Flussabenteuers brach an. Der Sturm hatte sich etwas gelegt und wir stürzten uns zeitig in die Fluten. Die Schwierigkeiten waren zum Glück vergleichsweise gut zu meistern und wir kamen zügig voran.
Bald schon erreichten wir die Grenze zwischen Kanada und Alaska. Kein Grenzpostens, lediglich eine Schneise im Wald, ein Grenzstein und zwei an einem Seil aufgehängte Flaggen weisen darauf hin.
Durch die Waldschneise könnte man theoretisch bis zum Nordpolarmeer schauen, sie verläuft über 2.000 km schnurstracks durch die Wildnis.
Während wir uns ein wenig die Füsse vertraten, vernahmen wir aus der Ferne das Grummeln von Motoren – das konnte nur die „Yukon Queen“ sein. Der Katamaran schippert im Sommer einmal täglich morgens Touristen von Dawson City nach Eagle und nachmittags den Yukon aufwärts wieder zurück. Wenn sie uns sah, drosselte sie ihre starken Motoren und wechselte auf die andere Seite, die mächtigen Wellen hätten uns sonst umgeworfen. Da man sie aber meistens hört lange bevor man sie sieht, schafften wir es immer, rechtzeitig an Land zu gehen. Als das Schiff über die Grenze fuhr, ertönte plötzlich aus dem Lautsprecher eine Stimme: „welcome to the United States of America“. Wir erschraken erst mal mächtig und mussten dann lauthals lachen, als wir begriffen, dass die Begrüssung uns galt, denn der Kahn fuhr ja gerade aus den USA hinaus.
Ein paar Kilometer weiter schon sahen wir die ersten Hütten am Ufer, welche dann immer dichter beeinander standen und die Ortschaft Eagle bildeten.
In der Nähe des Hafens legten wir die Kajaks an und gingen erst mal auf die Suche nach unserem Fahrer Jerry.
Es war nicht schwer, ihn zu finden, denn Eagle hat nur eine Kneipe, das Riverside Cafe. Dort sass er und hatte sich auch schon eingemietet. Grosse Freude über das Wiedersehen und die gelungene Tour!
Als nächstes mussten wir nach einem Grenzposten Ausschau halten um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Wir fanden das Office, doch keinen Officer. Im Laden nebenan wurde uns geholfen – ein kurzer Anruf, und wenig später kam der Ranger auf seinem Quad angesaust. In seinem Büro verpasste er unseren Pässen die begehrten Stempel und erzählte nebenbei, dass er uns beim Angeln mit dem Fernglas schon entdeckt hatte und wo wir das Zelt aufstellen könnten.
Jerry war müde nach der langen Fahrt und hatte sich zwischenzeitlich in sein Zimmer verdrückt. Nach einem kleinen Rundgang durch den Ort fuhren wir zu den Booten, holten das Zelt und die Schlafsäcke und machten uns auf den Weg zu unserem Nachtlager.
In der Nähe entdeckten wir einen Biberbau und hatten das Glück, diese putzigen Gesellen bei ihrer Arbeit beobachten zu können. Bei einer wunderschönen Abendstimmung veraschiedeten wir uns dann etwas wehmütig vom Fluss, liessen die vergangenen Erlebnisse nochmal Revue passieren und mit der Vorfreude auf’s nächste Abenteuer – die Tombstone Mountains – liessen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.
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