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Ungereimtes

Das Zelt

Hier ist meine neue Ferienwohnung. Leicht, handlich und windschlüpfrig. Aus freilaufender Bodenhaltung und biodynamischem Aufbau. Und recht haustiertauglich ist das schnuckelige Teil obendrein.
Das Beste ist: man kann sich die Hütte einfach auf den Rücken schnallen, loslaufen und da aufstellen, wo’s gefällt.
Der sagenhafte Preis von 288 Euronen frisst grade mal ein Zehntel von einem zuteilungsreifen Normalo-VWL-Bausparvertrag und somit nicht die Haare vom Kopf.
Und ich glaube, das Ding ist klasse.
Es ist ein VauDe Taurus Ultralight.

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Musikuss Ungereimtes

Aldo Lagrutta II

„Die Tiefe seines Spieles kann seiner Geisteshaltung zugeschrieben werden, der Art, in der Lagrutta an das Leben herangeht. Durch lebenslange Beschäftigung mit intuitiven Wissenschaften kam er zu der Erkenntnis, dass die Kunst ein Mittel sein kann, das zur endgültigen Wahrheit führen kann, jedoch an sich nicht das Ziel ist. Vor Kurzem behauptete er in einem Interview: „Meine Erfahrung ist diese, dass mein Spielen dann am besten war, wenn ich von der Musik so absorbiert wurde – und mein Publikum desgleichen – dass ich gleichsam nicht mehr von dem Ereignis getrennt war und am Ende des Konzertes bin ich fast überrascht, dass es zu Ende ist. Ich glaube, wenn sich unsere innere Welt durch Stille erweitert, dann erscheint die wahre Botschaft der Musik ungehindert von den Beschränkungen des kleinen Ich.“

Dem kann ich fast nichts hinzufügen – völlig absorbiert, das trifft’s – Aldo Lagrutta sprach kein Wort, er liess sein Instrument sprechen, seine Finger auf den Saiten spielen und tanzen. Er wirkte entrückt, wie ein Medium im Dienste der Musik. Bis zur ersten Zugabe – ich erschrak fast – als er unprätentiös das nächste Stück ansagte, welches übersetzt soviel wie „Absolutly Nothing“ bedeutete…das war alles. Obwohl Lagrutta’s Stimme von angenehmem Klang war, wäre jedes weitere Wort zuviel gewesen, sein Spiel drückte soviel mehr aus als jedes gesprochene Wort.
Ich hatte mindestens sechs Ohren zu wenig für dieses Konzert, aber zwei Ohren zuviel für die schrillen Handy-Klingeltöne, die sich mitten ins schöne Asturias mischten. Himmel und Hölle gleichzeitig. Wenn es sowas wie Sünde gibt, dann war dies mindestens eine Todsünde.
Appollon’s Strafe wird sie ereilen.

„Vom ersten Akkord an haben wir das Gefühl, dass wir es mit einem Interpreten zu tun haben, der Perfektion erlangt hat. Es wird deutlich, dass die Gitarre und Maestro Lagrutta eine Einheit sind.“ (El Universal, Caracas)

Im Grunde genommen ist es unbeschreiblich, man muss Aldo’s Gitarrenspiel hören. Dieses Konzert war das Schönste, was mir in letzter Zeit zu Ohren kam.

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Ungereimtes Veranstaltung

Fremdes Haus

„Du kennst mich doch, ich hab nichts gegen Fremde.
Einige meiner Freunde sind Fremde.
Aber diese Fremden da sind nicht von hier.“

Fremde, fremde Heimat, fremdes Haus, fremde Freunde, fremde Menschen, fremde Feiglinge, Feinde, fremde Haut, fremde Fremde, Freunde, fremde Freude, Fremde, Feinde, Freunde, fremde Gefühle, fremde Fragen, Frage, Fragen, Fremde fragen, fremde Fremde fragen fragliche fremde Fragen. Falscher Film. Filmriss.

Fremdes Haus auf vertrauter Bühne, in der Inszenierung von Nina Gühlstorff im Stadttheater am Donnerstag.
Die Reihen waren licht und sehr unvollständig besetzt. Was das Programm beim flüchtigen Durchblättern hergab, war vielversprechend und liess schwere Kost vermuten. Das grossformatige Bühnenbild mit überdimensioniertem Hamburger bestärkte meine Befürchtungen und setzte zu Anfang die passenden Akzente für das folgende Stück.
Fünf Menschen, ergeben in Tristesse und Fatalismus, wie der Fluss des Kanals an dem sie ihr trostloses Leben fristen. Trostloses Leben in trostloser Gegend im unwirtlichen Nirgendwo.
In bedrückender Enge beäugt jeder jeden, Fremde sind unerwünscht. Sehnsüchte von Liebe, Freiheit und Wohlstand sind Träume längst vergangener Tage. Kleine Geschäfte mit Tabak, Bier, Autos und Prostitution beherrschen den Alltag, man hat sich abgefunden, arrangiert mit der Hoffnungslosigkeit.
Alle wissen über alles Bescheid, aber niemals greift einer ein, keiner tut was, alle lassen alles laufen – Warten auf eine erlösende Katastrophe.
Diese kommt in Form von Jane, einem jungen Fremden aus Mazedonien, desertiert vor dem drohenden Jugoslawienkrieg, der mit seinen Träumen und Sehnsüchten wie ein Wirbelsturm an den eingefahrenen Festen rüttelt und Bewegung in die erstarrten Verhältnisse bringt.
Wo die Fassade bröckelt, kommen Lebenslügen und Verrat zum Vorschein – am Ende bewirkt ein Freitod die Katharsis in dieser Tragödie.

Ich war zerrissen zwischen Begeisterung und Abscheu, was für die Intensität der Inszenierung spricht. Die derbe Sprache mit häufig gebrauchte Gossensprüchen wie „Fick Deine Mutter“ und sinnverwandten Beleidigungen versetzten einem mitunter in die gewaltschwangere Atmosphäre grossstädtischer Glasscherbenviertel. Der Ansatz des Stückes war gut, meiner Meinung nach aber zu vollgestopft mit Klischees und Einfällen, was die sonst gute Inszenierung und die hervorragenden Qualitäten der Konstanzer Akteure spielerisch kompensieren konnten.
Zum Beispiel Jörg- gespielt von Georg Melich – der in seiner Rolle als Automechaniker und ungeliebtem Ehemann eine enorme Bühnen-Präsenz zeigte. Besonders erwähnenswert erscheint mir sein eindringlicher, sehr emotionaler Monolog über Mazedonien und die Vielschichtigkeit ethnischer Verflechtungen, welcher das Publikum zu spontanen Klatschorgien hinriss.

Obwohl es auch bei diesem Stück etliche Pausenflüchtlinge gab, was ich durchaus verstehen konnte, harrte ich bis zum Schluss aus. Das anschliessenden Guinness in der Seekuh unterstützte mich dann in bewährter Manier hervorragend beim Verdauen der schweren Kost.

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Ungereimtes

Was haben wir damit zu tun?

Fragte mich heute ein Kollege ernsthaft, als ich mich zur Telekom-Kundgebung aus dem Büro verabschiedete.
Eine aus seiner Sicht durchaus berechtigte, aber dennoch denkwürdige Frage. Zwischen Tür und Angel gab ich ihm den Tipp, über den Begriff „Solidarität“ nachzudenken.
Diese Bulldozer-Politik, welche zur Zeit von der Telekom-Führung betrieben wird, die alle bisher versuchten Kahlschlagattacken in den Schatten stellt, wird bei Erfolg Signalwirkung für andere Konzerne haben. Wenn ganze Bereiche in den Niedriglohnsektor abgedrängt werden, mit Löhnen, die zum Teil unter der Mindestlohnschwelle von 7,50 Euro liegen, dann geht das nicht nur an die Grenze des Zumutbaren für die Arbeitnehmer, sondern schwächt auch in Folge die sozialen Sicherungssysteme. Und das geht widerum uns alle etwas an.
Wenn Telekom gleichzeitig ohne Not 5 Prozent – 3,1 Mrd. Euro – ihres Umsatzes an Dividende ausschüttet, kann man das nur noch als Zynismus bezeichnen. „Pfui Teufel“, war die treffende Bezeichnung Berthold Maier’s auf der heutigen Kundgebung dafür.
Falls es den Streikenden gelingt, die unverschämten Versuche von Lohndumping abzuwehren, wird auch dieses Signalwirkung haben. Sowohl für das Managment anderer Unternehmen, welche mit Argusaugen auf den Ausgang der Auseinandersetzung schauen, als auch im besonderen für die Arbeitnehmer anderer Branchen, welche dadurch ermutigt werden, sich gegen ähnliche Angriffe zur Wehr zu setzen.
Also, wir haben etwas damit zu tun, und ich hoffe, dass noch viele andere ihre Solidarität mit den Streikenden in der Öffentlichkeit bekunden!

Bei SeeMoz gibts auch einen ausführlichen Bericht über den Demo-Verlauf zu lesen.

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Aldo Lagrutta

„Was steht denn auf dem Plan für heute abend?“
„Ich weiss noch nicht, der Plan heisst: kein Plan. Wir könnten Hildes Wanderkarten schnappen und durch den See laufen.“
„Welchen See?“
„Na, irgendeinen da draussen, die Kneipen haben wir ja alle durch.“
„Dann wäre die nächste Frage: welche Farbe für die Gummistiefel?“
„Hast Du vielleicht nen langärmligen Schirm?“
„Nee, aber ne wasserdichte Unterhose.“
„Gut, dann geh ich schon mal Schwimmreifen besorgen…“

Ich weiss nicht, was meine lustigen, temporären Kollegen aus Berlin für den heutigen Abend sonst noch empfehlen – ich empfehle: Unterdiedeckemitteekatzeundbuchodertvkuschelstunde.
Nicht besonders aufregend, aber trocken und warm.
Wenn’s draussen auch wieder trocken und warm ist, nächsten Sonntag nämlich, empfehle ich folgendes klassische Gitarren-Konzert:

Aldo Lagrutta
Sonntag 3. Juni 19:00 Uhr
Kulturzentrum am Münster – Wolkensteinsaal
Programm: „Espana“ spanische Gitarrenmusik aus drei Jahrhunderten

Karten erhältlich im Klavierhaus Faust und in der Südkurier-Geschäftsstelle
16,-Euro

Aldo Lagrutta, Sohn eines italienischen Geschäftsmannes, entdeckte mit 15 Jahren das Spiel auf der klassischen Gitarre. Er war so fasziniert von dem Instrument, dass er sich völlig dem Studium der Gitarre widmete und dieses, normalerweise neunjährige Studium am Konservatorium, in drei Jahren absolvieren konnte.
Im Alter von nur 17 Jahren wurde er jüngster Professor am National Conservatorium für Musik in Caracas, Venezuela.
Nach 15-jähriger Lehrtätigkeit in Südamerika und den USA widmet sich Aldo Lagrutta nun nur noch seinen Konzerten und verbringt seine Zeit in Venezuela, den USA und Europa. Seitdem er als “Acharya” ordiniert wurde (der, der durch eigenes Beispiel lehrt) unterstützt er andere, ihre innere Welt zu erweitern durch die Stille der Meditation. Es ist auf Grund dieser Lebensart und der Widmung seiner Kunst, dass er sein Instrument so “beherrscht, wie nur wenige Meister”.

Freunde der klassischen Gitarre sollten sich dieses Konzert nicht entgehen lassen!