Tag 1 – Von Singen nach Engen
Wenn die Tour gleich mit 3 Pannen anfängt, muss der Rest ja gut werden.
Mit Karins Auto fuhren wir nach Donaueschingen, stellten es dort kostenfrei am Bahnhof ab und erwischten gleich ein paar Minuten später die Schwarzwaldbahn nach Singen. Dort stiegen wir aus, direkt in die erste Panne. Meine Stöcke! Lagen wohlbehütet noch in meinem Auto in Konstanz. Stöcke sind normalerweise nicht mein Lieblingsaccessoir. Wer braucht schon Stöcke? Hätte Gott den Stock-Wanderer gewollt, so hätte er uns keinen aufrechten Gang beschert. Wie die ungeliebten Müsliriegel kauern sie die meiste Zeit nur als Ballast in meinem Rucksack. Aber man weiss ja nie…
Alpinistenverbände empfehlen die Verwendung von Stöcken im hohen Alter, und im hohen Alter kommen neben der Sturheit auch Ansätze von Weitsicht. Auf den schmalen, oft rutschigen Wegen in der Wutachschlucht würden sie mir gute Dienste leisten. Dachte ich. Neue Stöcke standen schon seit geraumer Zeit auf meinem Wunschzettel, also, ab zu Sport Maier, Geld raus und Stöcke rein.
Auf dem Weg dorthin kramte ich mein Garmin-Gerät raus. Ich hatte das gesamte Querweg.gpx am Abend draufgeladen. Der Weg ist ja durchgehend und gut markiert, aber man weiss ja nie… Vor allem um zum Wegeinstieg zu navigieren, ist es oft eine grosse Hilfe. Nur, soviel ich auch auf die Knöpfe drückte, auf meinem Navi war nichts. Nicht weiter schlimm, nur leicht irritierend.
Als die Stöcke gekauft und der Wegeinstieg gefunden war, wollte ich unterhalb vom Hohentwiel ein Wegeinstandsbild knipsen. Fehlanzeige!
Die Speicherkarte meldete Defekt. Zum Glück hatte ich mein Tablet dabei und musste so nicht gänzlich auf’s Shooting verzichten.
Allerdings kam ich zu dem Schluss, dass zwischen Stecken, Garmin und Kamera eine böse Verschwörung gegen mich im Gange war. Auch das Wetter mischte da fleissig mit – wie man auf den folgenden Bilder unschwer erkennen kann.
Wir boten aber den Verschwörern unerschrocken die Stirn und folgten fortan unbeirrt unserem Weg durch den grau verhangenen Hegau, vorbei an wohlbekannten Vulkankegeln, die sich mahnend ins düstere Wolkenkomplott reckten.
Am Restaurant auf halber Höhe zum Hohentwiel fielen aus dem Komplott ein paar kräftige Hagelschauer, liessen uns dank der Überdachung unbeeindruckt.
Wie Moses durchs geteilte Meer wanderten wir fortan immer zwischen zwei Regenwänden trocken nach Engen.
Es war keineswegs trostlos. Beim Wandern zu zweit führt man oft die persönlichsten Gespräche der vergangenen Jahre, die Zeit vergeht wie im Flug und kurz nachdem die Füsse anfangen zu jammern steht man plötzlich vor der Herberge.
Im Impulshaus Engen – eine Wohn- und Arbeitsstätte für psychisch erkrankte junge Erwachsene – hatten wir ein Zimmer gebucht.
Das Impulshaus dient auch als Herberge und bietet Wanderern auf ihrer Durchreise ein günstiges Nachtquartier.
Obwohl wir die einzigen Gäste waren und eine Verpflegung nicht vorgesehen, wurden wir von der Leiterin herzlichst empfangen und müterlich umsorgt.
Wohlig lauschten wir unter der Decke in die regnerische Nacht.