Der Wecker schrillt, es ist noch dunkel.
Einmal umdrehen, dann noch ein zweites mal.
Und nochmal – bis zum Katzenwecker.
Vorwurfsvoll geschlitzte Augen
und gefährlich fletschende Zähne künden unerbittlich das Kuschelende an. Mit homöopathischer Energie wanke ich zur Kaffemaschine, gefolgt von zwei hungrigen Mikroraubkatzen. Nach der Raubtierfütterung und der ersten Tasse folgt das morgendliche Reinigungsritual, mit festerem Schritt schreite ich Richtung Duschkabine. Der zweite Kaltduschgang katapultiert mich endgültig wieder ins Lager der Tagestauglichen – da fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Freitag! Frühstück! Weisswurst! Brezen! Die Kleiderfrage ist schnell beantwortet. Ein Sporthemd, denn das heutige Terminende des Projekts wird mir Höchstleistungen abfordern. Eine Jeans, es gibt nur noch eine. Die ist neu und lang. Normalerweise schrumpf ich eher abends. Aber die Nacht war zu kurz, um meine Knochen genügend auseinanderzuziehen. Also, schnell eine Runde Knochnenzieh-Yoga, Berg, Kerze, Sonnengruss und wasweissich, rein in die Hose und auf dem Gang zum Schuhschrank noch schnell mit den Hosenbeinenden den Boden gewischt. Meine neueste Eroberung vom italienischen Schuhmarkt hebt mich in schwindelnde körperliche Höhen, das Zwergendasein ist für heute passe und das Hosenproblem gelöst.
Siebeneinhalb Minuten trennen meinen Magen noch vom blassen, heisserknurrten Inhalt der Wurstpelle; Zünschlüssel rum, mit achzig durch die 30er Zone, Parkplatz nahe der Weisswurstpforte. Super! Ein Bauarbeiter macht mir klar, dass genau da, wo mein Wagen steht, die Strasse asphaltiert werden soll. Zündschlüssel rum, mit Vollgas um die Ecke, Wagen im Parkverbot. Wenigstens nicht vor ner Einfahrt oder mitten auf der Strasse.
Wow, fast geschafft! Ich stöckel los, so gut das mit Waffen an den Füssen geht, eine Minute noch. Da rennt jemand hinter mir her. Egal, frühestens mit wurstgefülltem Magen werd ich umparken. Bevor ich meinen Verfolger mit einem Sprung durch die Pforte abschütteln kann, überholt er und baut sich vor mir auf mit den Worten: „Normalerweise lauf ich keiner Frau hinterher, aber ihr Licht…“ …argh!