Oh wie schön ist Piemont!
Dort, wo wir früher mit den Kindern immer Halt machten. Früher, als wir mit dem Bully und leichtem Gepäck unsere zahlreichen, spontanen Wochenendspritztouren ins sonnige Tessin unternahmen. Dort oben auf dem Parkplatz am San Bernardino Pass, wo früher die Ferien so richtig begannen, dort legten wir die erste Rast ein. Es war kalt und stürmisch dort oben, deshalb verkürzten wir die Pause auf eine schnelle Stärkung im Auto, fuhren dann zügig weiter die Passstraße hinab, durch die imposante Bergwelt, das verheissungsvolle Ziel lag noch weit vor uns.
Bald nach dem Grenzübergang bei Chiasso in Italien ein gleichförmiges Zuckeln durch die öde Poebene, nichts am Horizont, wo der Blick Halt findet, der Himmel dunstverhangen, eher grau als blau, über eine Autobahn, wie mit dem Lineal durch die Landschaft gezogen.
Stunden später tauchten dann schemenhaft Berge am rechten Rand auf und wir wussten, jetzt kann es nicht mehr weit sein. Dann nächste Ausfahrt Saluzzo, eine charmante, antike Kleinstadt am Fusse des Monviso und unser ,,Basislager“ für die kommenden Tage.
Ich war schon etwas müde und unkonzentriert, kurz bevor wir unser Feriendomizil in der Stadtmitte erreichten, musste ich wenden und verschätzte den Radius um wenige Zentimeter, schrappte mit dem rechten Vorderreifen am Randstein. Das begleitende, unschöne Geräusch, ließ nichts Gutes erahnen. Die Sichtung nach der Ankunft bestätigte den bösen Verdacht: durch die Platzwunde am Reifen entwich kostbare Luft…
Es war schon später Nachmittag, als wir versuchten, mit Händen und Füssen unserer Gastgeberin Cristiana unser Missgeschick zu erklären, der Sohn sprach zum Glück etwas Englisch und vermittelte. Nach etlichen Telefonaten nahte die Rettung. Ein Reifenhändler aus dem nahen Manta erbarmte sich unser. Kaputter Reifen runter, Ersatzrad drauf , kaputter Reifen eingepackt und mit der Zusage, am nächsten Morgen das heile Rad abholen zu können, fuhr er da davon. Puh! Das nennt man Glück im Unglück.
Nach der Sichtung und dem Einrichten in der schönen, geräumigen Wohnung, suchten und fanden wir köstliches, piemontesisches Essen in einem kleinen Ristorante, stiegen dann die schmalen Gassen nach oben, vorbei an Zeugen der unterschiedlichen Phasen der Geschichte des Ortes, bis zur Salita al Castello.
Hier erlebt man nicht das Spektakuläre, sondern kann eintauchen in eine längst vergangene Welt. Es ist keine reine Touristenattraktion – hier wird gelebt und gearbeitet. Man schlendert über Straßenbelag von rundlichen Kieseln, der zwar das Gehen erschwert, aber sehr ansehnlich ist und betrachtet dabei die sehenswerten, spätmittelalterlichen Häuser.
Dies ist eine kleine italienische Stadt ganz nach unserem Geschmack!