Die alljährliche Skiausfahrt unserer Firma hat heute wieder stattgefunden. 8 Busse karrten Mitarbeiter mit Freunden und Familie nach Lenzerheide zu einem wirklich geselligen, gut organisierten Schneeplausch mit anschliessendem Wurst-Brot-Bier-Apresski.
Das Wetter war perfekt, man konnte zwischen den Abfahrten bei einem Cafe Creme das Gesicht in die Sonne recken ohne schon nach 5 Minuten durch Wärmeverlust zum Weiterfahren getrieben zu werden. Da der Schnee schwer war und einiges an Muskelkraft abforderte, kam uns das nicht ungelegen.
Auf der anderen Seite, am Rothorn, war gleichzeitig Worldcup. Der Rummel, den wir dadurch befürchteten, stellte sich aber als Gegenteil raus. Vermutlich dachten viele Menschen ebenso und meideten deshalb das Skigebiet. Unser Glück, denn es gab null Wartezeit an den Liften und zwischen den Skifahrern am Berg so grosse Lücken, dass man gefahrlos, auch ohne mitreissenden Körperkontakt, um die anderen rumfahren konnte.
Ein fast perfekter Tag, der mich trotz allen Genusses etwas nachdenklich stimmte.
Seit meiner Kindheit treibe ich mich wandernd und kletternd durch die Berge, das Skifahren kam relativ spät dazu. Ich liebe die Bergwelt über alles, am meisten die Unberührte. Diese ist in der Alpeneregion zu einer Rarität geworden, und ich sehe durchaus die Problematik, dass jeder, der unberührte Natur aufsucht, darin seine mehr oder weniger gravierenden Spuren hinterlässt.
Wir Skifahrer hinterlassen sehr markante Spuren in der Natur, die, im Winter zu unserem Genuss, in den Sommermonaten dem Berggänger aber mit Kahlschlag, Erosion und Eintönigkeit sich von ihrer hässlichsten Seite präsentieren.
Da beschleicht mich dann regelmässig ein Gefühl von „toll gefeiert, den Müll können andere wegräumen“.
Natürlich ist es nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn ich jetzt beschliesse, das Skifahren zugunsten des Schneeschuhlaufens aufzugeben, hängen doch viele Alpenregionen am Touristentropf und vor allem der Skitourismus füllt im Winter die Kassen.
Vermutlich früher als uns lieb ist, wird der ausbleibende Schnee in den beliebten Skiregionen sowohl uns Wintersportler als auch die dortige Bevölkerung und deren Vertreter zu einer Umorientierung zwingen.
So sind einfach mal die ungeschriebenen Gesetze dieses Lebens: wer seine Hütte nicht pflegt und von Zeit zu Zeit repariert, dem scheissen irgendwann die Krähen auf den Kopf. Da muss mehr getan werden, als Sparlampen in die Fassungen zu schrauben und sich dann mit beruhigtem Gewissen wieder zurückzulehnen und leider rettet uns auch das wildeste und erhobenste Zeigefingerwedeln nicht vor der Tatsache, dass wir nur diese eine Welt und das eine Leben haben, welches sich in der Evolution darauf spezialisiert hat, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxyd abzugeben an die Bäume, die dies wiederum aufnehmen, um dann den Sauerstoff wieder an uns abzuliefern und so weiter. Ein einfacher Prozess von Geben und Nehmen.
Da ich in den Bergen, dem Wald und der Natur immer wieder viel Lebensfreude, Kraft und Energie tanke, habe ich – wie das in der Natur der Liebe liegt – das Bedürfnis, etwas zurückzugeben.
Eine tolle Möglichkeit dafür bietet das „Bergwald Projekt„. Ein Freund nahm schon öfters an diversen Bergwaldprojekten teil und erzählte mir voller Begeisterung davon.
Trotz einfachster Unterbringung und Verpflegung, teilweise ohne Strom, Warmwasser und geldwertem Vorteil, sind die Projekte erstaunlicherweise immer schnell ausgebucht und man sollte sich bei Interesse frühzeitig anmelden.
Die neuen Sinneseindrücke, Erfahrung und Erleben für Körper und Seele allein sind es so einen Einsatz schon wert.
Aber natürlich können wir alternativ auch lamentieren, verordnen und fingerzeigen bis der letzte Baum uns die Nahrung verweigert und wir an unserem eigenen schlauen Wortmüll ersticken…