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Musikuss

Ein Nasenbein für Jimi

“The story of life is quicker than the wink of an eye, the story of love is hello and goodbye…until we meet again”
Jimi Hendrix

Vor 47 Jahren starb Jimi Hendrix in London.

Rückblick

Es war ein warmer Spätsommertag. Ich sass zuhause im Garten
mit Blumen im Haar, Frieden im Herzen und „The Cry Of Love“ auf dem Plattenteller meines Bruders. Es war die erste eigene Schallplatte, mühsam zusammengespart vom Restgeld des weinroten Cord-Maximantels, den ich mir bei einem Ferienjob in der Schokoladenfabrik Stehlin erarbeitet hatte.
„Angel came down from heaven yesterday…“ sang Jimi und ich träumte…tomorrow I will be on your side…wie liebte ich diese Stimme, die Gitarre, die Riffs…er war meine erste grosse Liebe, unerreichbar und doch immer nah. Durch seine Musik, die jetzt in Form einer schwarzen Plastescheibe mein war. Wie hütete ich diesen Schatz! Kind noch, ein Mini-Teenie, schwärmte ich mich mit „Freedom“ durch den friedlichen Tag. Einmal Gitarre spielen können wie er…
Dann:
„Jimi ist tot.“
Meine Schwester.
Ich schrie… .
Doch, sagte sie.
Ich weinte.
Lief zum Plattenteller und drehte auf. Auch die Nachbarn sollten es hören „Sailing for your love Sailing home…“
Meine Mutter hatte Besuch. Ein Onkel, schwer verwundet an Körper und Seele. Im Krieg.
Einmal zeigte er uns seine körperlichen Narben und ich erschrak und verstand doch nicht viel.
Und er redete von merkwürdigen Dingen. Oft klang Hass aus seiner Stimme.
Auch dann, als er aus dem Zimmer trat und mich anbrüllte „mach diese Negermusik aus“.
Erschrocken drehte ich ab um dann zwei Minuten später wütend wieder aufzudrehen. Volle Lautstärke.
Fast ein Kind noch, ein Mini Teenie, mit Blumen im Haar aber rebellisch.
Kurz darauf kam er wieder, sagte nichts, holte mit der Hand aus und schlug zu.
Es schmerzte und das Blut lief und die Tränen liefen.
Und doch verdrängte dieser Schmerz den um Jimi’s Tod für eine fast wohltuende Weile.
3o Jahre später – meine Nase war inzwischen längst geflickt – bat mich der Onkel um Verzeihung. Der Onkel hat uns längst verlassen, aber die Musik von Jimi, Mitch und Noel ist geblieben, lebt weiter und hat nie etwas an Faszination eingebüsst.

Bis heute.

„You got to tell the children the truth
They dont need a whole lot of lies
Because one of these days, baby
Theyll be running things
So when you give them love
You better give it right
Woman and child and man and wife
The best love to have is the love of life“

Frank Schäfer widmete ihm ein 90-seitiges Essay. Einen Auszug lesen Sie hier.