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Mehrtagestour

Dorsale del Triangolo Lariano III

Nach Bellagio

Morgens rief uns der Kuckuck zum Frühstück, das eigentlich seinen Namen nicht verdiente. Nein, es wird keine Lobeshymnen auf diese Nahrungsaufnahme in verpackten, homöopathischen Dosen geben.
Aber dies war nur ein klitzekleiner Wermutstropfen angesichts der tollen Unterkunft.

Für heute Nachmittag waren Gewitter vorhergesagt, so machten wir uns früh auf den Weg. Erst mal mussten wir wieder zum Hauptweg aufsteigen, aber auf einem anderen Pfad als gestern. Nach einiger Zeit kamen wir im Wald an eine Stelle mit Verbotsschild wegen Baumfällarbeiten. Wir versuchten uns durch die kreuz und quer liegenden Bäume zu kämpfen, doch irgendwann gaben wir auf. Es gab kein Durchkommen mehr. Wir drehten um und gingen den Weg zurück, bis zu einer Stelle, an der mein Navi wieder einen Schleichweg durch den steilen Wald kannte.
Buddys Skepsis vom Vortag bezüglich der Schleichwege war verflogen, er präsentierte sich heute zu meiner Freude in abenteuerlustiger Bestform.
Nach einiger Zeit erreichten wir wieder den Hauptwanderweg und auf diesem den Pass Colma di Sormano.
Noch konnten wir uns über wunderbares Wanderwetter freuen, es war nicht zu heiß und hatte kaum Wind, doch über den entfernteren Bergen brauten sich schon die ersten Gewitterwolken zusammen. Da wir heute den höchsten Gipfel der gesamten Wanderung, den Monte San Primo (1.681 m) erklimmen wollten und noch eine lange Wegstrecke vor uns lag, ließen wir die kleineren Hügel links oder rechts liegen.
Nur den Monte Ponciv, eine Anhöhe vor der Cresta-Abzweigung zum Monte San Primo, den nahmen wir noch mit. Als wir dort oben eine Vesperpause einlegten, zogen sich die Wolken rings um uns zusammen, es wurde duster und kalt. Beim folgenden Aufstieg zum Cima del Costone, einem Vorgipfel des Monte San Primo, war dieser schon in Wolken gehüllt. Hier machten wir dann kehrt und traten den Rückzug über den Normalweg an. Ein paar Abstiegsmeter weiter unten öffnete der Himmel dann die Schleusen. Es donnerte und blitzte nur ein paar mal, dafür schütteten die Wolken alles aus, was sie zu bieten hatten. Unter einem Baum fanden wir nur notdürftigen Schutz, aber eine halbe Stunde später war der Spuk auch schon wieder vorbei.
Unterhalb des Monta San Primo führte uns die Route in den Parco San Primo, weiter in stetigem Abstieg später durch die Hänge des Monte Nuvolone nach Guggiate /Bellagio. Die Wolken hatten sich inzwischen weitgehend verzogen, die Sonne kam wieder zum Vorschein und weckte Vorfreude auf einen schönen Abendausklang am See.
Nach dem langen Hatsch bellte mein linkes Knie und die Zehen vom Buddy schimpften und wollten an die frische Luft. Wie immer zogen sich die letzten Meter schier endlos. Doch irgendwann lag sie vor uns wie eine Oase: La Derta, die letzte Herberge unserer Wanderung.
Auch dieses Haus ein ganz wunderbares, mit hellen, schlicht und zweckdienlich eingerichteten Zimmern und einer großzügigen Terrasse mit dahinterliegendem Olivenhain.
Eine erfrischende Dusche und anschliessende Fellpflege brachte die Lebensgeister zurück und dann trieb uns der Hunger in den lauen Abend hinaus. In Guggiate fanden wir eine kleine Kneipe, in der alten Gasse davor luden Tische und Stühle zum Verweilen ein.
Ein paar Einheimische sassen schon da, plauderten angeregt und genossen ihren Feierabenddrink. Hier nahmen wir ein leichtes Abendessen ein, zogen später dann aber weiter in eine Bar am See, schauten den Anglern zu und erfreuten uns noch lange am Dolce Vita.