So kurz vorm Sterben des alten Jahres wirds wieder mal Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen.
Das Schwein des Jahres hatte ich im Jahr des Schweins wohl gestern.
Mich riss es zu fortgeschrittener Stunde noch fort aufs Gnadenseeeis, mit meinen alten Schlittschuhen und meiner Kamera bewaffnet drehte ich ein paar Pirouetten in die Dämmerung – Eis und Wetter waren wunderbar, allerdings zogen im Westen schon die vorhergesagten Regenwolken auf. Von Allensbach wieder Richtung Reichenau schlitternd, etwa in der Mitte des Sees scheiterte ich am übermütigen Versuch eines doppelten Rittbergers kläglich und mir ging der Arsch regelrecht auf Grundeis. Klägliche Figuren sind nicht so mein Ding, also schwang ich mich wieder auf die Kufen und sauste Richtung Ufer. Die Dämmerung war schon ziemlich fortgeschritten als ich dort ankam – schnell noch ein Bild um den letzten Rest Tageslicht und die tolle Stimmung einzufangen. Als ich in meine Jackentasche griff – Leere – keine Kamera – nix!! Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren…der Sturz! Ich hatte die Kamera ungesichert in die Jackentasche gesteckt und diese nicht zugemacht…es blieb nur der Weg zurück, denn das gute Stück wollte ich auf keinen Fall Neptuns Reich überlassen. Ich hatte die Kamera erst im Sommer für meinen Alaska-Trip erstanden, sie ist klasse, sie ist klein, sie ist toll und ist mir – jetzt werd ich sentimental – ans Herz gewachsen, meine Lumix. Und Umsonst ist sie leider auch nicht zu haben.
Zum Glück gibts auf’m Eis keine Geschwidigkeitskontrolle, der Strafzettel wär mir sicher gewesen und dann noch ohne Licht! Meine Intuition sagte mir, irgendwo in der Mitte muss es passiert sein. Nur, die Mitte zu finden wenn man den Anfang und das Ende nicht mehr sieht, ist eine echte Herausforderung. Es waren noch genau drei Menschen in der Nähe und in meiner Verzweiflung bat ich sie um Hilfe – wenn sie auf ihrem Weg über ein kleines, schwarzes Teil stolpern sollten, das wäre meine Kamera und…“da drüben, schauen sie mal, da liegt doch etwas Schwarzes“ sagte der Mann. Sein Kind sauste sofort los und und schwenkte kurz darauf meine Kamera in der Luft „da ist sie und da liegt auch noch ein Lippenstift“.
Das war wie ein kleines Wunder, mir fehlten fast die Worte, sah ich das Teil vor meinem geistigen Auge doch schon bei beginnendem Tauwetter in den eisigen Fluten versinken und als Unterwasserkamera ein trübes Dasein zu fristen.
Wieder am Ufer machte ich noch ein paar Nachtaufnahmen – trotz Kälteschock und Absturz war die Kleine noch voll funktionstüchtig.
Das war Doppelschwein, und ich weinte schier vor Glück…wirklich!
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