Letztes Jahr, vor dem Aufstieg zum Kongma La.
Wir waren schon über 1 Woche unterwegs. Kanxa, der Träger, lief den ganzen Weg mit nackten Füssen in billigen Schlappen. Festere Schuhe zog er erst an für den Schlussaufstieg nach dem Kopfstand.
Wir waren schon über 1 Woche unterwegs. Kanxa, der Träger, lief den ganzen Weg mit nackten Füssen in billigen Schlappen. Festere Schuhe zog er erst an für den Schlussaufstieg nach dem Kopfstand.
Nach dem Tsampafrühstück machen wir erst mal eine Runde um die Lodge, um das Leck zu finden, durch welches ES sich in unser Zimmer Einlass verschafft hatte. Erfolglos versuchen wir dann, die rätselhaften Vorkommnisse der vergangenen Nacht zu vergessen.
Idyllisch am Fluss Imja Khola entlang führt der weitere Weg, im Blick immer die imposante Ama Dablam und andere, hübsche Berggestalten.
Lange Dal Bhat-Pause in einem namenlosen Dorf. Im gleichen Lokal wie 2016. Damals war die Betreiberin hochschwanger. Inzwischen ist das Resultat 3 Jahre alt und wir vertreiben uns mit dem überaus munteren Bürschlein die Zeit bis zur Fütterung mit rasantem Ballspiel. Der Kleine ist kaum zu Bremsen, wir haben viel Spasss miteinander.
Dingboche empfängt uns mit strahlend blauem Himmel. Nachdem wir das Gepäck in der Lodge verstaut haben, machen Franz und ich einen Spaziergang zur höhere gelegenen Gompa. Die Sicht wird leider bald von schnell hereinziehenden Wolken verschluckt und eine mystische Stimmung macht sich breit. So steigen wir rasch wieder runter ins Dorf, um ein wärmenden Kaffe zu trinken.
Zufällig wird im Cafe Himalaya gleich nach unserem Eintreffen der Film „Everest“ gezeigt, wir ergattern gerade noch einen Platz im gut gefüllten Raum und geniessen die angenehme Atmosphäre in der warmen Stube mit vielen anderen Trekkern unterschiedlichster Nationalitäten.
Nach dem üblichen Tsampaporridge mit Milkcoffee wird es Zeit, vom Sherwi Khangba Hotel Abschied zu nehmen. Auch der herzkranke Japaner macht sich mit Sauerstoffflasche und Guide bereit zum Aufbruch. Meine Überredungsversuche, den besten Koch Nepals nach Deutschland zu locken, um mit mir ein deutsch-nepalesisches Restaurant zu eröffnen, blieben leider – wie schon 2016 – erfolglos. Auf dem Weg Richtung Tengboche begegnen wir der Erklärung. Wir treffen eine reizende Frau mit einer noch reizenderen Tochter, die Familie des Kochs!
Über einen wunderschönen Höhenweg – am Ende mit einem kräftigen Anstieg – erreichen wir schliesslich Tengboche auf einer Höhe von 3.860 m.
Das buddhistische Kloster von Tengboche ist das wichtigste kulturelle und religiöse Zentrum des Khumbu. Es wurde 1923 erbaut, 1989 durch einen Brand stark zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Das Kloster besitzt die größte Monastery der Region. Ende Oktober/Anfang November findet hier das Mani Rimbu Dance Festival statt.
Bei einem Rundgang durch das Kloster kann ich Mönche beim Proben der Tänze beobachten. Als sie mich mit der Kamera entdecken, werde ich unmissverständlich weggeschickt. Ein paar Bilder habe ich aber schon im Kasten.
Tengboche ist ein wunderbarer Ort. Vielleicht einer der schönsten im Himalaya. Hineingebettet in die atemberaubende Berglandschaft des Himalaya, mit grossartigen Aussichten zum Mount Everest, Nuptse und zur Ama Dablam. Man möchte bleiben.
Meine Gedanken schweifen ab zu Ueli Steck, der 2 Jahre zuvor am Nuptse tödlich verunglückte und dessen Leichnam in Tengboche eingeäschert wurde.
Es gibt für eine Berglerseele wahrscheinlich keinen schöneren Platz.
Irgendwann ist es an der Zeit, diesen magischen Ort wieder zu verlassen. Wir brechen auf nach Deboche, wo wir die Nacht verbringen wollen. Dort angekommen, sind jedoch alle Lodges schon belegt.
Eine halbe Stunde später finden wir ein freies Zimmer in einer sehr einfachen, aber freundlichen Unterkunft am Weg. Ausser uns nur Nepali. So ist’s recht.
Draussen wird es schnell schattig und ziemlich kalt. Einen Tee auf der Terrasse und ein paar schnelle Fotos, dann verziehen wir uns zum Abendessen und bald danach ins Bett.
Nachdem die philosophischen Bettgespräche mit Franz immer leiser wurden und schliesslich verstummten, knistert es. Nicht zwischen uns, sondern aus der Wand. Oder aus dem Boden? Von unterm Bett?
Ich kann es nicht orten, frage Franz nach seiner Meinung. Franz hört nichts. Dann hört Franz doch etwas. Wir knipsen das Licht an, suchen das Knistern und werden bald fündig. Durch ein Loch in der Ecke unter meinem Bett versucht sich etwas Grauenvolles den Weg in unser Zimmer zu bahnen.
Pulsierend, weiss, haarlos und blutverschmiert versucht sich ES durch das Loch zu drücken. Unsere Spekulationen reichen von Nacktmull über Fruchtblase einer Geburt und einem Tier, das seine Beute in ein sicheres Versteck bringen will. Schliesslich nimmt Franz meinen Wanderstock und stochert damit solange in das Loch, bis ES sich zurückzieht. In der Zwischenzeit hole ich von draussen einen grossen Stein und verschliesse damit die Öffnung.
Das Knistern geht danach noch eine Weile weiter, dann wird es endlich still. Noch lange rätseln wir uns durch die Nacht, doch was uns den Schlaf in Deboche raubte, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Vergessen werden wir ES so bald nicht.
Saukalt ist’s! Die Fensterscheiben sind morgens mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Ich rubbel einen kleinen Fleck frei und der Ausblick verschlägt mir den hier oben verbliebenen Atem. Blauester Himmel, garniert mit sonnenbeschienen Schneegipfeln. Ein Morgen wie geschaffen, um zum Everest-View-Hotel hochzusteigen.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wir sind nicht die einzigen. Mit Horden anderer Trekker teilen wir uns die Trampelpfade – wie eine Ameisenstrasse windet sich die heitere Völkerwanderung nach oben. Dort geniessen wir die Aussicht auf das prominente Dreigestirn Everest, Lhotse und Nuptse bei einem sündhaft teurem Kaffee, blödeln rum, fotografieren wie rasende Reporter und laufen wieder runter.
Zurück im Hotel wasche ich erst mal ein paar Klamotten und breche dann zu einer kleinen Fototour durch Namche auf. Zwischenstopp auf einen Irish Coffee im Cafe De 8848, dort soll ich den Chef vom Alwin grüßen.
Bald treibt mich der Gedanke an ein von meinem Lieblingskoch köstlich zubereitetes Abendessen wieder zurück ins Hotel. Als ich eintrudle, haben es sich die Anderen schon um den eingeheizten Ofen gemütlich gemacht. Ein Japaner, der alleine mit seinem Guide zum EBC unterwegs ist, sieht nicht sehr gut aus. Er klagt über Herzbeschwerden und Atemnot. Wir staunen nicht schlecht, als sein Guide eine Sauerstoffflasche auspackt und ihm eine Dosis verpasst. Wohl bekomms!
Auf den letzten Drücker – krankheitsbedingt – gibt es den Kalender 2020 mit aktuellen Nepalbildern!