„…der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget, der weisse Neger Wumbaba…“
Morgens um 6, da ist der Wald noch in Ordnung. Aber wer glaubt, Schweigen ist Gold im Mund der Morgenstund – weit gefehlt, richtig laut und umtriebig ist es da. Die Vögel pfeifen sich eins auf die Ruhe und dem lonesome Läufer in die Ohren, als ginge es um die Endausscheidung zum Songcontest. Jungvögel machen ihre ersten tollpatschigen Flugversuche, wohl grade von ihren Müttern aus dem Nest geworfen. Da fällt mir ein, klar – heute ist Muttertag. Eine Kurve weiter steigt plötzlich vor mir der weisse Neger Wumbaba aus der Wiese – und der Wald steht schwarz und schweiget. Dann, an allen Ecken und Enden – Enten! Ein Entenpäärchen gönnt sich zum Frühstück verlorene Abfälle neben einer in Waldesnähe stehenden Mülltonne. Mahlzeit! Über meinem Kopf rauscht ein ganze Entenmeute im Tiefflug. Tiefer drin im schwarzen Wald am versteckten Tümpel durchbricht dessen Schweigen ein weiteres Entenpaar mit wildem Geschnatter beim munteren Liebesspiel. Morgenstund tut Liebe kund und: Enten sind Wassertiere! Denkste…kurz vor dem Zieleinlauf – ein Wegelagerer von der seltenen Spezies der Waldente, eng verwandt mit der populäreren Zeitungsente. Womit bewiesen wäre: Enten sind doch Waldtiere…Ente gut, alles gut.
Hatha-Yoga – seit ca. 6 Jahren praktiziere ich diese Körperschulung. Genial, um Stress abzubauen und den Körper beweglich zu halten. Hinzu kommt der wichtige meditative Aspekt, die Entrümpelung des Geistes von Alltagsmüll jeglicher Art und dem Innehalten, der intensiven Wahrnehmung des körperlichen und seelischen Seins. Meine Yoga-Lehrerin nahm ihr 12-jähriges Praktizieren (12: die heilige Zahl der Begegnung des Göttlichen mit der Welt) als solche zum Anlass, ein Fest zu feiern. Fünf Yoga-Lehrer/innen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zeigten uns ihren unterschiedlichen, individuell entwickelten Stile. Mich interessierte Gaby’s Kundalini-Yoga, eine sehr energetische Variante: Kundalini: Die Schlangenkraft
Die Kundalinikraft ist vergleichbar mit einem „inneren Feuer“ mit ungeheurem Potenzial. Diese Kraft wird in den Tantras als eine „innere Frau“ oder Kundalini Shakti bezeichnet. Die Tantras lehren verschiedene Methoden für das „Wecken“ und Kanalisieren der Kundalini-Energie. Die Gheranda Samhita stellt fest: „Die grosse Göttin Kundalini, die uranfängliche Energie des Selbst, schläft in der Sexualregion des Körpers. Sie hat die ungefähre Form einer Schlange, die dreieinhalb Windungen aufweist. Solange sie im Schlaf verharrt, ist die individuelle Seele (Diva) eingeschränkt; wahres Wissen erwächst nicht. Aber so wie der richtige Schlüssel eine besondere Tür aufsperren kann, so schliesst Hatha Yoga die Tür von Kundalini auf und gestattet dem Selbst, Brahman zu erfahren und zur Erlösung zu gelangen.“
(aus dem grossen Buch des Tantra – Nik Douglas/Penny Slinger)
Nun habe ich doch noch den Kompromiss mit der Sicherheitsfraktion geschlossen. Drei, zwei, eins – das Satellitennotrufgerät ist meins. Die Klimakatastrophe, Sintflut, Eiszeit oder Dürre kann kommen – ein Druck aufs Knöpfchen genügt, und wenig später kommt vom namenlosen Planeten der kleine, fluffige Prinz auf seinem grünen, pelzigen Schimmel und reitet mich durch die unendliche Steppe des Universums direkt auf seine plutonische Erdölfarm. Oder so ähnich. Die Realität wird vermutlich etwas profaner geprägt sein. Bestenfalls tragen wir das Teil als zusätzlichen Ballast durch die Wildnis. Zweitbestenfalls gibt es uns in brenzligen Situationen ein zusätzliches Sicherheitsgefühl. Schlimmerfalls drücken wir tatsächlich aufs Knöpfchen, dann wirds teuer. Und schlimmstenfalls schnappt uns der Problembär vorher das Teil weg. We’ll see.
Meine hin und wieder durchbrechende Technikverliebtheit, Achims Nachwuchs und der daraus resultierende, sensationelle Preis für das sonst sündhaft teure Gerät sind die eigentlich Schuldigen an dieser Investition. Heya, Yukon, wir kommen!
„Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt` Wetter bringt.“ Die Sophie kam gestern und das kalte Wetter auch. Wenn ich daran denke, dass meine Wanderkumpels mit der kalten Sophie für die nächsten 4 Tage ins Bergell ziehen, frostelt mich etwas. Immerhin kommt unsere Maschine jetzt unter die schützende Haube – als ich um kurz vor 20 Uhr durch die Pforte schlich, war sie fix und fertig und ich auch.
Aber jetzt erst mal frei. Zeit zum Flicken. Denn: am Montag zog ich wieder mal die gute, 10 Jahre alte schwarze Theaterhose an – sie spannte etwas um die Hüften. Kein Grund zur Sorge, die jahreszeitlichen bedingten Schwankungen sind einfach noch nicht vollständig abgebaut. Mit offenem Hosenschlitz restaurierte ich mich also, in der Hoffnung, das gute Teil würde zwischenzeitlich die richtige Passform finden. Kurz vor dem Jackenüberwurf hielt ich vor Spannung die Luft an und quetschte meine 3 überschüssigen Pfunde hinter den Zipper. Geschafft, rein in die Jacke, dann ins Auto, Musik an, einmal tief durchgeatmet und – ratsch! Mein Sinn für Ästhetik kann sich nun mal gar nicht mit sichtbaren Sliprändern auf dem Hintern anfreunden – das daraus resultierende, reduzierte, optisch aber durchaus erfreuliche Teilchen gab unter der geplatzten Hose allerdings mehr frei, als mir lieb war. Also, Rolle rückwärts zum Kleiderschrank, rein in die reissfeste Alltagsjeans und Rolle vorwärts in die Vorstellung. So ein Theater! Hätte ich gewusst, was mich dort erwartet, hätt ich’s in Ruhe in die Reihe 7 krachen lassen.
Ein bisschen Situationskomik wäre der Aufführung gut bekommen. Apropos, schreibt der Südkurier heute in seiner Rezension: „Wenig Toleranz bewiesen ein, zwei dutzend Besucher des Theaterabends mit Lukas Bärfuss‘ Stück Der Bus. Noch während der Vorstellung des Ensembles der Württembergischen Landesbühne Esslingen verliessen sie den Saal. Wir wissen nicht, was sie mehr dazu bewegte, Stück oder Inszenierung. Womöglich beides.“ In meinem Fall war es beides, wie zuvor schon beschrieben. Im Nachhinein allerdings scheint mir eine Figur aus dem Bus doch besonders erwähnenswert. Karl, der klassische, unsympathische Feigling. Karl, der ohne Rückgrat durchs Leben geht, der sich biegt und windet und kriecht, um letztendlich doch den bequemen, feigen Weg zu gehen, das aber konsequent. Uarks – Karl war mir richtig zuwider, spielte er doch seine Rolle absolut überzeugend. Schonungslos bekannte er sich zu seiner Feigheit, was ihn fast wieder sympathisch machte. Wo du nicht mehr den Schauspieler siehst, den du in seiner Rolle bewertest, sondern die Charaktere auf der Bühne anfängst zu hassen oder zu lieben, da fängt richtig gutes Theater an.
Achso, hab ich schon erwähnt, dass ich keine Feiglinge mag?
Heute haben wir – eine lustige Truppe von 11 Leuten – wieder mal den Alpstein unsicher gemacht. Von Schwende stiegen wir zur Alp Sigl und von dort Richtung Ebenalp, am Seealpsee vorbei zum Wildkirchli, wo nebenan im Gasthaus Äscher das kühle Bier auf uns wartete.
Die Sonne versengte uns schier den Pelz, kein Wildbach rauschte – die Bachbette waren ausgetrocknet. Schnee gab es nur noch in Fragmenten an vereinzelten, schattigen Stellen.
Man wähnte sich im Hochsommer – ziemlich strange für Ende April. Der Wirt vom „Äscher“ hatte prophylaktisch das Wasser an den Waschbecken abgestellt und kostenloses Trinkwasser gabs nur noch auf Anfrage und abhängig davon, ob der weitere Weg eher schweisstreibend bergauf oder mit selbstkühlendem Tempo bergab gehen würde.
Schee war’s trotzdem wieder mal und die Menschenmassen reduzierten sich dort oben dank der fehlenden Seilbahn auf ein überschaubares Trüppchen.