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Musikuss Veranstaltung

Ain’t that a bitch


Gelegentlich ein Absturz in die Rauchschwaden des Blues,
ins heulende Saxophon…

Seit Tagen schlug es mir auf den Magen. Ich weiss nicht genau, was schlug, aber es schlug heftig. So ein Krampf! Abwechselnd wartete ich ab und trank Tee. Appetitlos, freudlos und erfolglos.
In solch geschmacklosen Lebenslagen hilft nur noch eins. Der Blues. Viel Blues.
Zum Glück hatte ich schon ein Ticket im Sack und ausreichend Zeit, meinen Magen und den Rest für den vielversprechenden Abend zu konditionieren.

Klagen macht Spaß, das gilt vor allem im Blues. So begab ich mich etwas schwächelnd, aber hoffnungsfroh ins Kula, hinein in die Klagemauern des Blues.

Am Anfang ein Déjà-vu. Freundestreffen nach langer Zeit. Grosse Wiedersehensfreude, als wäre die Zeit vor 10 Jahren stehengeblieben.

Dann kam Henrik. Henrik Freischlader mit seinen vier Kollegen.
„Old School“ ist das Motto der diesjährigen Tour des Musikers, der mit „Hands on the Puzzle“ ein neues Album vorgelegt hat. Dabei präsentierte Freischlader eine Auswahl klassischer Blues-Songs und eigener Kompositionen.
Der sympathische Jung aus Wuppertal zählt in der Musikszene zu den weltweit größten Talenten, die der Blues in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
Der Autodidakt hat eine ganz eigene Tonsprache entwickelt. Intuitiv bedient er sich spielerisch aller Facetten des Blues, Jazz, Rock, Funk und Soul.


Freischlader & Band legten sich gleich mächtig ins Zeug.
Ob flinke Läufe, kratzige Rythmen oder kristallklar ausgespielte Töne – der Gitarrist beherrscht sein Instrument so mühelos, dass immer Platz für Späße bleibt.
Die Verbindung zwischen ihm und seiner Band riss deshalb ebenso wenig ab wie die zum Publikum. Niemand nahm sich selbst zu ernst – schon gar nicht beim lautstarken Mitprotestieren des Publikums, als Freischlader im Refrain des Blues-Klassikers von Johnny Guitar Watson „Ain’t that a bitch“ (frei nach Freischlader „wie schade!“) über harte Arbeit klagte.
Als bekennende Saxophile lag mein besonderes Augenmerk auch auf dem Saxophonisten Marco Zügner. Er entlockte samtige, wohlklingende Töne aus seinem Alt-Saxophon erntete dafür viel Applaus.

Eine ebenso leidenschaftliche wie beeindruckende Performance, mit freudiger Leichtigkeit dargeboten, schwemmte uns einen wunderbaren Abend lang gegen den trüben Hauptstrom an den Urquell des Blues.
Wer hätte gedacht, dass das beste Mittel gegen den Magenblues der Oldschool-Blues ist!

Solche Abende bereut man nicht. Auch wenn der Absturz ins Leben Spuren hinterließ und es wieder mal wieder viel zu spät wurde und man sich durch den nächsten Tag quält.