Tag 15 Thorong La
If someone asks: how was it? How to explain…
Das High Camp war hoffnungslos überfüllt. Bei eisigen Temperaturen im Zelt auf 4.900 m Höhe hilft auch Kuscheln nicht mehr weiter. Im Vergleich gegen eine kuschelige Nacht im Massenlager hatte es aber wenigstens Exklusivität. Die Luft war dünn, Schlaf rare Kostbarkeit. Mist ! Ich hatte die Pinkelhilfe vergessen. 3 mal musste ich vors Zelt, der Tee wollte raus. Die Tee-Sauferei rächte sich. Rein in die gefrorenen Stiefel, raus in die sternenklare, bitterkalte Nacht. Und dann bei jeder kleinen Bewegung ein Ringen um Luft.
Um 4 Uhr hielt ich es nicht mehr aus, stand auf und baute das Zelt ab.
Von der Nudelsuppe würgte ich einen Löffel hinunter und kämpfte von da an mit permanentem Brechreiz. Um 5:30 Uhr liefen wir mit Stirnlampen los. Dann kamen unerträgliche Kopfschmerzen hinzu, völlig erschöpft setzte ich mich irgendwann in den Schnee und wollte sterben. Mein Guide Gyan meinte, das sei keine keine gute Idee und trieb mich unmissverständlich weiter.
Als wir auf der Passhöhe ankamen, verspürte ich – anders als im letzten Jahr, keine Euphorie, wollte nur weiter, nach unten. Der Pass war für mich nicht der Höhepunkt, sondern ein notwendiges Übel, um zur anderen Seite zu gelangen.
9 Stunden , mit nur einem Bissen im Magen.
Auf dem Weg nach unten brachten uns immer wieder weit verstreute Gegenstände das Desaster in Erinnerung, welches hier vor grade mal 10 Tagen 43 Menschen in den Tod riss. Zerfetzte Jacken, zerbrochene Wanderstöcke, Trinkflaschen, Handschuhe, Mützen – Hinterlassenschaften der im Blizzard gestrandeten Trekker.
Im 1.600 Meter tiefer liegenden Muktinath liessen die Symptome allmählich nach.
Im Tempel von Muktinath, einem wunderbaren Kraftort, tankte ich neue Energie, die Erschöpfung war wie weggeblasen und wir bedankten uns mit dem Anzünden von Butterlampen für die gelungene Passüberquerung.
Nach einer wunderbaren heissen Dusche im Hotel schlenderte ich durch Muktinath und spendierte meinen Jungs einen fetten Applepie.
Abends feierten wir mit 4 Österreichern, die wir in Manang kennenlernten, im Bob Marleys bis spät in die Nacht.