Das Gluristal – mein Schicksalstal.
Vor Jahren, eine meiner ersten Schneeschuhtouren, unterwegs mit Jürgen zum Frümseltal. Im Laufe der Tour zog immer dichterer Nebel auf und wir verliessen uns blind uns auf die Aufstiegsspur eines Skitourengängers. Keine Menschenseele ausser uns war in dieser Nebelsuppe zu sehen. Irgendwann beschlich uns das mulmige Gefühl, dass wir zwar irgendwo oben waren, aber nicht dort wo wir hinwollten. GPS gab es damals noch nicht, mein grenzenloses Vertrauen in den Spürsinn meines Wanderführers und die Unbeschwertheit der Unwissenden liessen mich die Situation mehr spannend als bedrohlich wahrnehmen. Zum Glück brachte der abfahrende Skitourengänger etwas Licht ins Dunkel: „ihr seid fast auf dem Hinderrug oben, aufpassen, es hat riesige Wechten am Sattel!“. Da war klar, wir waren zwei Täler zu früh abgebogen.
Dann vor zwei Wochen. Wir wollten ins Gluristal, sind bei bester Sicht aber im Brisital gelandet. Siehe Beitrag.
Und schliesslich gestern. Kachelmann und die anderen hatten Föhnsturm vorhergesagt. Regen und Schnee sollte es erst abends geben. Immer nach dem Motto: „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, auf den Glurissattel im zweiten Anlauf bei erst mal überraschend guten Bedingungen. Die Bergbahnen schwebten und wir fanden auf Anhieb den rechten Weg. Vom Sturm war noch nichts zu spüren. Weiter oben gab es immer wieder kleinere Böen, nichts Dramatisches. Richtung Sattel steilte sich das Gelände langsam auf und eine heikle Querung setzte mir etwas zu. Unter den Schneeschuhen hatten sich Stollen gebildet und die Spur zu ziehen war im lockeren Triebschnee nicht einfach. Kurzerhand musste meine linke Hand als Pickelersatz herhalten und obwohl ich seitlich immer abzurutschen drohte, gelang die Querung unbeschadet.
Oben am Sattel dann ein beeindruckender Miniblizzard, der den Schnee nochmals ordentlich aufmischte.
Wir machten uns unverzüglich an den Abstieg. Die gleiche Flanke, die Aufstiegsspur war jedoch inzwischen mit noch mehr Triebschnee zugeweht und es kam, wie es kommen musste: Hilde rutschte. Ein kleines Stück erst. Alle Bemühungen, im Steilhang Halt zu finden, waren vergebens. Hilde rutschte weiter. Zum Glück nicht der Schnee.
Beim Aufsteig hatte ich mir schon überlegt, was passieren würde, wenn man hier ins Rutschen käme. Die Bedingungen für die Rutschpartie hatte ich wohl richtig eingeschätzt. Unklar war das Risiko für einen Schneebrettabgang.
Ein bekannter Satz lautet: „Der Wind ist der Baumeister der Lawinen“. In diesem Fall hatten wir Glück.
Und gelernt. Z.B., daß man mit dem Wissen um eine prekäre Wetterlage an so einer Stelle wieder umdreht.
Der weitere Abstieg gestaltete sich gewohnt problemlos und pünktlich zur Heimfahrt setzte der Regen ein, der uns auf der Rheintalautobahn einen spektakulären Regenbogen bescherte.