Der Tag, an dem ich aufhörte, den Winter zu lieben.
Es war vorherzusehen. Auch der schönste, kälteste Winter und die heisseste Winterliebe unterliegen der Unbeständigkeit alles Seienden und dem Fluss der Vergänglichkeit.
Die arktische Kälte hatte sich verzogen, doch die herrschende Restkälte versprach immer noch genügend Schnee in höheren Lagen. Das Wetter konnte sich nicht richtig entscheiden, aber es schien sich eher auf die gute Seite zu schlagen. Im Rheintal ist es meist 2° wärmer und besser als im Sonstwo, also nichts wie los zur finalen Schneeschuhtour zum Chimmispitz, dem grösseren Nachbarn vom Piz Alun.
Der Parkplatz am Skiliftchen in Furggels ist schwach besetzt und kündigt vom nahen Ende des Winters, gerade mal 1 Auto steht da. Der zugehörige Fahrer beendet just sein Telefonat mit dem Liftbetreiber und vekündet euphorisch das nahende Ereignis des Liftauftriebs.
Ein Mann, ein Lift.
Wir ziehen die Schneeschuhe an und pflügen dann unsere Spur durch den steilen Hang neben dem Lift nach oben. Im Skibeizli unterbrechen wir den Aufstieg für die Aufnahme herzerwärmender Flüssigkeiten.
das Beizli ist nicht grade überfüllt, ausser uns sitzen nur noch zwei Tourengeher und freuen sich am Blick auf den Pizol und den Haldensteiner Calanda.
Dann geht es weiter über den Grot, den einen oder anderen kleinen Gupf links oder rechts umgehend. Die wärmende Sonne und das mühevolle Rausziehen der Treter nach wiederholtem Einbrechen durch die instabile Schneedecke treibt den Schweiss aus den Poren und sorgt für Schichtarbeit. Die obersten Kleidungs-Zwiebelschichten verschwinden nach und nach im Rucksack.
Schliesslich, kurz vor der Alp Maton und nicht weit vom „Gipfel“, wartet eine kurze, steile Hangquerung. Peter latscht locker drüber, Frau Sonnenanbeterin im T-Shirt hadert mit der Erinnerung an einen Abrutscher im letzten Jahr.
Schlagartig vergeht mir die Freude am Stochern im Schnee, an Kälte und Winter.
Wir kehren um. Mein geschätzterTourenpartner ist wie immer tolerant und zeigt Verständnis.
Der Abstieg geht zügig, Falknis und Vilan haben sich schon in der Wolkendecke verschanzt.
Ein schöner, letzter Wintertag mit erster Frühjahrs-Sonnenröte im Gesicht geht zu Ende. Byebye Winter, warst ein Guter! Bis bald.
Unten wartet schliesslich der Frühling mit Vögeln, Blümchen und Bienchen.