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Ungereimtes Veranstaltung

Fremdes Haus

„Du kennst mich doch, ich hab nichts gegen Fremde.
Einige meiner Freunde sind Fremde.
Aber diese Fremden da sind nicht von hier.“

Fremde, fremde Heimat, fremdes Haus, fremde Freunde, fremde Menschen, fremde Feiglinge, Feinde, fremde Haut, fremde Fremde, Freunde, fremde Freude, Fremde, Feinde, Freunde, fremde Gefühle, fremde Fragen, Frage, Fragen, Fremde fragen, fremde Fremde fragen fragliche fremde Fragen. Falscher Film. Filmriss.

Fremdes Haus auf vertrauter Bühne, in der Inszenierung von Nina Gühlstorff im Stadttheater am Donnerstag.
Die Reihen waren licht und sehr unvollständig besetzt. Was das Programm beim flüchtigen Durchblättern hergab, war vielversprechend und liess schwere Kost vermuten. Das grossformatige Bühnenbild mit überdimensioniertem Hamburger bestärkte meine Befürchtungen und setzte zu Anfang die passenden Akzente für das folgende Stück.
Fünf Menschen, ergeben in Tristesse und Fatalismus, wie der Fluss des Kanals an dem sie ihr trostloses Leben fristen. Trostloses Leben in trostloser Gegend im unwirtlichen Nirgendwo.
In bedrückender Enge beäugt jeder jeden, Fremde sind unerwünscht. Sehnsüchte von Liebe, Freiheit und Wohlstand sind Träume längst vergangener Tage. Kleine Geschäfte mit Tabak, Bier, Autos und Prostitution beherrschen den Alltag, man hat sich abgefunden, arrangiert mit der Hoffnungslosigkeit.
Alle wissen über alles Bescheid, aber niemals greift einer ein, keiner tut was, alle lassen alles laufen – Warten auf eine erlösende Katastrophe.
Diese kommt in Form von Jane, einem jungen Fremden aus Mazedonien, desertiert vor dem drohenden Jugoslawienkrieg, der mit seinen Träumen und Sehnsüchten wie ein Wirbelsturm an den eingefahrenen Festen rüttelt und Bewegung in die erstarrten Verhältnisse bringt.
Wo die Fassade bröckelt, kommen Lebenslügen und Verrat zum Vorschein – am Ende bewirkt ein Freitod die Katharsis in dieser Tragödie.

Ich war zerrissen zwischen Begeisterung und Abscheu, was für die Intensität der Inszenierung spricht. Die derbe Sprache mit häufig gebrauchte Gossensprüchen wie „Fick Deine Mutter“ und sinnverwandten Beleidigungen versetzten einem mitunter in die gewaltschwangere Atmosphäre grossstädtischer Glasscherbenviertel. Der Ansatz des Stückes war gut, meiner Meinung nach aber zu vollgestopft mit Klischees und Einfällen, was die sonst gute Inszenierung und die hervorragenden Qualitäten der Konstanzer Akteure spielerisch kompensieren konnten.
Zum Beispiel Jörg- gespielt von Georg Melich – der in seiner Rolle als Automechaniker und ungeliebtem Ehemann eine enorme Bühnen-Präsenz zeigte. Besonders erwähnenswert erscheint mir sein eindringlicher, sehr emotionaler Monolog über Mazedonien und die Vielschichtigkeit ethnischer Verflechtungen, welcher das Publikum zu spontanen Klatschorgien hinriss.

Obwohl es auch bei diesem Stück etliche Pausenflüchtlinge gab, was ich durchaus verstehen konnte, harrte ich bis zum Schluss aus. Das anschliessenden Guinness in der Seekuh unterstützte mich dann in bewährter Manier hervorragend beim Verdauen der schweren Kost.

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Aldo Lagrutta

„Was steht denn auf dem Plan für heute abend?“
„Ich weiss noch nicht, der Plan heisst: kein Plan. Wir könnten Hildes Wanderkarten schnappen und durch den See laufen.“
„Welchen See?“
„Na, irgendeinen da draussen, die Kneipen haben wir ja alle durch.“
„Dann wäre die nächste Frage: welche Farbe für die Gummistiefel?“
„Hast Du vielleicht nen langärmligen Schirm?“
„Nee, aber ne wasserdichte Unterhose.“
„Gut, dann geh ich schon mal Schwimmreifen besorgen…“

Ich weiss nicht, was meine lustigen, temporären Kollegen aus Berlin für den heutigen Abend sonst noch empfehlen – ich empfehle: Unterdiedeckemitteekatzeundbuchodertvkuschelstunde.
Nicht besonders aufregend, aber trocken und warm.
Wenn’s draussen auch wieder trocken und warm ist, nächsten Sonntag nämlich, empfehle ich folgendes klassische Gitarren-Konzert:

Aldo Lagrutta
Sonntag 3. Juni 19:00 Uhr
Kulturzentrum am Münster – Wolkensteinsaal
Programm: „Espana“ spanische Gitarrenmusik aus drei Jahrhunderten

Karten erhältlich im Klavierhaus Faust und in der Südkurier-Geschäftsstelle
16,-Euro

Aldo Lagrutta, Sohn eines italienischen Geschäftsmannes, entdeckte mit 15 Jahren das Spiel auf der klassischen Gitarre. Er war so fasziniert von dem Instrument, dass er sich völlig dem Studium der Gitarre widmete und dieses, normalerweise neunjährige Studium am Konservatorium, in drei Jahren absolvieren konnte.
Im Alter von nur 17 Jahren wurde er jüngster Professor am National Conservatorium für Musik in Caracas, Venezuela.
Nach 15-jähriger Lehrtätigkeit in Südamerika und den USA widmet sich Aldo Lagrutta nun nur noch seinen Konzerten und verbringt seine Zeit in Venezuela, den USA und Europa. Seitdem er als “Acharya” ordiniert wurde (der, der durch eigenes Beispiel lehrt) unterstützt er andere, ihre innere Welt zu erweitern durch die Stille der Meditation. Es ist auf Grund dieser Lebensart und der Widmung seiner Kunst, dass er sein Instrument so “beherrscht, wie nur wenige Meister”.

Freunde der klassischen Gitarre sollten sich dieses Konzert nicht entgehen lassen!

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Bet Williams

Der heisse Tipp vom Blog-Nachbar trieb mich heute abend zu
Bet Williams ins K9.
Es war wirklich ein ausergewöhnliches Konzert, klein aber fein, im nicht überfüllten Saal der ehemaligen Paulskirche.
Von folkig bis rockig, mal sanft, mal laut und beeindruckend virtuos, begleitet von Bass, Piano und Schlagzeug, spielte Bet Williams auf der verstärkten Akkustikgitarre und sang dazu mit ihrer über 4 Oktaven umfassenden, fantastischen Stimme. Ausserdem ist die Frau mit einen feinen Sinn für Humor und unaufdringlichem Charme ausgestattet, was Bet ausgeordentlich sympathisch machte.
Zur letzten Zugabe brachte sie ihren „little man“ mit auf die Bühne, Söhnchen durfte auf den Knien des Drummers mitrocken und hatte offensichtliche Freude daran.
Es hat einfach grossen Spass gemacht, Bet Williams und ihre Band live zu erleben, die dürfen ruhig öfter’s nach Konstanz kommen!
Fazit: tolle Musik – klasse Band – schöner Abend.

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Vom Jazz ins Bett

Nach diesem tollen Bergtag dachte ich nicht, dass es noch besser kommen könnte, aber es kam.
Nach ausgiebiger Duschaktion und genüsslich eingeworfenem Steak, machten wir uns mit dezent schwächelnden Gliedern auf den Weg zur Musik. Die Befürchtung, dort umzufallen, erwies sich als unbegründet. Menschenmassen, gemischt von ganz jung bis ziemlich alt, zogen friedlich und gut gelaunt durch die Strassen und Gassen, begleitet von Klängen unterschiedlichster Couleur aus den vielen Kneipen. In der lauen Frühsommernacht tummelten sich munter schnackende Grüppchen in den Strassencafes, der Mond zeichnete darüber eine wunderbar scharfe Sichel an den nachtblauen Himmel. Die ideale Basis für ein Event wie Jazz-Downtown, bei dem man gerne äusserlich trocken und unbeschwert, auch kleidungstechnisch, von Lokal zu Lokal zieht.
Unser erstes Anlaufziel war das ExxTra mit Schwester Gaby.
Ich freute mich riesig, Gaby wieder dabei zu sehen! Seit meiner Geburtstagsfete und Gaby’s anschliessendem, krankheitsbedingtem Ausscheiden im letzten Jahr, habe ich sie nicht mehr zusammen erlebt. Das Publikum und die Band zeigte sich am Anfang noch etwas zurückhaltend, aber was ich zu hören bekam, war gut wie selten zuvor. Anders, ernsthafter und intensiver – nicht nur Gaby mit ihrer neuen Kurzhaarfrisur, die ihr übrigens ausgezeichnet steht – aber durchweg positiv.
Nächste Station war Skin n’Bone im Shamrock, auch die spielten Blues vom Feinsten. Inklusive gab’s noch einen Sitzplatz an der Theke und das heissersehnte Guinness. Und ganz nebenbei wechselte in der Spielpause der Solarlader den Besitzer.
Mit meiner neuen Errungenschaft im Plastebeutel zogen wir weiter zur Stehkuh, in der, wie jedes Jahr, Black Cat Bone ihr Debut gaben. Gut wie immer, obwohl ich die stimmgewaltige Bluesröhre Tanja Telschow vermisste. Und voll wie immer – schön, dass mir mein Kollege einen Barhocker in Guinnessreichweite freimachte.
Die letzte Runde trieb uns dann auf dem Weg zum Parkplatz nochmal zur Schwester, welche inzwischen zur Hochform aufgelaufen war. Ausgelassen und tanzfreudig forderte das Publikum am Schluss 4 Zugaben ein – ein Ende mit Sahnehäubchen.
Sicherlich gab es noch viel andere hörenswerte Musik, z.B. das Konstanzer Gitarrentrio. Dies spielte aber leider etwas abseits unserer Rennstrecke, und soviel Energie gaben die berglahmen Beine einfach nicht mehr her. Ausserdem bin ich nicht die eingefleischte Jazz-Liebhaberin, Blues-Rock ist meine Heimat und deshalb passte das Programm.

Es war einfach ein schöner Abend mit netten Menschen, toller Musik und super Wetter – dem Zehnjährigen von Jazz-Downtown durchaus angemessen und für den Hospiz-Verein sicherlich ein erfreulicher Erfolg.

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Ungereimtes Veranstaltung

Der Bus

„Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.“ Mag ja sein, doch der heutige Theaterabend lief unter dem Motto: „Gehe einfach, wenns am schlimmsten ist.“ Der richtige Zeitpunkt war allerdings schlecht auszumachen, es war eineinhalb Stunden gleich schlimm. Ich wollte einfach nicht mehr ausharren, bis es noch schlimmer kommen würde, so zog ich es vor, in der Pause dem schlimmsten vorzubeugen und das Theater unbeklatscht fluchtartig zu verlassen – ich hab mir wahrhaftig schon viel Theaterunsinn gegönnt, aber das kam bisher noch nie vor.

Der Kultkurier schreibt zum Stück:
DER BUS handelt von einer Busgesellschaft irgendwo in den Bergen. Darunter Erika, eine Pilgerin, die von einem Engel den Auftrag erhalten haben will, am Tag der Heiligen Sophie nach Tschenstochau in Polen zur Schwarzen Madonna zu reisen – denn sonst passiert ein Unglück. Doch Erika ist in den falschen Bus gestiegen und ist nun mit einer illustren Runde von Kurgästen konfrontiert, die nicht nach Polen fahren, sondern auf dem Weg in ein Kurhotel in den Bergen sind. Der Schweizer Autor Lukas Bärfuss zählt zu den wichtigsten Dramatikern der Gegenwart.

Aha. Die Fixerin Erika, welche vom Engel die christliche Botschaft, mit Bekehrung zum Guten inklusive eingeflüstert bekommt, sich aus Versehen – oder Fügung? – in einen mit Dekadenz besetzten Bus verirrt, dessen rüpelhafter Fahrer Hermann droht, sie umzubringen – so weit, so ungut. Fünf Schläge hätten für’s Schauspiel auch gereicht, warum es 30 oder 40 sein mussten…und warum für’s Grabschaufeln 15 Minuten Dreck über die Bühne geworfen werden muss, gepaart mit langatmigen Abhandlungen über die Beschaffenheit des Bodens – der tiefere Sinn blieb mir verborgen.
Eine haarsträubend zusammenkonstruierte Geschichte war das – ausgezeichnet mit dem Mülheimer Theaterpreis, auch das bleibt mir ein Rätsel – vielleicht hab ich auch einfach des Kaiser’s neue Kleider übersehen.

Bleibt zu hoffen, dass die übrigen Aufführungen der Baden-Württembergischen Theatertage das Publikum mehr begeistern.