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Ungereimtes Veranstaltung

Die kalte Sophie und Karl, der Feigling

„Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt` Wetter bringt.“
Die Sophie kam gestern und das kalte Wetter auch.
Wenn ich daran denke, dass meine Wanderkumpels mit der kalten Sophie für die nächsten 4 Tage ins Bergell ziehen, frostelt mich etwas.
Immerhin kommt unsere Maschine jetzt unter die schützende Haube – als ich um kurz vor 20 Uhr durch die Pforte schlich, war sie fix und fertig und ich auch.


Aber jetzt erst mal frei. Zeit zum Flicken. Denn: am Montag zog ich wieder mal die gute, 10 Jahre alte schwarze Theaterhose an – sie spannte etwas um die Hüften. Kein Grund zur Sorge, die jahreszeitlichen bedingten Schwankungen sind einfach noch nicht vollständig abgebaut. Mit offenem Hosenschlitz restaurierte ich mich also, in der Hoffnung, das gute Teil würde zwischenzeitlich die richtige Passform finden. Kurz vor dem Jackenüberwurf hielt ich vor Spannung die Luft an und quetschte meine 3 überschüssigen Pfunde hinter den Zipper. Geschafft, rein in die Jacke, dann ins Auto, Musik an, einmal tief durchgeatmet und – ratsch! Mein Sinn für Ästhetik kann sich nun mal gar nicht mit sichtbaren Sliprändern auf dem Hintern anfreunden – das daraus resultierende, reduzierte, optisch aber durchaus erfreuliche Teilchen gab unter der geplatzten Hose allerdings mehr frei, als mir lieb war. Also, Rolle rückwärts zum Kleiderschrank, rein in die reissfeste Alltagsjeans und Rolle vorwärts in die Vorstellung. So ein Theater!
Hätte ich gewusst, was mich dort erwartet, hätt ich’s in Ruhe in die Reihe 7 krachen lassen.

Ein bisschen Situationskomik wäre der Aufführung gut bekommen.
Apropos, schreibt der Südkurier heute in seiner Rezension: „Wenig Toleranz bewiesen ein, zwei dutzend Besucher des Theaterabends mit Lukas Bärfuss‘ Stück Der Bus. Noch während der Vorstellung des Ensembles der Württembergischen Landesbühne Esslingen verliessen sie den Saal. Wir wissen nicht, was sie mehr dazu bewegte, Stück oder Inszenierung. Womöglich beides.“
In meinem Fall war es beides, wie zuvor schon beschrieben.
Im Nachhinein allerdings scheint mir eine Figur aus dem Bus doch besonders erwähnenswert. Karl, der klassische, unsympathische Feigling. Karl, der ohne Rückgrat durchs Leben geht, der sich biegt und windet und kriecht, um letztendlich doch den bequemen, feigen Weg zu gehen, das aber konsequent. Uarks – Karl war mir richtig zuwider, spielte er doch seine Rolle absolut überzeugend. Schonungslos bekannte er sich zu seiner Feigheit, was ihn fast wieder sympathisch machte.
Wo du nicht mehr den Schauspieler siehst, den du in seiner Rolle bewertest, sondern die Charaktere auf der Bühne anfängst zu hassen oder zu lieben, da fängt richtig gutes Theater an.

Achso, hab ich schon erwähnt, dass ich keine Feiglinge mag?

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Ungereimtes Veranstaltung

Violent Celli und der DGB

50 Jahre wechselvoller Geschichte hat das DGB-Haus in der Beyerlestrasse hinter sich.
Heute sind dort noch einige Büros der Gewerkschaft Verdi, die Rechtsstelle des DGB, ein Sitzungssaal, in welchem regelmässig unter anderem das Ortskartell und der Frauenausschuss tagt, sowie im alten Jugendraum der Radio Wellenbrecher untergebracht.
Zu dieser Geschichte gibt es jetzt eine sehenswerte Ausstellung im Stadtarchiv – heute Abend war Vernissage.
Immerhin 8 spannende Jahre meines Lebens habe ich in diesem Haus gelebt, geliebt und gearbeitet, somit war die Einladung nicht nur gesellschaftliche Verpflichtung.
Unter anderem erzählte „die rote Vera“ Hemm aus ihrem politisch-bewegten Leben, welches von Kindesbeinen an, vor allem durch ihre Mutter, stark gewerkschaftlich geprägt war und worüber sie das Buch „Im Zeichen der roten Nelke“ geschrieben hat.
Erinnerungen wurden geweckt an den 1.Mai 1975, als der damalige DGB-Kreisvorsitzende und SPD-Stadtrat Erwin Reisacher mit den Teilnehmern der Maikundgebung spontan den Maiumzug zu einer Demonstration für ein freies Seeufer nutzte. Das Ufer wurde nach zähen Verhandlungen von der Seestrasse bis ans Hörnle für die die Allgemeinheit zugänglich gemacht und Erwin kam mit 1.600 DM Strafe davon. Wir aber wir profitieren bis heute von dieser Aktion und die Umbenennnung des Seeuferwegs in Erwin-Reisacherweg ist längst überfällig.
Verdammt lang her – das waren noch Zeiten und ich finde, derlei Aktionen hätten ein Revival mehr als verdient.

Aber was ich eigentlich noch sagen wollte – der musikalische Rahmen dieses Abends war vom Feinsten. Das Celli-Quartett Violent Celli in der Bestzung aus vier 17- und 18jährigen Jungs spielte Beatles, Metallica, Piazzola und Eigenkompositionen mit einer virtuosen Leichtigkeit, die absolut begeisterte. Mehr davon gibts am 20. Juli in der Schlosskirche von Meersburg.

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Juliette And The Licks

Gestern war ich das erste mal im Rohstofflager in Zürich. Dieses entpuppte sich als feine Konzert-Location mit klasse Atmosphäre. Besonders gut gefiel mir unser luftiger Standort während des Konzertes oben auf der Gallerie. Das war fast wie auf dem Berg – erhaben, gute Fernsicht, im Vergleich zu unten wenig Menschen. Nur die Luft war aromatischer. In den Bergen riecht das Gras irgendwie anders.
Aber dann kam sie. Und dann blieb mir die Luft ganz weg. Rockröhre und Energiebündel Juliette Lewis mit ihren Licks brachte in wenigen Minuten das ausverkaufte Lager zum kochen. Wie ein Irrwisch, mit vollem Körpereinsatz und pathetischen Rockposen fetzte das zierliche Mädel über die Bühne – das weibliche Iggy Pop Pendant. Die anfängliche Skepsis wegen der unausgewogenen Abmischung des Sounds konnte dem Tempo auf der Bühne nicht mehr standhalten und ich hab’s nur noch genossen.
Rohstoff Rock, pur und unverdünnt war das – den fantastischen Livequalitäten der Licks zu verdanken. Einfach ein geiles Konzert.

It was only Rock’n Roll but I liked it.

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Musikuss Ungereimtes Veranstaltung

Mr. John Cale im „Sohm“

Das „Conrad Sohm„, in einer alten Fabrikhalle ausserhalb Dornbirns untergebrachter Nachtclub, in dem schon viele Grössen der Musikszene gastierten, überraschte uns mit absolut angenehmer Atmosphäre und überwiegend jüngerem, bunt gemischtem Publikum. Nicht zu unübersichtlich und nicht zu klein – eine geniale Location für Live-Gigs.
Wenn es ein Konzert den Anfahrtsweg definitiv wert war, dann dieser zweistündige Auftritt von John Cale und seiner Band gestern Abend im Sohm.
Was der grosse, alte Meister der avantgardistischen Musik an seinem 65. Geburtstag dem Gehör zu bieten hatte, war erste Klasse.
Einen ausführlichen Konzertbericht gibt es im „Volksblatt„, der Tageszeitung von Lichtenstein, zu lesen.
Die erste Stunde stand ich direkt vor der Bühne. Mit unheimlicher Intensität und Konzentration begleitete Cale seine Songs mit Gitarre und Keyboard; voller Spannung auch die Wechsel zwischen knallig rockigen und entrückt wirkenden akustischen Stücken.
Ja, alt ist er geworden, der Cale, nicht so seine Ausstrahlung und Stimme, die bei mir immer noch Gänsehaut erzeugt.
Und nein, er war nicht in Geburtstagsfeierlaune. Eigenwillig ignorierte er die „Happy-Birthday“-Rufe aus dem Publikum und nach einem fulminant gespielten, über 10-minütigem „MaryLou“, verliess er nach knappem Abschied die Bühne und und liess sich auch nicht durch kaum enden wollenden Zugabe-Rufe und Klatschorgien seiner Fans zu einer Rückkehr überreden.