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Los Angeles

Coming into Los Angeles

„I’ll give you a bigger car for a special price“ sagte der Mann an der Alamo-Autovermietung routiniert. Den Kleinsten und Billigsten hatte ich gebucht, wohl zu klein, um 2 Rucksäcke, 2 Koffer und 2 Personen durch Kalifornien zu bugsieren. Möglicherweise gibts so was Niedliches gar nicht im Land der Superlative.

Müde von 24 Stunden Reise und einer Wartestunde auf das Auto, war mein Widerstand bald gebrochen, ich schaute mir die Upgrade-Wagen durch und als auch meine Kreditkarte einwilligte, führte mich der Mann zu einem Ford Escape Hybrid 4WD. Rundrum verstellbarer Sitz, Automatik, Übersicht, jede Menge Platz und Aircondition. Es sollte sich noch als gute Entscheidung erweisen.

Inzwischen wars spät, ich todmüde, draussen hatte es 90° Fahrenheit und auf den 6- bis 8 spurigen Strassen wurde munter rechts überholt – eine wahre Herausforderung, die mich aber vor dem Sekundenschlaf rettete. Lediglich „fünf Minuten entfernt“ sollte unser Motel vom Flughafen sein, auf der map waren es wenige mm. Distanz ist relativ. Schweissgebadet, einige Meilen und 20 Minuten später, um nach 23 Uhr, warfen wir endlich unser Gepäck ins Zimmer und liessen uns von den tieffliegenden Jets und den im Viertelstundentakt vorbeijaulenden Einsatzfahrzeuge in den Schlaf begleiten.

Entgegen aller Prognosen war ich am Morgen danach um 6 Uhr putzmunter. Das Frühstück bestand aus Donuts, Toast mit Butter und Marmelade auf Papptellern und Kaffee aus Styroporbechern. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber immerhin konnte man aus dem selben Becher gleich mehrere Kaffees trinken.

Da wir nichts anderes vorhatten, wollten wir testen, ob Los Angeles es wert ist, um 6 Uhr a.m. aufzustehen. Also beschlossen wir, erst mal nach Venice Beach und dann nach Hollywood zu fahren.

im Schatten von Hollywood

Auf dem Stadtplan sah es so aus, als wenn Hollywood von unserem Motel aus gleich mal um die Ecke wär. Das täuschte. Ganz arg. Die Dimensionen hier sprengten erst mal die Grenzen unserer Vorstellungskraft und erschlugen uns dann förmlich. LA ist nicht gross, LA ist monströs. Fast 2 Stunden kämpften wir uns durch den nicht minder monströsen Verkehr, dann waren wir an unserem vorläufigen Ziel.
Venice Beach ist ein quirliges, buntes Zentrum für durchtrainierte Los Angelenos, Touristen, Strassen- und Lebenskünstler. Der 4,5 km lange Strand ist fest in der Hand der Surfer, nachts gehört er den Obdachlosen und Gangs. Kleine Läden, Cafes und hübsche Häuschen reihen sich aneinander, doch die wenigsten, die hier flanieren, wohnen auch hier. Der grosse Rest kommt – vor allen Dingen am Wochenende – mit dem Auto. Dementsprechend rar sind die Parkplätze. Als wir nach der fünften Runde das Angebot eines Parkplatzdealers für 10$ die Stunde ausgeschlagen hatten, wurden wir endlich fündig. Das Schnäppchen versprach 2$ pro Stunde, zahlbahr in Quarters an der Parkuhr. Ich hatte noch keine Münzen und wollte schnell im Laden nebenan wechseln, da stand schon der Cop am Wagen und fummelte das 50$ Knöllchen an die Scheibe, alles Reden half nichts. Da wir noch Hollywood auf dem Programm hatten, reichte uns diese kostbare Stunde. Ein bisschen Beach-Life schnuppern, den Surfern zuschauen, dann machten wir uns vom Acker.
Auf der Durchfahrt präsentierten sich uns die Residenzen der Reichen und Schönen in Beverly Hills und Bel Air zugeknöpft und eingemauert in Hochsicherheitstrakts, der Versuch, einen Blick durch den Zaun zu werfen, wird durch fehlende Bürgersteige vereitelt – Gehen auf der Fahrbahn ist schlicht strafbar.
Hollywood machte auf uns einen sehr geschäftigen, aber leicht heruntergekommenen Eindruck. Auf dem 35 km langen Sunset Boulevard entdeckte ich an einer Ampel stehend zufällig das legendäre Wisky A Go Go, in dem einst Rock-Grössen wie The Doors, Janis Joplin, Led Zeppelin, Alice Cooper oder The Mothers of Invention ihre fulminanten Auftritte feierten.

Nachdem wir das Auto für 20$ auf einem bewachten Langzeit-Parkplatz untergebracht hatten, liessen wir uns mit den Menschenmassen über den Hollywood Boulevard treiben, vom berühmten Chinese Theatre zum 2001 speziell für die Oskar-Verleihungen entworfenen Kodak Theatre, über den Walk Of Fame an Michael Jacksons Stern vorbei zum Wax Museum und auf der anderen Strassenseite wieder zurück. Hollywood forever – das reichte.

Der Tag sollte enden mit einem Abstecher zum Laurel Canyon, ins legendäre Tal des Rock’n Roll. Als wir den Laurel Canyon Boulevard entlang fuhren, wurde mir klar: wenn sich unterschiedliche Adressen in LA in derselben Straße befinden, heisst das noch lange nicht, dass man von Punkt A nach Punkt B zu Fuß innerhalb eines Tages kommt… Wie auch teilweise in Beverly Hills, gab es gar keine Gehwege mehr, geschweige denn Parkmöglichkeiten. So fuhren wir auf der kurvigen, schmalen Strasse zum Lookout Mountain, erhaschten dort einen schnellen Blick auf die Smog-verhangene Skyline und folgten dann dem verschlungenen Verlauf des Mulholland Drive am Rücken der Santa Monica Mountains bis zum Wilacre Park. Dort erlebten wir Los Angeles von einer ganz anderen Seite. Junge und Alte, mit oder ohne Kinder, mehr oder weniger sportliche Jogger und Spaziergänger, meist in Begleitung von mehreren Hunden, drehten ihre Runden auf den sandigen Wegen hoch über LA und genossen offensichtlich den Blick auf die Stadt im Sonnenuntergang und die Ruhe des Parks in den Abendstunden.
So we did.

Die „Stadt der Engel“ ist ein Moloch. Mehr gespenstisch als glamourös, mehr furchteinflössend als faszinierend und mehr Alptraum als Traum.

Zurück fuhren wir an den Studios vorbei, auf der La Brea Avenue nach Inglewood. Die Füsse brannten. In einer panzerverglasten Imbissbude holten wir uns noch einen Burger und verzogen uns rasch in unser Hostel.

Für heute waren wir bedient. Restlos.

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