Der Fählensee. Es zieht mich immer wieder hin. Inzwischen ist dieser zauberhafte Flecken zu einem Zufluchtsort geworden.
Kachelmann hatte leider – oder Gott sei Dank? – wieder mal versagt. Keine Sonne lachte aufmunternd vom blau entspannten Himmel. Stattdessen grimmiges Morgengrau. In Brülisau verteilte ein ausgewachsener Sturm das Grauen in die umliegende Bergwelt und liess mich einen kurzen Moment an Umkehr denken. Doch die ungemütliche Wetterlage lockte offenbar keine anderen Wanderer an und versprach einsame Bergwege.
Wie schön, daß sich meine geliebten Stein-Brüder und -Schwestern mit meinem Seelenleben solidarisch zeigten.
Ein Gedanken- und Gefühlstornado tobte während der vergangenen Tage ungehemmt durch mein Seelenlandschaft, wirbelte alles durcheinander. Weltbilder implodierten leise und hinterliessen ein verzagtes Vakuum.
Ohne Filter mit fehlenden Worten dem Unbegreiflichen ausgesetzt.
Ein langer Marsch in den Felsentempel ist nötig, um Herz- und Seelenfragmente aufzuräumen.
Der Wind lässt weiter oben nach. Wie erhofft, treffe ich keine Menschenseele. Genügend Leere zwischen den Steinen um zu bersten.
Laufen. Raus aus dem menschgemachten Chaos. Steine anbeten. Schauen. Die rauhe Zärtlichkeit der Felsen spüren.
Oben am Alpsteinfjord treffe ich eine Frau mit Hund und Kamera. Eine angenehme Begegnung.
Wir wechseln Worte und fangen mit unseren Linsen Stimmungen ein.
Ein Ort zum niederknien. Ich setze mich aber lieber auf einen Fels und esse mein Brot.
Weitergehen. Zurück. Nebel zieht auf, verschleiert die Bergwelt. Für heute habe ich genug gesehen.
Die Beine werden langsam schwer.
Mit aufgeräumten Herz und sekundenschlafend nach Hause.
Das Weltbildvakuum verleiht dem Sein eine Leichtigkeit.