Schöner Abschluss
Zapfig war’s am Morgen, die Scheiben meines fahrenden Raumwunders gewährten mir keine Sicht auf erwachende Berge, nächtlicher Frost hatte sie weiß belegt. Kein Wunder, minus 5° Celsius zeigte das Thermometer.
In der gemütlichen, mollig warmen Küche des Campingplatzes ließ es sich bei einem ausgiebigen Frühstück vorzüglich aufwärmen und eine Tour planen.
Nach dem Frühstück hatte die Sonne die Scheiben freigeleckt, so fuhr ich nach Plaun da Lej, wo ich noch einen allerletzten Parkplatz fand – der prächtige Herbst-Samstag zog viel Wandervolk ins schöne Tal.
Vom Ristorante Murtaröl stieg ich durch den Wald zum Sonnenhang, wo das hübsche Dorf Grevasalvas liegt, dann weiter ziellos Richtung Lägh dal Lunghin. Die wärmende Sonne war eine Wohltat nach dem frostigen Morgen. Ein Schwatz hier, ein Plausch da, doch je höher ich kam, desto weniger Menschen traf ich. Herrliche Aussicht auf den Silser See und die gegenüberliegenden Berge ließen mich immer wieder innehalten und schauen.
Bei Plaun da Grand angekommen, zeigte ein Blick auf die Uhr, dass keine großen Sprünge mehr möglich sind, zum Lunghinsee war es nicht mehr sehr weit, aber ich kannte die Wegbeschaffenheit nicht und in die Dunkelheit wollte ich auf keinen Fall kommen. Den Lej Nair kannte ich schon von einer früheren Wanderung, so stieg ich weglos auf den Hügel links vom Weg und stieß dort oben auf ein hübsches, namenloses Seelein.
Inzwischen war von der Sonnenwärme nicht mehr viel zu spüren, ein strammer, kalter Wind pfiff mir um die Ohren, ich war froh um meine Daunenjacke und machte mich bald auf den Rückweg. Der Weg lag nun bald schon überwiegend im Schatten, der mir immer vorauseilte. Erst kurz oberhalb von Grevasalvas holte ich ihn ein und trat ich wieder in die Sonne. Wie auf einer Sonneninsel lag das Dorf still über dem Silser See.
Zurück am Campingplatz mischte ich mich unters Volk in der warmen Küche und trollte mich nach Abendbrot und Katzenwäsche in die nicht mehr so kalte Nacht und schlief wie eine Bärin.
Mit einer kleinen Runde um den nahegelegenen Lej Marsch schloss ich vor der Heimfahrt die diesjährige Engadin-Saison, der graue Morgen machte mir den Abschied etwas leichter.

































