Hitzeflucht
Hermann Hesse hatte eine lebenslange Liebesaffäre mit dem Engadin, bei mir dauert sie immerhin schon 12 Jahre. Die Natur und Bergwelt im Engadin, vor allem im Oberengadin, sind für mich seit meinem ersten Besuch das Paradies. Es ist das besondere Licht, aber auch die Farben, die Stille und das Duftpanorama, welche die Magie dieser Gebirgslandschaft ausmachen.
2013 bin ich während der Vorbereitungen für meine erste selbstgebastelte Nepal-Trekkingtour, auf der Suche nach einfach zu besteigenden 3000ern, das erste mal im Engadin gelandet.
Ich fuhr frühmorgens los nach Pontresina, stieg auf den Piz Languard, verzehrte mein Vesper, stieg wieder hinunter und war begeistert.
Da ich mich nicht auskannte, hatte ich das Auto trotz Parkverbot oben im Dorf an der etwas abgelegenen Schule parkiert. Am Sonntag ist da ist eh nix los, dachte ich.
Als ich vom Berg zurück kam, klemmte ein Zettel am Scheibenwischer, worauf handschriftlich stand: „Sie stehen hier im Parkverbot, wofür Sie eigentlich eine Busse von xx,xx Sfr entrichten müssten. Weil Sie aber ein ausländisches Kennzeichen haben, gehen wir davon aus, dass Sie mit den Parkregelungen in Pontresina nicht vertraut sind und verzichten auf die Bussgeldforderung. Es würde uns freuen, Sie in Pontresina bald wieder begrüßen zu dürfen, deshalb finden Sie anbei einen Dorfplan, auf dem alle regulären Parkplätze eingezeichnet sind.“
Satt an Schönheit und voller Glück fuhr ich nach Hause.
Seit diesem Tag ist das Engadin meine längste Liebesaffäre und ich habe seither 48 Bergtouren dort gemacht, immer auf regulären Stellplätzen parkiert, freundliche, entspannte, Zufriedenheit ausstrahlende Menschen kennengelernt und viele tolle Geschichten erlebt.
Gestern traf ich auf dem Gipfelbänkchen an der Fuorcla Grevasalvas ein sehr nettes Engadiner Paar und wir plauderten über 1 Stunde miteinander. Am Ende meinten sie, ich hätte die Ehrenbürgerin des Engadin verdient, weil ich an mehr Orten dort war als sie.





























